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RB Leipzigs-Sebastian erinnert sich: „Bei Hansa hab ich das gesamte Spektrum an Emotionen erlebt“

Mittlerweile 29 Jahre alt ist Defensivspezialist Tim Sebastian schon. Er hat in seiner Karriere schon einiges erleben dürfen. Seit 2010 spielt der Blondschopf für RB Leipzig. Am Samstag wird er gegen den Verein spielen, bei dem er insgesamt zehn Jahre unter Vertrag gestanden hat und die Entwicklung vom Jugendspieler zum Bundesligaspieler machen durfte. Die Rede ist vom FC Hansa Rostock, die in der Leipziger Red-Bull-Arena auf Sebastians jetzigen Arbeitgeber RBL treffen werden. Für die „Hansa-Kogge“ hat Sebastian insgesamt 133 Partien absolviert, in denen er sich den Ruf des Publikumslieblings erwerben konnte. Beim Spiel am Samstag wird er wahrscheinlich eher ausgepfiffen werden. Im Interview auf der Vereinshomepage von Rasenballsport Leipzig nimmt er ausführlich Stellung zu diesem ganz besonderem Match für ihn.

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RB Leipzigs-Sebastian erinnert sich: „Bei Hansa hab ich das gesamte Spektrum an Emotionen erlebt“
Foto: RB Leipzig
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Sebastian erklärt seinen Spitznamen „Kogge“

Liebevoll hört Tim Sebastian auch auf den Spitznamen „Kogge“. Nun klärt er auf, wie er den tatsächlich zu diesem Spitznamen gekommen ist: „Den Namen hat mir Ingo Hertzsch verpasst. Bei mir bot sich das natürlich an, nach zehn Jahren bei Hansa. Aber ich muss sagen, dass ich das viel entspannter finde, wenn man jemanden mit seinem Spitznamen anredet. Das wirkt einfach persönlicher und schweißt eine Mannschaft nochmals zusätzlich zusammen. So hat halt jeder bei uns seinen Spitznamen.“

„Das wird sicherlich ein sehr emotionaler Moment werden“

Für Sebastian bedeutet diese Partie zugleich auch eine echte Premiere, denn er muss sich nun zum ersten Mal in seiner Karriere mit dem Verein messen, bei dem seine Profikarriere begonnen hat und dem er allein schon deshalb enorm viel zu verdanken hat. Über seine Gefühlswelt berichtet er nun wie folgt: „Das ist schon komisch. Obwohl, komisch ist das falsche Wort. Ich kann es eigentlich gar nicht beschreiben, was es ist, weil ich nicht weiß, was es in mir auslöst. Das wird sicherlich ein sehr emotionaler Moment werden, auch wenn ich im Prinzip nur noch Jörg Hahnel und das Betreuerteam kenne. Eigentlich habe ich immer versucht, auf dem Platz gewisse Emotionen zu unterdrücken, weil ich der Meinung bin, dass das teilweise hinderlich sein kann. Aber das wird am Wochenende nicht möglich sein. Auf der anderen Seite kann einen das auch zu Höchstleistungen antreiben. Dieser Extrakick eben.“

„Das war eine wahnsinnig interessante Zeit“

Ein ganzes Jahrzehnt hat der gebürtige Leipziger an der Ostsee verbracht. Sehr vielseitige und konträre Erfahrungen hat er machen dürfen, wie er nun verraten hat: „Im Rückblick ist das natürlich eine gewaltige Spanne. Das war eine wahnsinnig interessante Zeit, mit richtig geilen Erfolgen aber auch heftigen Rückschlägen. Bei Hansa habe ich also das ganze Spektrum an Emotionen erlebt.“

„So ein Erlebnis bleibt immer im Gedächtnis“

Ein ganz besonders emotionales Erlebnis stellte für ihn der Aufstieg in die Bundesliga dar. Damit haben sich die Kicker des FCH in die Geschichtsbücher des Vereins gespielt. Sebastian erinnert sich: „Ganz klar der Aufstieg in die 1. Bundesliga 2007. So ein Erlebnis bleibt immer im Gedächtnis. Wir mussten am letzten Spieltag gegen Unterhaching unbedingt gewinnen. Und dann haben wir tatsächlich in der 85. Minute das 3:1 gemacht. Die Stimmung im Stadion – sensationell! Das kann man gar nicht beschreiben. Dieses unheimlich euphorische Publikum, es war so laut im Stadion, uns fiel eine tonnenschwere Last ab. Dieser Moment schweißt zusammen! Ich stehe immer noch im engen Kontakt mit Marcel Schied oder Amir Shapourzadeh . Dieses Spiel ist fast immer ein Thema bei uns. Ich vergleiche das gern mit der Partie in Lotte. Obwohl das wir zwei Ligen weiter unten war, ist auch der Moment für immer hängen geblieben.“

„Am Ende brach eine Welt für uns zusammen“

Als Negativbeispiel kann ganz gewiss der Abstieg aus der zweiten in die dritte Liga gezählt werden, der vor allem sehr überraschend dahergekommen ist. In zwei Relegationsspielen hat man gegen den Dritten der 3. Liga, den FC Ingolstadt 04, verloren. Ein echter Schock für den gesamten Verein, die Stadt und die Region, wie er sich erinnern kann: „Umgekehrt habe ich den Abstieg in die 3. Liga (2010) mitgemacht. Das war extrem ernüchternd, weil niemand vor der Saison auch nur im Traum daran gedacht hat, dass das überhaupt passieren könnte. Die beiden Relegationsspiele waren psychisch dermaßen beanspruchend, da brach am Ende eine Welt für uns zusammen.“

„Rostock ist für uns immer ein zentraler Anlaufpunkt“

Folgende Verbindungen nennt Sebastian, wenn er über seine Zeit beim FC Hansa Rostock spricht: „Rostock ist für uns immer ein zentraler Anlaufpunkt, wir haben viele Freunde dort und ein Haus, was wir mit Ken Leemans an einen Hansa-Spieler vermieten. So schließt sich irgendwie wieder der Kreis.“

Sebastians Werdegang von der eigenen Jugend in den Profikader

Besonders die Tatsache, dass er als Jugendspieler den Sprung in das Profiteam geschafft hat, macht ihn immer noch sichtlich stolz. Insgesamt kann Tim Sebastian stolze 231 Partien aufweisen. Eine stolze Zahl, wenn man sich auch einmal die damalige Konkurrenzsituation für Sebastian vor Augen führt. Gerne spricht er über diese Zeit: „Man muss sich vorstellen: man schafft es im eigenen Verein als Nachwuchsspieler in die erste Mannschaft. Plötzlich war die Schwelle erreicht, die ein Bewusstsein in mir ausgelöst hat, dass man mit harter Arbeit, einem starken Glauben an ein Ziel und ein bisschen Glück etwas Großes erreichen kann. Das hat sich in mein Bewusstsein eingeschweißt.“

„Ich bin jemand, der langfristig denkt“

Seit dem Sommer 2010 spielt er mittlerweile in seiner Geburtsstadt bei RB Leipzig. Auch diese dreieinhalb Jahre sind in der heutigen Zeit für einen Profi schon enorm lange. Er macht deutlich, dass er sich beim Team aus der Messestadt bestens aufgehoben fühlt. Konstanz ist für ihn ein ganz wesentlicher Faktor: „Ja! Ich bin jemand, der langfristig denkt. Bei mir ist es so: Ich brauche eine gewisse Zeit, um Leute kennenzulernen. Ein Jahr ist da eigentlich das Minimum, um wirklich zu verstehen, wie die Mannschaft und der Betreuerstab im Detail ticken. Am Ende macht das einen großen Teil des Mannschaftserfolges aus.“

„Wir haben gelernt zu siegen und zu verlieren“

Nicht nur emotional, sondern auch sportlich hat er sich durch konstant starke Leistung eine echte „Wohlfühloase“ aufbauen können. Sicherlich ist Sebastian nicht mehr der unumstrittene Stammspieler. Dies ist ihm durchaus bewusst. Dennoch stellt er sich eindeutig in den Dienst der Mannschaft. Dies ist vielleicht auch eine Tugend, die ihn auch innerhalb der Mannschaft so beliebt macht. Zu seiner Rolle innerhalb der Mannschaft kann er folgendes erklären: „Ich habe in der Hinrunde ziemlich viel gespielt, zuletzt mehr als Einwechsler. Aber auch das finde ich eine wichtige Rolle! Gerade unsere Mannschaft hat in den letzten zwei Jahren unheimlich von unseren Einwechslungen profitiert! Das zeigt, dass eine sehr gute Qualität in ihr steckt. Das zeigt aber auch, dass sich die Spieler mit ihrer Rolle als Einwechsler identifizieren. Auch mir ist bewusster geworden, dass alle von dem Erfolg profitieren. Nicht nur die ersten Elf. Sondern alle!“ Und er präzisiert seine Aussage ein wenig, wenn er sagt: „Im Grunde haben wir gelernt zu siegen und verlernt zu verlieren. Klar mussten auch wir Niederlagen einstecken. Aber wie eine Niederlagenserie aussieht, wissen wir nicht. Es ist unheimlich cool zu wissen, wenn wir auf den Platz gehen und alles geben, dann gewinnen wir dieses Spiel. Und das schweißt auch unheimlich zusammen.“

„Man kann zumindest alles investieren“

Die Motivation und der Ehrgeiz sind zwei ganz wesentliche Faktoren, warum RB Leipzig nach Ende der Hinrunde auf einem hervorragenden zweiten Tabellenplatz steht. Dies würde den direkten Aufstieg zur Folge haben. Sebastian macht deutlich, dass der unbändige Kampfgeist und die absolute Leistungsbereitschaft Tugenden sind, die die Spieler von den „Bullen“ ausmachen: „Also ich finde es besser so, als wenn man verlernt hat zu siegen und sich mit einer Niederlagenserie auseinandersetzen muss. Darüber hinaus schärft unser Trainer jeden Tag aufs Neue, dass die Siege eben nicht von alleine kommen. Uns ist allen klar, dass wir im Training den Grundstein dafür legen. Natürlich gibt es auch Tage, an denen der Gegner besser ist oder wir einen schlechten Tag erwischen. Aber man kann zumindest alles investieren!“

„Die Reaktionen der RB-Fans fand ich genial“

Rund 6000-Hansa-Anhänger werden ihr Team am Samstag lautstark unterstützen. Die Polizei hat diese Begegnung zu einem Hochsicherheitsspiel deklariert. Eine völlig andere Fankultur im Vergleich zu den Anhängern von RB Leipzig. Dennoch zollt Sebastian den Fans seines jetzigen Vereins großen Respekt, denn er rechnet vor allem die Ironie und die totale Unterstützung des eigenen Teams sehr hoch an: „Die Rostocker Fans lieben ihre Mannschaft - so wie alle Anhänger ihre Vereine. Sie identifizieren sich auch im alltäglichen Leben mit Hansa. Sicherlich ist der Grad ziemlich schmal, positiv aufgeladen zu sein und die Mannschaft richtig anzufeuern und dem Grad, wenn es nicht läuft. Dann schlägt das manchmal ins Aggressive um. Bis jetzt fand ich die Reaktionen von unseren Fans beispielsweise genial! Sie haben uns stets angefeuert und erst gar nicht versucht, negativ auf den Gegner einzugehen. Sie kontern gekonnt mit Ironie – da kommt dann vom Gegner gar nichts mehr. Und ich finde auch: zu einer guten Fanszene gehört, dass man seine Mannschaft positiv unterstützt und nicht versucht, den Gegner negativ zu attackieren. Das imponiert mir bei unseren Fans!“

„Rostock ist eine Wundertüte“

Sportlich kann man Hansa Rostock sehr schlecht einschätzen. Nach einem guten Saisonstart hat der FCH zwischenzeitlich ein wenig geschwächelt, ehe man sich zuletzt wieder deutlichst fangen konnte. Sebastian hat die Unberechenbarkeit des Gegners bereits erkennen können: „Rostock ist eine Wundertüte. Nach einer Durststrecke sind sie wieder auf dem aufsteigenden Ast. Sie haben nicht die doppelte Besetzung und 25 gleichwertige Spieler wie wir. Aber ich denke mit ihren Fans im Rücken werden sie alles daran setzen, uns zu schlagen. Sie werden sich nicht hinten reinstellen und hoffen, dass der liebe Gott hilft. Die Mannschaft wird uns kämpferisch und spielerisch alles abverlangen. Auf jeden Fall werden sie versuchen uns zu provozieren. Aber das ist eigentlich bekannt. Das probieren viele Mannschaften gegen uns. Wir dürfen uns nur nicht von der hitzigen Atmosphäre anstecken lassen und müssen unser Ding durchziehen - dann bin ich sehr optimistisch!“

15 000 Euro teures Fangnetz

Die Atmosphäre wird in der Tat bei dieser Partie sehr aufgeladen sein. Einige gewaltbereite und gefährliche Hansa-Fans werden auch erwartet. Deshalb kann auch das Werfen von Gegenständen erwartet werden. Damit sich die Spieler zukünftig sicher fühlen können, wird ein neues Fangnetz vor dem Gästeblock aufgebaut werden. Damit sollen die Kicker vor möglichen Wurfgeschossen geschützt werden. Rund 3000 Quadratmeter ist das Netz groß und immerhin 15 000 Euro teuer.

Netz wird zur Dauer-Einrichtung in der WM-Arena

RBL-Sicherheitschef Uwe Matthias äußert sich gegenüber der „Bild-Zeitung“ zu dieser Thematik wie folgt: „Bisher reichte es aus, wenn wir unsere Spieler bei Ecken mit Regenschirmen schützten.“ Da viele gegnerische Fans sich als sehr wurffreudig gezeigt haben, werden die Netze nun zu einer Dauer-Einrichtung in der WM-Arena.

2000 Polizisten und 500 Ordner sind im Einsatz

Die Hansa-Fans werden in eine Art Käfig gesteckt. Auch der Aufwand rund um das Stadion wird enorm sein. So werden bis zu 2000 Polizisten und 500 Ordner im Einsatz sein. Eine neue Dimension für den Aufsteiger aus der Regionalliga Nordost. Die Polizisten und Ordner werden von Sprengstoff-Hunden begleitet, die nach Pyrotechnik suchen sollen. Noch einmal Matthias: „Die Kontrollen an den Eingängen werden umfangreich sein. Wir werden aber alles tun, damit es nicht zu Krawallen im Stadion kommt.“

Ex-Lok-Leipzig Boss kümmert sich um Hansa Hools

Bekanntlich hat der FC Hansa Rostock in den letzten zwei Jahren stattliche 178 000 Euro an Geldstrafe für Raketen, Böller und einen Platzsturm gezahlt. Damit von den FCH-Chaoten nicht jetzt schon irgendwelche Vorbereitungen getroffen werden können, wird das Stadion rund um die Uhr bewacht sein. Der ehemalige Lokomotive Leipzig-Präsident Steffen Kubald wird sich um die Fans des FC Hansa kümmern. Dazu weiß Matthias zu berichten: „Er ist kein RB-Angestellter. Aber ein leitender Angestellter des Sicherheitsdienstes. Wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden.“

Quelle: dierotenbullen.com

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