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Stuttgarter Kickers Trainer Dirk Schuster: „Wir müssen ganz schnell in der Liga ankommen“

Nach dreijähriger Abstinenz möchten die Stuttgarter Kickers mit einem guten Saison-Start die Basis für eine erfolgreiche Saison legen. Die Konkurrenz um den Klassenerhalt ist zahlreich und exzellent besetzt. Bei Hansa Rostock soll ein erstes Ausrufezeichen gesetzt werden.

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Stuttgarter Kickers Trainer Dirk Schuster: „Wir müssen ganz schnell in der Liga ankommen“
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Kickers-Trainer Dirk Schuster ist ein akribischer Arbeiter, der seine Spieler in der Saisonvorbereitung gleichermaßen gefordert und gefördert hat. Auch wenn sicherlich die individuelle Klasse bei einigen seiner Spieler mit dem Großteil der anderen Teams nicht mithalten kann, so haben die „Blauen“ schon in mehreren Vorbereitungsspielen demonstrieren können, dass sie über spielerische und kämpferische Stärken verfügen, die für andere Gegner durchaus ein Problem darstellen könnte. Gegen das europäische Spitzenteam FC Schalke 04 wurde nur knapp mit 0:1 verloren. Gegen den ehemaligen Europapokalsieger Celtic Glasgow wurde gar ein sensationeller 1:0 Erfolg bejubelt. Für den chronisch ehrgeizigen Schuster jedoch sind diese Spiele von keiner größeren Relevanz: „Ergebnisse sind völlig uninteressant. Wichtig war für uns, wie sich die Mannschaft zu dem jeweiligen Zeitpunkt präsentiert. Gegen Schalke war klar, dass wir direkt nach dem Trainingslager etwas müde waren und deshalb auch verdient verloren haben. Den Sieg gegen Celtic wissen wir auch richtig einzuschätzen, weil die Schotten eine Mannschaft gestellt haben, die nicht vergleichbar ist mit denen in der Liga oder der Champions League. Dennoch war das Ergebnis gut fürs Selbstvertrauen, während man gegen Schalke sah, dass nicht alle Bäume in den Himmel wachsen.“

Die letzten 18 Monate waren ohne Frage eine wahre Erfolgsgeschichte der Stuttgarter Kickers. Deshalb sehen viele Experten auch eine große Gefahr, wenn nach den zwei Niederlagen in diesem Zeitintervall nun weitere Pleiten folgen werden. Der Umgang mit diesen Rückschlägen ist man am Degerloch nicht gewohnt. Deshalb wird es hochinteressant sein zu beobachten, wie die Kickers reagieren werden. Schuster hat Vorkehrungen getroffen, wie er der „Stuttgarter Zeitung“ anvertraut hat: „Konkret damit umgehen kann man ja erst, wenn es so weit ist. Wir haben aber auf jeden Fall über diese Möglichkeit gesprochen, damit man in diesem Fall nicht in die üblichen Verhaltensmuster fällt: nämlich aufgrund von Schuldzuweisungen, Glück oder Schiedsrichterentscheidungen drei Tage mit einer negativen Grundeinstellung herumzulaufen. Wir werden die richtigen Lehren daraus ziehen müssen, nachdem die dritte Liga für fast alle Neuland ist und kaum Erfahrungswerte vorhanden sind.“

Auf die Praxis bezogen, hat das nach Ansicht von Schuster folgende Auswirkung: „Jedes Spiel ist für uns ein Spiel zum Lernen, aber auch ein Spiel, in dem wir den nötigen Siegeswillen zeigen müssen, weil jeder Verein an Ergebnissen gemessen wird und wir nicht die Zeit haben, ein halbes Jahr lang nur zu lernen. Deshalb müssen wir ganz schnell in der Liga ankommen.“

In den Heimspielen im Stuttgarter Degerloch-Stadion war es in der jüngeren Vergangenheit so, dass sich der kleine schwäbische Traditionsverein oft sehr schwer getan hat, wenn es darum ging, in den Heimspielen dem tief stehendem Gegner sein eigenes Spiel aufzudrücken. Für Schuster stellen sich die Situationen völlig anders dar, weil die Ansprüche nun andere sind: „Wir werden eine ganz andere mentale Situation haben als letzte Saison, als wir aufsteigen wollten, ja fast mussten. Jetzt werden wir in vielen Spielen nicht als hoher Favorit gelten. Wir müssen unsere Tugenden, den Teamspirit in die Waagschale werfen, um bestehen zu können. Ich glaube aber, dass wir eine Mannschaft haben, um die nötigen Punkte für die Zielstellung zu holen, die nur Klassenverbleib heißen kann“, lässt er die „Stuttgarter Zeitung“ wissen.

Die Kickers sind hochambitioniert. Das erkennt man neben einer sehr gezielten Vorbereitung auch daran, dass der Kader in großem Umfang verändert worden ist. Sieben neue Spieler wurden an Land gezogen, damit soll ein neuer Konkurrenzdruck in den letztjährigen Erfolgskader gebracht werden. Der 44-jährige Schuster beurteilt dies so: „Das ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite wollten wir das Gesicht der Mannschaft nicht verändern, weil es im deutschen Fußball nicht alltäglich ist, wie die sich auf und neben dem Platz verhält. Zudem haben wir letzte Saison mit einem relativ kleinen Kader gearbeitet, in dem Plattek und Kandazoglu von der U 23 fast Kaderspieler waren. Jetzt haben wir noch vier Spiele mehr, und natürlich wollten wir in der dritten Liga mehr individuelle Qualität reinbringen, um den Konkurrenzkampf zu erhöhen und Spieler zu haben, die ein Spiel auch mal alleine entscheiden können.“

Viel wird natürlich auch in der Vorbereitung über die Thematik Konkurrenzkampf gesprochen. Der Coach selbst hat bei diesem Sachverhalt seine eigene Meinung: „Das hat jeder Spieler selbst in der Hand, weil es sich bei uns allein über die Leistung definiert. In der Vorbereitung haben wir allen so ziemlich die gleichen Einsatzzeiten gegeben. Vor diesem Hintergrund habe ich gegen Celtic auch die Torhüter nochmals jeweils eine Halbzeit spielen lassen.“

Taktische Flexibilität ist ein wichtiges Element im modernen Fußball. Je nach Spielsituation immer wieder auf einen neuen Spielstand oder auch Spielverlauf reagieren zu können, kann es dem Gegner sehr schwer werden, vor allem, wenn ihn dies überraschend treffen sollte. Der ehemalige Verteidiger präsentiert seine Vorstellungen: „Wir wollen im 4-2-3-1 mit zwei Sechsern spielen, das aber auch ganz schnell übergehen kann in ein 4-1-4-1, wo wir nach vorne zwei Zehner haben. Wir wollen die Mannschaft auf keinen Fall in ein Schema F zwängen, sondern sie soll auch selbst Verantwortung übernehmen. Wir haben mit dem gesetzten Innenverteidiger Julian Leist und dem Mittelfeld eine richtig gute Achse, und vorne einen Stürmer, von dem wir noch etwas mehr Torgefahr erwarten.“

Wenn neue Spieler hinzukommen, bedeutet das im Umkehrschluss auch, dass für andere Akteure im Kader kein Platz mehr ist. Mit Sandro Abruscia und Philipp Türpitz mussten zwei große Talenten den Kickers Kader verlassen. Schuster hat folgende Meinung dazu: „Es tut nicht unbedingt weh, aber es ärgert mich, dass sie in ihrer Entwicklung stagniert sind. Vor allem bei Türpitz, wo sämtliche Beteiligte – also auch er und sein Berater – der Meinung waren, dass eine Luftveränderung für ihn das Beste ist. Sandro wollte ich nicht unbedingt abgeben, aber bei ihm kamen Verletzungen dazu – und am Ende haben wir vielleicht einen Tick zu lange gewartet. Dass ein Spieler dann von sich aus aktiv wird, muss man akzeptieren.“

Demokratie ist auch bei den Kickers ein eminent wichtiges Gut. Dies erklärt der Cheftrainer, wenn es um die Auswahl der Transfers geht: „Alle drei – da schließe ich meinen Co-Trainer Sascha Malchow mit ein. Wir waren uns bei allen Personalien einig, die abgegeben wurden oder gekommen sind.“

Da selbstverständlich das akribische Arbeiten auch in der 3. Liga beibehalten wird, sollen die Gegner genauestens beobachtet werden. Schuster gibt einen Einblick, wie dieses System funktioniert: „Wir haben drei Vertrauensleute gefunden, die den süddeutschen, ostdeutschen und westdeutschen Raum abdecken, Und dann gibt es über die TV-Anstalten ja noch die Möglichkeit, sich eine DVD zu besorgen, auch wenn man da die Totale auf dem Platz nicht im Blick hat.“

Die Serie wird lang werden. 38 Saisonspiele werden es am Ende sein. Hinzukommen noch Pokalspiele und Testkicks. Auf die Frage der „Stuttgarter Zeitung“, ob seine Spieler in dieser Spielzeit einen langen Atem brauchen, antwortet der Übungsleiter: „Auf jeden Fall – und den werden wir auch haben. Dazu kommt ja noch der WFV-Pokal, wo wir als Drittligist die Aufgabe haben, den zu gewinnen – auch wenn wir da nicht die Einzigen sind.“

Quelle: stuttgarter-zeitung.de

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