Die Heimbilanz bot reichlich Luft nach oben. So konnte in den jüngsten zehn Heimspielen nur einmal gewonnen werden. Eine Serie, die an den Aufstieg nicht denken lässt. Umso mehr bejubelten die Akteure des RWE den wichtigen 4:2 Heimerfolg gegen einen SV Sandhausen, der vor allem in der ersten Halbzeit nicht zeigen konnte, warum man einen Aufstiegsplatz belegt. Der Sturz als Spitzenreiter war vor allem Marcel Reichwein zu verdanken, der alle vier Treffer erzielte und zum Matchwinner aufstieg.
Kein Wunder, dass er auf den Zaun gebeten wurde und mit Megaphon bewaffnet, sich mit den Fans auf den Saisonendspurt einstimmte. Auch der verbal eher scheue Erfurter Präsident Rolf Rombach zeigte sich verbal äußerst offensivstark: „Mit dem Sieg haben wir ein Zeichen gesetzt und die Endrunde im Aufstiegskampf eingeläutet.“ Der umtriebige Präsident hat Recht, denn der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt gerade einmal drei Zähler. Eine machbar Differenz, die mit Leistungen wie am Wochenende ohne Weiteres aufgeholt werden können. Was auch Rombach bestätigt: „Wer Sandhausen so dominiert, kann oben angreifen.“
Stefan Emmerling ist vom Naturell her eher ein bodenständiger Typ. So möchte er das Wort Aufstieg auch nicht in den Mund nehmen und spricht lieber von Herausforderungen, die in den nächsten Wochen auf den ehemaligen DDR-Oberligisten warten. Emmerling zeigt große Freude, wenn er auf die „brisanten Wochen“ blickt, dennoch mahnt er zur Vorsicht. Immerhin wartet am nächsten Samstag mit Wacker Burghausen eine spiel- und kampfstarke Mannschaft auf die Rot-Weißen.
Trotz all der Freude über das berauschende Spiel darf jedoch auch nicht der Mantel des Schweigens über die Defensivleistung gelegt werden. So wurden trotz der Kombinationsfreudigkeit erneut die Schwächen bei Standardsituationen sichtbar. Wie schon im Spiel gegen Regensburg wurden zwei Gegentore durch Kopfbälle nach Standards kassiert. Eine Schwäche, die in den nächsten Wochen intensiv im Training geübt werden sollte und auch geübt wird, sofern man Trainer Emmerling kennt.
Eine Seltenheit gelang hingegen Stürmer Marcel Reichwein, der alle vier Tore für seine Farben erzielen konnte. Oft erwies sich der 26-Jährige als Chancentod und vergab klarste Möglichkeiten. Auch im Abschlusstraining am Freitag zeigte er sich als ineffektiver Torschütze und vergab sogar klarste Möglichkeiten. Selbst das leere Tor konnte der talentierte Stürmer nicht treffen, dem es zuweilen an der nötigen Ruhe vor dem gegnerischen Tor fehlt. Gegen den SV Sandhausen war offensichtlich sein Glückstag, denn im Spiel zeigte er sich im Vergleich zum Training wie ausgewechselt und erzielte sogar einen lupenreinen Hattrick. Vielleicht war das Spiel gegen den SVS der beste Tag in seiner Profikarriere. Doch Reichwein ist das genaue Gegenteil von einem Selbstdarsteller. So gibt er artig die Komplimente an seine Kollegen weiter. So lobt er sein Team als „fantastisch spielende Mannschaft“. Wenn Reichwein seine vielen Fähigkeiten auch in den nächsten Wochen nur ansatzweise zeigen kann, so dürfte es für Rot-Weiß Erfurt extrem schwer werden, den Torjäger auch über das Saisonende hinaus zu halten.
Derzeit belegt Rot-Weiß Erfurt den siebten Platz. Der Abstand auf einen direkten Aufstiegsplatz beträgt schon neun Zähler. Daher ist für die Thüringer, wie für viele andere Teams auch, der Relegationsplatz drei derzeit das Ziel aller Träume.
Reichwein und seine persönliche Sternstunde
Rot Weiß Erfurt scheint seinen Heimfluch besiegt zu haben. Mit 4:2 konnte der SV Sandhausen geschlagen werden. Ein Sieg, der die Aufstiegshoffnungen der Thüringer wieder ein Stück weit realistischer erscheinen lässt.
Datum der Veröffentlichung: 19.03.2012 19:17 Uhr | Autor: Henning Klefisch
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Quelle: kicker.de
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