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Darmstadt-Trainer Jürgen Seeberger hat immer an sich geglaubt

Man darf dem SV Darmstadt 98 sicherlich vieles vorwerfen. Nicht aber, dass die Moral nicht stimmig erscheint. Auch wenn es spielerisch gewiss einige Defizite zu beobachten gibt, so ist absolut erstaunlich, dass die Mannschaft vom neuen Trainer Jürgen Seeberger sich auch von einem 0:2 Rückstand gegen den Aufsteiger Halleschen FC nicht entmutigen lässt.

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Darmstadt-Trainer Jürgen Seeberger hat immer an sich geglaubt
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Gegen den HFC lag man in der ersten Halbzeit durch Tore von Telmo Texeira Rebelo und Dennis Mast scheinbar ausweglos zurück, als späte Treffer von Michael Stegmeyer und Preston Zimmermann zehn Minuten vor Ende noch für den Punktgewinn sorgen konnten. Damit war das Debüt des neuen Trainers Seeberger gelungen, da ein Punktgewinn beim überraschend starken Aufsteiger aus Sachsen-Anhalt durchaus als ein Erfolg in der schwierigen, sportlichen Situation der „Lilien“ zu werten ist.
Die erste Hälfte begann man spielfreudig und fand gut ins Spiel. In der zweiten Halbzeit jedoch gab es ebenso mehrere gute Einschussmöglichkeiten für die das Team aus Halle. SCD-Keeper Jan Zimmermann konnte jedoch mit mehreren starken Paraden ein frühzeitiges Gegentor in der 2. Halbzeit verhindern. Letztlich war es zum Zeitpunkt des Treffers günstig, dass Darmstadt noch erfolgreich gewesen ist, sodass trotz einer nicht gerade blitzsauberen Leistung der Punktgewinn als äußerst glücklich erachtet werden kann. Für Trainer Jürgen Seeberger ist also trotz des zufriedenstellenden Ergebnisses noch einiges zu tun, damit seine Mannschaft nach seinen Vorstellungen agiert. Deshalb versucht er sich nicht mit der Vergangenheit zu belasten. Ehemalige Spiele besitzen für ihn keine allzu große Relevanz, wie er gegenüber der „Frankfurter Rundschau“ ehrlich angibt: „Ich habe mir die vorherigen Spiele nicht angesehen, ich will unbelastet und frei sein.“ Nach fast anderthalb Jahren, wo er keinen Job als Trainer hatte, möchte er nun motiviert und ehrgeizig die neue Aufgabe angehen. Seine Zielsetzung ist klar: „Jeder ist wichtig, aber keiner sollte sich zu wichtig nehmen.“
Im Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau“ gibt er an, dass seine Fußballlehrerausbildung, die er in der Schweiz absolviert hat, sehr umfangreich und lehrreich gewesen ist: „Für mich war es so, dass ich diese Veränderungen ja schon früher kennengelernt habe. Die Ausbildung in der Schweiz war extrem gut. Die haben dort schon 1994 angefangen, alles zu professionalisieren und zu überdenken. Weil Sie ja 30 Jahre nicht dabei waren bei großen Turnieren. Das hat man in Deutschland gar nicht so mitbekommen, weil die Schweiz als kleines Land ja immer belächelt wurde.“
Dennoch möchte er sich nicht als modernen Trainer bezeichnen. Als erfahrener Trainer, der mehrere Jahre in der Schweiz und in Deutschland gearbeitet hat und zuletzt in der Jugendabteilung des VfB Stuttgart gearbeitet hat, gefällt ihm die Entwicklung im deutschen Fußball außerordentlich: „Sie müssen einfach sehen, was sich in Deutschland in den letzten zehn, zwölf Jahren entwickelt hat. Das ist sensationell. Die Nationalmannschaft spielt tollen Fußball, hat einen anderen Stil entwickelt. Und es kommen so viele junge Spieler nach, sehr gute Spieler, weil sie super ausgebildet werden. Es ist doch auch kein Zufall, dass wir zum Beispiel hier in Darmstadt viele Spieler haben, die aus Leistungszentren der Bundesligisten stammen: Danny Latza etwa, Hanno Behrens, Julian Ratei oder Sebastian Zielinsky, um nur einige zu nennen.“
Sicherlich ist der Profifußball in Deutschland immer mehr zu einer großen Unterhaltungsindustrie geworden. Geld und Bekanntheit spielt eine immer größere Rolle. Dennoch setzt er ganz klare Prioritäten, wie er ehrlich zugibt: „Fußball ist immer noch elf gegen elf mit zwei Toren, es gibt nur einen Mann mit Pfeife. Aber es gibt eine neue Begrifflichkeit, klar. Natürlich will sich jeder Trainer auf eine gewisse Art und Weise präsentieren, auch um den Medien gerecht zu werden. Das machen manche ganz geschickt, verkaufen sich und ihre Ware gut. Auch in der dritten Liga ist eine gewisse Medienwirksamkeit nicht von Nachteil, aber mir ist zweitrangig, wie ich rüberkomme. Mir ist die Arbeit mit der Mannschaft wichtig. Natürlich hat sich der Fußball und das Drumherum verändert, aber vielleicht kommt man ja irgendwann wieder aufs Alte zurück, wie in der Mode, dann sind die Hosen mit Schlag wieder modern.“
Insgesamt waren es stattliche 16 Monate, die er nach seinem Aus bei Stuttgart II auf das passende Angebot im Trainerbereich gewartet hat. Dennoch war er von seiner Arbeit überzeugt aufgrund seiner Historie im deutschen Trainerbereich: „Ich dachte schon, dass ich in Deutschland noch einiges vor mir habe, weil ich mit Aachen und Stuttgart Spuren hinterlassen habe. Und ich habe ja jetzt recht behalten. Aber dass man manchmal das Gefühl hat, nicht mehr gefragt zu sein, ist klar und nicht angenehm. Da braucht man eine Stabilität als Mensch und muss die Wertigkeit gegenüber gewissen Themen richtig einordnen.“
Da er bekanntlich in Stuttgart vorwiegend mit der Verzahnung zwischen Jugend und Profifußball beschäftigt war, konnte er sich einen guten Überblick über die neue Entwicklung im deutschen Profifußball verschaffen. Dazu sagt er der „Frankfurter Rundschau“: „Die Beobachtung ist die, dass viele Trainer auf die Jüngeren setzen, wenn sie die Wahl haben. Das mag daran liegen, dass das Spieltempo sehr viel schneller geworden ist. Ältere Spieler müssen heutzutage noch mehr auf ihren Körper achten. Denn wenn du heute die Athletik und die geistige Frische nicht mehr hast, hast du keine Chance.“
Besonders einprägsam für viele Fußballinteressierte war zweifelsfrei auch seine Zeit in der 2. Bundesliga bei Alemannia Aachen, wo er besonders markante Spuren hinterlassen hat. Seeberger erinnert sich: „In Kurzform: In Aachen war in 20 Monaten alles drin, was es im Fußball geben kann. Der Verein war damals durch die Decke geschossen: DFB-Pokal-Finale, Uefa-Cup, Aufstieg in die Bundesliga nach 40 Jahren, neues Stadion vor der Tür. Und dann gab es interne Unstimmigkeiten. Das war schade. Wir haben viele Punkte geholt, sind Vierter geworden. Nürnberg, Mainz, Freiburg sind hoch − mehr war nicht drin, wir haben definitiv das Optimale rausgeholt.“

Quelle: fr-online.de

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