Kann sich der FC Bayern nach dem Triple 2019/20 erneut für eine solch erfolgreiche Saison motivieren?


Es ist der 2.11.2019 gegen 17:20 in der Commerzbank-Arena in Frankfurt: Der FC Bayern verliert in selten dagewesener Weise 1:5 gegen die Eintracht –

man hätte meinen können, es spielt die zweite Mannschaft der Bayern.

Dieses Spiel markiert einen schicksalhaften Wendepunkt in der Saison des FC Bayern München und sollte sich in der Rückschau als großer Glücksfall entpuppen: Kovac wird gekündigt und Hansi Flick übernimmt, zunächst nur als Übergangslösung bis zum Ende der Saison vorgesehen. Auch wenn man sich damals anscheinend in der Führungsriege der Bayern über die Anstellung Niko Kovacs zu Beginn der Saison 2018/19 einig war, schwand der Optimismus spätestens in der zweiten Saison rapide.

In der ersten konnte man zwar mit dem DFB-Pokal und der Meisterschaft zwei Titel erringen, jedoch schloss man in der Bundesliga gerade einmal mit zwei Punkten vor Borussia Dortmund ab. In Anbetracht der ungleichen (wirtschaftlichen) Verhältnisse und der sechs Meistertitel zuvor in Folge, teilweise mit Vorsprüngen von über 20 Punkten, ein nicht unbedingt souveränes Ergebnis. Vor allem bei der Taktik und der Mentalität beäugte man Kovac skeptisch.

Er vertrat einen für Bayern fast gänzlich untypischen überwiegend defensiven Stil und äußerte sich hier und da sogar kritisch gegenüber seinen eigenen Spielern. Im Gedächtnis blieb vor allem die Aussage vor dem Champions-League-Achtelfinale gegen Liverpool, das man schließlich verlor: Man könne nicht mit denselben Mitteln gegen einen Gegner spielen, wenn der auf der Autobahn 200 km/h fahren kann, man selbst aber nur 100 km/h. Dieser Seitenhieb wirkt im Nachhinein nicht nur vom Zwischenmenschlichen merkwürdig, sondern vor allem inhaltlich. Denn welches außergewöhnliche Potential in der Mannschaft steckte, offenbarte sich schnell nach Flicks Amtsantritt als Trainer.

Ähnliches Personal und doch kaum wiederzuerkennen



Nach dem eingangs beschriebenen Tiefpunkt bei Eintracht Frankfurt, bei dem auch eine frühe rote Karte keine ausreichende Entschuldigung sein konnte, trat der FC Bayern mit Flick wie verwandelt auf. Mit Ausnahme von zwei unglücklichen Niederlagen in seiner Anfangsphase waren die Ergebnisse rekordverdächtig - vor allem nach der Wiederaufnahme nach der Corona-Pause im Mai. Grundsätzlich standen Kovac und Flick dieselben Schlüsselspieler zur Verfügung.

Die prominentesten Einkäufe in Form von Lucas Hernandez, Benjamin Pavard und Ivan Perisic kamen zu Beginn der Saison. Und doch war die Spielweise mit Flick eine ganz andere. Er führte das hohe Pressing wieder ein und ließ insgesamt einen ballbesitzorientierten, sehr offensiv ausgerichteten Fußball spielen. Wie taktisch versiert Flick ist, zeigt sich etwa in der atemberaubenden Statistik der erzielten Tore.

In der Bundesliga verpasste man mit 100 Toren über die gesamte Saison gerade so einen Rekord und in der Champions League schoss man 43 Tore in 11 Spielen. Das sind die zweitmeisten aller Zeiten - 2 Tore weniger als der FC Barcelona 1999/2000, aber mit ganzen fünf weniger absolvierten Spielen.
Eine bemerkenswerte Leistung und Charakteristik Flicks ist seine Menschenführung. Von vielen Seiten aus dem Verein hörte man regelmäßig, wie gut das Klima und der Teamgeist unter den Spielern oder den Mitarbeitern sei, auch bei solchen Spielern, die sich mehr Einsatzzeiten wünschen würden. Speziell Thomas Müller erlebte eine Renaissance, nachdem er wieder das Vertrauen bekam und auf seiner Lieblingsposition spielen dürfte.

Letztlich schloss man die Saison mit einer makellosen Bilanz von 22 Siegen in den letzten 22 Spielen ab - inklusive dem Gewinn der Champions League mit einem historischen 8:2-Sieg über Barcelona im Viertelfinale.

Der Ausblick auf 2020/21



Angesichts der durchgängigen Überlegenheit in der kompletten zweiten Hälfte der letzten Saison fällt es eher schwer sich vorzustellen, dass es plötzlich abreißen könnte. Vor allem in der Bundesliga wäre wie in diesen Zeiten üblich alles andere als ein Bayern-Triumph eine große Überraschung. Das große Ziel, der mehrfach so bezeichnete Bonus, wurde mit dem Champions-League-Titel nach sieben Jahren Wartezeit erreicht. Dass sich deswegen Bequemlichkeit oder Langeweile einstellt, darf mit guten Gründen bezweifelt werden:
Real Madrid verteidigte in der vergangenen Dekade als erstes und bis heute einziges Team den Champions-League-Titel, sogar zweimal. Vielleicht war der Anreiz für diesen Erfolg noch ein Stückchen größer, aber es als zweites Team Real Madrid gleichzutun dürfte für den FC Bayern ebenso Motivation genug sein. Der zählbare Unterschied zu fast allen vergangenen Saisons ist vor allem die Champions League. Wie man bisher meist auf überzeugende Weise acht Bundesliga-Meisterschaften hintereinander gewonnen hat, dazu mit vielen DFB-Pokalen, so sollte man das sicherlich schwierige Projekt, die Champions League nur ein zweites Mal in Folge zu gewinnen, mit mindestens der gleichen Ernsthaftigkeit und Motivation verfolgen können. Schon jetzt sind viele Fans gespannt darauf, wie sich die Bayern in allen Wettbewerben schlagen können, so dass man auf ein erneutes Triple der Münchner sogar wetten kann. Bei einigen Anbietern muss man sich dafür noch nicht einmal anmelden, um hohe Gewinne erzielen zu können.

Ein höheres Ziel als die kontinentalen (oder sogar internationalen Titel) existiert für die meisten europäischen Spitzenvereine ohnehin nicht. Es gehört in jedem Fall mehr Glück dazu, auch weil die Gegner stärker sind als der durchschnittliche Bundesligaverein. Im Übrigen schaffte Bayern als erst zweite europäische Mannschaft es (neben dem FC Barcelona), zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte ein Triple zu gewinnen. In der kommenden Saison das dritte Triple anzuhängen, eventuell die zusätzlichen Trophäen wie Supercup oder Welt-Klub-WM zu erringen und die Spitzenposition im weltweiten Club-Ranking zu behalten sind Privilegien und Chancen, mit denen man Bedeutung der hervorragenden letzten Saison nochmals unterstreichen und die aktuelle Saison krönen kann.

Autor: NP
Schlagworte: Bundesliga, Saisonstart, FC Bayern München
Datum: 18.09.2020 11:52 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-kann-sich-der-fc-bayern-nach-dem-triple-2019-20-erneut-fuer-eine-solch-erfolgreiche-saison-motivieren--48395.html
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