„Am Ende ist es egal, wer die Binde trägt“
Zuletzt kam durchaus etwas Verwirrung auf, weil Daniel Ziebig im Landespokal gegen Dessau 05 anfangs auf der Ersatzbank gesessen hat. Dafür ist Anton Müller als Kapitän in diesem Spiel nominiert worden. Ziebig erklärt die Hierarchie in der Kapitänsfrage wie folgt: „Kapitän bin ich, aber es ist richtig: Anton hat das in Dessau übernommen. Bei uns ist es so: Maik Wagefeld, Anton und ich sind die drei Erfahrensten in der Mannschaft und bilden den Mannschaftsrat. Am Ende ist es egal, wer die Binde trägt. Wichtig ist, dass die Mannschaft geführt wird.“ Und im Fall der baldigen Rückkehr der Wagefeld wird es folgendes Szenario geben, wie er deutlich macht: „Maik ist Kapitän, an zweiter Stelle komme ich. Und so bleibt es.“ Und er sieht keine Parallele zu Michael Ball und Philipp Lahm. Dies stellt er schnell klar: „Ja, aber diese Diskussion wird es bei uns nicht geben. Maik ist der Chef.“
„Auch ein Landesligist kann gefährlich werden“
Der Drittligist aus Halle tat sich sichtlich schwer richtigen Druck gegen den Außenseiter aus Dessau aufzubauen. Letztlich kam es zu einem äußerst mühevollen Sieg dank einer schönen Einzelleistung: „Das stimmt. Ich sage das schon immer. Auch ein Landesligist kann uns gefährlich werden. Sicher hatten wir mehr Chancen, aber wenn man nur ein Tor zur Pause geschossen hat, sieht man ja, wie es enden kann. Die können alle kicken, das dürfte nun auch dem Letzten bei uns klar sein. Unser Glück war, dass wir Timo Furuholm haben.“ Ein mögliches Erfolgsrezept in solchen kritischen Spielen hat er ebenfalls parat: „Wichtig ist es, wenn du merkst, dass bei dem einen oder anderen die Motivation fehlt, dann musst du auch mal laut werden.“ Lautstarke Ansagen genießen bei ihm Priorität, wie er der „Mitteldeutschen Zeitung“ verraten hat: „Das ist meine Philosophie. Das stimmt. Ich bin eher lautstark. Aber es geht auch anders, doch den klassischen Kapitän von früher, der allein durch seine Präsenz auf dem Platz alles regelt, den wird es heute nicht mehr geben.“
„Jetzt bin ich reif für das Kapitänsamt“
Mit seinen mittlerweile 30 Jahren kann er zum ersten Mal richtig das Kapitänsamt ausfüllen. Schon einige Stationen hat er in den ersten drei Ligen schon auf dem Buckel. Er nennt folgende Gründe, warum er sich dafür als geeignet ansieht: „In Cottbus war ich es mal kurz nach einem Wechsel und in Dresden war ich noch zu jung. Da fehlte mir noch die Erfahrung. Jetzt denke ich, dass ich reif dafür bin und den jungen Spielern unter uns auch mal sagen kann, wo es langgeht. Sicher bin ich nicht der überragende Fußballer, aber dafür bringe ich ausreichend Erfahrung mit.“ Zu den Aufgaben eines Spielführers kann er berichten: „Vor allem eines: Die Mannschaft einschwören. Sicherlich wissen wir schon vorher, wie wir spielen wollen und was für ein Gegner da kommt. Aber im Spiel läuft dann doch alles anders. Es muss eine Hierarchie herrschen, sonst wird das alles nichts. Es kann nicht jeder machen, was er will. Der Kapitän sorgt für Ordnung. Alles andere wäre Harakiri.“
„Wenn wir auf dem Platz sind, gibt es keine Freunde mehr“
Ehrgeizig und diszipliniert sind zwei Eigenschaften, die ihn durch seine Karriere begleitet haben. Diese Eigenschaften vereint er auch in seiner Position als Spielführer beim HFC. Seine Vorstellung als Kapitän beschreibt er wie folgt: „Teilweise schon. Wenn wir auf dem Platz sind, gibt es keine Freunde mehr. Da hat jeder seinen Job zu erfüllen. Punkt. Im Training oder bei der Vorbereitung sieht das schon anders aus. Ich bin jemand, der die Jungs auch mal an der langen Leine lässt. Das gehört dazu. Tomislav Piplica hat das auch so gemacht. Von ihm habe ich viel gelernt.“ Zugleich berichtet er von seinen Vorstellungen eines guten Kapitäns. Und er wird ein wenig konkreter, wenn er über die weiteren Aufgaben berichtet: „Man muss die jungen Spieler bei Laune halten, sonst verlieren sie die Lust. Jeder von ihnen ist noch lange nicht am Limit seines fußballerischen Vermögens. Die brauchen ein bisschen Führung, aber nicht übertrieben. Dazu zählt auch mal ein Klaps auf den Hintern oder herumalbern. Aber alles im Rahmen. Andererseits muss man den Laden auch im Spiel zusammenhalten. Dann ist es eher so, als ob man Dirigent ist.“
„Heidenheim ist stark, aber nicht unschlagbar“
Für den Tabellenvierzehnten aus Sachsen-Anhalt steht am Samstag das schwere Heimspiel gegen den Spitzenreiter 1. FC Heidenheim auf dem Programm. Optimistisch äußert sich Ziebig zu den Aussichten gegen den diesjährigen Topfavoriten auf den Aufstieg. Durch seine Rhetorik macht er seinen Mitspielern auch zugleich etwas Mut: „Dass wir uns nicht verstecken müssen. Heidenheim ist stark, aber nicht unschlagbar. Diese dritte Liga ist manchmal ein Tollhaus, wie man bei Elversbergs Sieg gegen RB gesehen hat. Wir dürfen nicht den Fehler machen und uns nach der Siegesserie ausruhen. Es wird Mannschaften geben, die wir schlagen, und welche, die wir nicht schlagen. Wozu Heidenheim zählt, werden wir sehen.“
Halles-Kapitän Ziebig: „Man muss die jungen Spieler bei Laune halten, sonst verlieren sie die Lust“
Ursprünglich ist Maik Wagefeld zum etatmäßigen Kapitän vom Halleschen FC gewählt worden. Da sich der schussgewaltige Mittelfeldspieler jedoch verletzt hat, trägt derzeit Außenverteidiger Daniel Ziebig die Kapitänsbinde beim Halleschen FC. Im Gespräch mit der „Mitteldeutschen Zeitung“ äußert sich der 30-jährige, ehemalige Bundesligaspieler nun zu verschiedenen Themen rund um seinen Verein und auch zu seiner eigenen Karriere.
Datum der Veröffentlichung: 10.09.2013 15:33 Uhr | Autor: Henning Klefisch
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Quelle: mz-web.de
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