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3-liga.com-Exklusiv-Interview mit Jürgen Kohler, Trainer vom EGC Wirges. Teil drei

Jürgen Kohler ist einer der erfolgreichsten deutschen Fußballer in der Geschichte des Profifußballs. So spielte der ehemalige Weltklasse-Verteidiger unter anderem e er alle bedeutenden internationale und nationale Titel bis auf den Pokal. Seinen fußballerischen Höhepunkt erlebte der mittlerweile 49-Jährige im Jahre 1990, als er mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister wurde. Mittlerweile ist der gebürtige Mannheimer Trainer vom Oberligisten EGC Wirges und hat im Exklusiv-Interview mit 3-liga.com-Reporter Henning Klefisch die aktuelle Situation ebenso beschrieben, wie seine Meinung von der falschen Neun, den Leverkusener Profi Stefan Kießling, die Veränderung auf der Innenverteidigerposition und seine Spielidee vom modernen Fußball. Hier ist der dritten Teil zu sehen.

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Sie wurden im Jahr 1990 in Italien Weltmeister. Was hat sich seitdem auf der Innenverteidigerposition verändert?
 
Kohler: „Heutzutage musst du komplett sein. Du brauchst eine gute Technik und ein gutes Aufbauspiel. Die heutigen Innenverteidiger haben nach meiner Meinung kein gutes Abwehrverhalten. Es wird viel mehr Wert auf andere Dinge gelegt. Abwehr heißt ja auch wehren. Das machen gegenwärtig viele Verteidiger nicht gut, weil sie es auch nicht mehr lernen. Dies wird auch nicht richtig geschult, weil ein ganz anderes Verhalten gebraucht wird. Wenn einer das schafft, diese neuen Attribute, die man braucht, das sind gute Spieleröffnung, gute Technik, gute Geschwindigkeit, Spiel lesen, und wenn du schaffst, diese Werte als Abwehrspieler zu beherrschen, macht dies für mich einen Top-Abwehrspieler aus.“
 
Haben wir in Deutschland eine Vakanz auf den Außenverteidigerpositionen und im Angriff?
 
Kohler: „Eine ganz große Vakanz haben wir sicherlich auf der Mittelstürmerposition, wo wir in den letzten Jahren keinen großen Wert darauf gelegt haben. Auch diese Aussagen mit der verkappten neun, diesen modischen, aus meiner Sicht Firlefanz, kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt Mannschaften, die können das spielen, wenn sie die Spieler dazu haben. Ich glaube, dass es wieder an der Zeit ist, dass man mit einem richtigen Mittelstürmer spielt, der ein zentraler Fixpunkt ist oder auch mit zwei Stürmern. Ob das Spiel dann besser oder schlechter ist, mag ich nicht zu beurteilen. Diese verkappte neun ist durch den FC Barcelona entstanden. Wenn man es gut kann, sieht es sehr gut aus, weil Ballbesitz nichts Anderes als Ausruhen bedeutet. Die andere Mannschaft muss dem Ball hinterherlaufen. Bei Ballbesitz sollte man in den entscheidenden Momenten die Lücken erkennen, um da reinzugehen. Das ist eine Spielform, die machbar ist. Aus meiner Sicht wird dies irgendwann auch langweilig.“
 
Viele Experten in Fußball-Deutschland diskutieren darüber, warum Stefan Kießling nicht von Löw nominiert wird. Wie ist Ihre Meinung dazu?
 
Kohler: „Es gab ja Gründe, warum er nicht mitgenommen wurde. Die hat der Jogi auch dargelegt. Es ist immer die Entscheidung des Trainers. Ich sehe den Stefan Kießling als einen guten Stürmer. Wenn man es ganz ehrlich betrachtet, hat er international den ganz großen Durchbruch auch noch nicht geschafft. Ich werte auch Spieler, nicht nur, weil Sie Nationalspieler sind, wie sie sich international verkaufen. Da hat er schon gute Spiele gemacht, aber im Gesamtpaket hat er mehrere schwache Spiele bestritten. Dies ist meine persönliche Meinung.“
 
Gibt es auch Spieler, die nachkommen für das deutsche Team? Wo Sie Hoffnung haben, dass diese die Lücken auch füllen können?
 
Kohler: „Man muss den Personen nun auch die Zeit geben, um neue Spieler auch wieder zu kreieren und auch auszubilden. Es wird aktuell auf verschiedenen Trainertagungen gesagt, dass man den wuchtigen, großen Stürmer a la Horst Hrubesch gerne wieder sehen würde. Bei Werder Bremen gibt es mit David Selke einen U19-Europameister im Angriff mit einer schönen Statur. Da könnte man sich das durchaus vorstellen. Manchmal ist nicht die Technik entscheidend. Wenn du richtig stehst und die Nüsse machst, ist alles in Ordnung.“
 
Kurz noch eine Frage zu Lothar Matthäus. Er hat als Trainer nie so richtig eine Chance bekommen. Als Fußballer war er Weltklasse. Waren die Frauengeschichten die Gründe, warum er auf Trainerebene nicht den gewünschten Erfolg gehabt hat?
 
Kohler: „Man könnte natürlich den Eindruck gewinnen, dass das ganz stark mit hineinspielt. Für mich spielt das keine Rolle, denn jeder ist seines Glückes Schmied. Ich glaube, dass der Lothar sehr viel Fußball-Sachverstand hat und er es durchaus verdient hätte, eine Mannschaft in der Bundesliga zu trainieren. Ich glaube, dass es für ihn verdammt schwer wird in der Bundesliga Fuß zu fassen.“
 
Wir kommen kurz zum Tagesgeschäft Training. Kann man das mit früher noch vergleichen. Heutzutage gibt es relativ viele Verletzte. Hängt das mit der größeren Belastung des Trainings zusammen oder sind die Spieler im Vergleich zu früher nicht mehr so robust, dass Sie länger ausfallen?
 
Kohler: „Es gab früher Verletzungen und es gibt heute Verletzungen. Sicherlich heutzutage in der Häufigkeit marginal mehr als es bei uns damals der Fall war. Man muss auch sagen, dass gerade in der Nationalmannschaft die Spieler einige Spiele mehr spielen, als es früher der Fall. Das führt natürlich auch zu extrem hohen Belastungen. Das Spiel ist gar nicht so schlimm, aber die ganze Reisen. Das ist auch ein Grund, was die Spieler so verletzungsanfällig macht.“
 
Was halten Sie denn von Gymnastik. Miroslav Klose hat früher zum Beispiel diese Gymnastik gemacht. Ist es denn eine Möglichkeit, dass in Ihrem Trainingsprogramm dies eingebaut wird?
 
Kohler: „Wir machen alles querbeet und versuchen immer alles mit einzubauen. Auch im Amateurbereich bereiten wir uns jedes Mal sehr gewissenhaft auf das Training vor. Das machen wir sehr gut und sind sehr ausgewogen. Manchmal machen wir verschiedene Übungen wie Brustgelenksarbeit oder auch mit dem Oberkörper. All diese Dinge lassen wir auch stets ins Training einfließen. Auch Haltungsübungen und ähnliche Inhalte trainieren wir. Das funktioniert ganz gut bei uns.“
 
Welche Rolle spielen bei Ihnen im Training auch Standards, Wie beispielsweise auch Freistöße und Ecken?
 
Kohler: „Wir trainieren dies ab und zu mal. Natürlich nicht in der Häufigkeit, weil wir uns immer mehr auf Pressing und Gegenpressing konzentrieren. Da geht es um bestimmte Bewegungsmuster und Bewegungsabläufe. Da wollen wir gewisse Sicherheiten und Muster hineinbringen, dann muss man dies natürlich auch häufiger trainieren, da wir nicht jeden Tag trainieren können. Man muss auswählen, welche Inhalte man zum Spiel braucht.“
 
Man hat den Eindruck, im Vergleich zur englischen Liga, dass in Deutschland zu wenig auf das Tor geschossen wird, beispielsweise Werder Bremen, die beim Gastspiel beim FC Bayern München kein einziges Mal aufs Tor geschossen haben. Dies war ein Novum.
 
Kohler: „Das kommt natürlich auch vor und passiert im Fußball, aber das gehört natürlich auch irgendwie dazu. Es ist sehr selten, dass man nicht auf das Tor schießt, aber vielleicht war auch der Gegner so gut, dass man nicht aufs Tor schießen konnte. Das kann ja auch mal passieren. Meine Spieler haben bestimmte Aktionsräume, wo sie sich aufhalten sollen. Wenn Sie einmal in einer bestimmten Position sind, sollen sie aufs Tor schießen.“
 
Sie lassen relativ offensiv spielen, mit einem 4-2-1-3-System. Das ist doch interessant, denn viele Trainer, die früher als Verteidiger als Fußball-Profi aktiv waren, legen ihr Schwergewicht auf Verteidigung.
 
Kohler: „Das ist gar nicht so abwegig, denn wenn sie offensiv spielen, sind sie auch meistens weit weg von dem eigenen Tor. Also kann da auch nicht soviel passieren. Das ist der Hintergrund. Es könnte auch Spiele geben, wo wir etwas tiefer stehen, weil wir auch sehr schnelle Spieler haben, um die Räume auch besser nutzen zu können. Wenn wir auf eine Mannschaft treffen, die technisch nicht so stark ist, die selbst auf Konter spielen will, muss ich eine andere Variante wählen. Es ist auch ab und zu dem Gegner geschuldet. Insgesamt wollen wir unser Spiel durchdrücken. Das ist uns bisher auch immer ganz gut gelungen.“
 
Die Devise von Huub Stevens, dass die Null stehen muss, scheint bei Ihnen nicht so im Vordergrund zu sein?
 
Kohler: „Doch, denn mit einer guten Defensivarbeit, die meistens vorne anfängt, besitzen wir ein gutes Gefühl für die Stabilität der Mannschaft . In gewissen Situationen, wo wir tief hintendrin stehen, haben wir auch die weiten Wege zum Tor. Wenn wir ganz clever sind, können wir das Ergebnis so stellen, dass es für den Gegner ganz schwer werden wird, es wieder aufzuholen.“


Quelle: Klefisch-Exklusiv

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