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Aachen: Sportdirektor Scherr spricht über die Herausforderung

Der große Traditionsverein Alemannia Aachen hat in diesen Tagen eine ungewisse Zukunft vor sich. Die Schulden drücken und der Kader für die kommende Drittliga-Saison ist sehr ungewiss. Klarheit herrscht nun neben der Position von Trainer Ralf Aussem auch auf der Position des neuen Sportdirektors, die nun von Uwe Scherr besetzt wird, der sich in einem Kandidaten-Wettkampf durchsetzen konnte. Der 45-Jährige Ex-Profi hat einen Zweijahresvertrag am Tivoli unterschrieben und übernimmt verschiedene Position beim populären Klub aus dem Rheinland. So wird der ehemalige Schalke-Profi neben der Sportdirektorentätigkeit auch die Aufgabe als Chefscout und als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums bekleiden.

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Aachen: Sportdirektor Scherr spricht über die Herausforderung
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Vorgänger Eric Meijer hatte seine Tätigkeit am Ende der abgelaufenen Saison aus persönlichen Gründen beendet.

Im Gespräch mit der Aachener Zeitung erklärte er die Gründe für den Schritt in die 3.Liga. So beschreibt er die erste Kontaktaufnahme: „Am Tag vor dem Spiel bei 1860 München hat mich Geschäftsführer Frithjof Kraemer angerufen. In der Bundesliga läuft viel über Mundpropaganda. Da sind auch die Leute, die Nachwuchsleistungszentren geleitet haben, bekannt. Letzte Woche haben wir dann ein Gespräch geführt, und ich habe wohl mit meinem Konzept und meinen Gedanken den Nerv getroffen.“

Selbstbewusstsein ist Trumpf bei Scherr, der durch seine langjährige Tätigkeit als Chef des Schalker Nachwuchsleistungszentrums über einen großen Erfahrungsschatz verfügt, auch wenn für ihn die Position bei Alemannia ungewohnt ist: „Das ist in der Tat alles Neuland. Es ist eine große Herausforderung und riesige Chance. Ich traue mir das schon zu, weil ich eine gute Ausbildung hinter mir habe. Ich habe mich ständig weitergebildet und immer mehr als nötig gemacht. Organisation, strukturelles Arbeiten, Leute mitzunehmen, das sind Sachen, die ich mir angeeignet habe. Das ist ein gutes Fundament, auch wenn ich Respekt vor der Aufgabe habe.“

Ehrlich ist er und offen zugleich, denn auch Scherr weiß, dass Tatsachen präsentiert werden müssen und es keinen Zweck hat, dass die sportlich und finanziell unbefriedigende Situation beschönigt wird. So erklärt er dazu: „Ja, ich habe mich informiert. Der Verein steht erst einmal vor einem Trümmerhaufen. Hier liegen viele Steine im Weg herum, aber man kann auch mit solchen Steinen schöne Dinge bauen. Natürlich gibt es Zunder, wenn wir die ersten sechs Spiele verlieren. Aber in einem solchen Verein steckt eine unglaubliche Kraft.“

Zugleich lobt er aber die überragenden Bedingungen, die rund um die Alemannia existieren. Für ihn stellt dieses Faktum auch eine enorme Herausforderung dar, der er sich aber vollauf gewachsen fühlt: „Tradition kann man sich nicht kaufen, die erwirbt man. Der Verein, die Stadt und das ganze Umfeld besitzen ein riesiges Potential, das momentan brach liegt und wieder aktiviert werden muss.“

Dennoch weiß auch er, dass Probleme existieren, die seine Tätigkeit extrem erschweren könnten. Für eventuell auftretende Schwierigkeiten nennt er Gründe: „Es gibt zu viele alte Seilschaften, zu viele Leute, die mitreden und sich zu wichtig nehmen. Das wichtigste ist, dass mit- und nicht übereinander gesprochen wird auf der Geschäftsstelle und in den Gremien. Da werde ich energisch darauf achten, das Ego jeden Mitarbeiters darf nicht zu groß werden. Das gilt für alle, das ist die klare Maxime. Das werde ich vorleben. Ich brenne für diese Aufgabe lichterloh, und ich kann Leute anstecken. Die Begeisterung muss wieder zurückkehren.“
Die fehlende oder schlechte Kommunikation innerhalb des Vereins sieht Scherr als ein Grundproblem, warum der Traditionsverein nun in der Bedeutungslosigkeit der 3.Liga angekommen ist. Der „neue, starke Mann“ begründet: „Das hat mit dazu beigetragen, dass Alemannia abgestiegen ist. Es ist zu wenig auf verschiedenen Ebenen kommuniziert worden. Das schleift sich ein und wirkt leistungshemmend. Ich durchschaue solche Dinge, weil ich eine sehr gute Menschenkenntnis habe. Das führt ja auch dazu, dass ich diese Aufgabe übernehmen darf.“

Uwe Scherr gilt als eine Person, die klar ausspricht, was sie denkt. Dass man sich im Profi-Fußball damit nicht unbedingt nur Freunde schafft, ist ihm bewusst, dennoch lässt er sich seinen Mund nicht verbieten. So stammt vom eloquenten Type auch der Spruch: „Es führen Leute in der 1. und 2. Liga mit zu wenig Fachkompetenz im sportlichen Bereich. Das mögen sehr gute Geschäftsleute sein, sie haben aber wenig Ahnung vom Fußball.“ Im Gespräch mit der Aachener Zeitung unterstützt er dieses Statement, indem er sagt: „Auf den Punkt! Alemannia ist kein Event-, sondern ein Sportverein. Wenn die Erste Mannschaft funktioniert, strahlt das auf alle Abteilungen und Mannschaften aus. Darum muss es gehen.“

Auch nimmt er klar Stellung zu der Tatsache, dass der Kader noch völlig neu zusammengestellt werden muss. Eine Wahrheit, die schwer zu begreifen ist, die aber vor allem die Fähigkeiten des neuen Sportchefs in Anspruch nehmen wird. Auch dort strahlt der gebürtige Amberger Zuversicht und Gelassenheit aus: „Das ist kein Problem, das kriegen wir hin. Es laufen Gespräche, und ich habe ein sehr gutes Netzwerk, das ich mitbringe. Wir kommen schnell zu Abschlüssen. Das Wichtigste ist: Ich will spüren, dass jemand für Alemannia brennt. Wer erklärt, dass er zu gerne für Aachen weiterspielen möchte, aber dann doch zwei bessere Angebote vorliegen hat, soll eben gehen. Nach der letzten Saison sind Einschränkungen notwendig. Demut ist das Gebot der Stunde bei Alemannia. Wir brauchen hier Spieler, die sich identifizieren mit der Aufgabe. Und die bekommen wir auch.“

Das Saisonziel ist für ihn in dieser ungewissen Situation noch nicht klar zu definieren. Er ist der Meinung, dass Aachen nur ein kurzes Gastspiel in der Drittklassigkeit geben sollte, wie er sagt: „Schieße mir jetzt nicht ins Bein und erzähle etwas vom Aufstieg, wenn wir nicht mal einen einzigen Spieler verpflichtet haben. Aber ganz sicher gehört ein großer Klub wie Alemannia Aachen so schnell wie möglich in die 2. Liga.“

Ebenso wie das der Kader noch unklar ist, wird auch der Etat vielleicht noch die eine oder andere Veränderung erleben müssen. Dazu Scherr: „Die Summe stand bereits in der Zeitung (2,7 Mio. d. Red.), aber vielleicht kann ich für die eine oder andere Idee noch einen Sponsor gewinnen.“ Konkrete Angaben über sein Gehalt möchte er nicht machen. Er erklärt dazu lediglich: „Ja, es ist weniger, als ich auf Schalke als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums bekommen habe. Darum geht es nicht, ich will hier den nächsten Schritt schaffen.“

Quelle: aachener-zeitung.de

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