„Mia san mia-Bayern“, Beckenbauer: „Dortmund am liebsten, weil wir dann weiterkommen“


Einst hat den FC Bayern München stark gemacht, dass man Respekt vor jedem erdenklichen Gegner hat. Dies war eine klare Vorgabe durch die dominante Führungstroika bestehend aus Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Franz Beckenbauer. Bescheidenheit und Demut waren zwei Tugenden, die die Chance auf die beste Saison der ruhmreichen Vereinsgeschichte weiter aufrechterhalten kann. Nun kehrt die „Abteilung Attacke“ wieder zurück und auch das arrogant-selbstbewusste „Mia san Mia“-Gefühl hält wieder Einzug. Für das kommende Champions League-Halbfinale machen Hoeneß und Beckenbauer keinen Hehl daraus, dass sie den deutschen Vertreter Borussia Dortmund für den einfachsten aller möglichen Gegner halten. Dies dürfte für die notwendige Motivationsspritze beim BVB sorgen.

Bayrische Mischung aus Selbstbewusstsein und Arroganz
Damit wird ein neues Kapitel in der neuen und alten Rivalität zwischen Bayern und Dortmund eröffnet. Zum ersten Mal in der Historie der kontinentalen Königsklasse haben zwei deutsche Mannschaften den Einzug unter die letzten vier Teams von Europa feiern können. Bayern München hat sich gestern abend äußerst souverän mit 2:0 bei Juventus Turin durchsetzen können, nachdem schon das Hinspiel mit dem gleichen Ergebnis ausgegangen ist. Neben den Bundesliga-Vertretern nehmen am Halbfinale noch die beiden spanischen Spitzenteams des FC Barcelona und Real Madrid teil. In knapp zwei und drei Wochen werden vielleicht deutsch/spanische Duelle ausgetragen. Wenn es nach dem FC Bayern München geht, dann wird es zu einem spanischen Aufeinandertreffen erst im Finale kommen. Ihr Wunschgegner heißt Borussia Dortmund. Warum sie so ausgesprochen gerne gegen den BVB spielen wollen, liegt auf der Hand: Sie halten die Klopp-Kicker schlicht für die leichteste Mannschaft im Wettbewerb. Der gewohnt meinungsfreudige Franz Beckenbauer erklärt etwa gegenüber dem Fernsehsender Sky. „Ich bin sehr zufrieden. Und das heißt was, wenn ich sehr zufrieden bin. Die Bayern haben verdient 2:0 gewonnen. Jetzt wäre mir Dortmund am liebsten, weil Bayern dann weiterkommt.“

Wird Dortmund durch Bayern-Aussagen extra-motiviert
Durch solch eine Aussage sorgt man dafür, dass die Motivation des amtierenden Double-Siegers enorm sein wird. Immerhin haben die Borussen die beiden vorherigen Spielzeiten dominiert und den FC Bayern im DFB-Pokalfinale demontiert. In dieser Spielzeit konnte jedoch Bayern im Pokalviertelfinale mit 1:0 gewinnen. In der Bundesliga steht die Borussia mit 20 Punkten hinter dem deutschen Rekordmeister. Allerdings haben die Schwarz-Gelben in der Champions League eindrucksvoll beweisen können, dass mit Ihnen durchaus zu rechnen ist. In der stärksten aller Champions League-Gruppen konnten sie Mannschaften wie Manchester City, Real Madrid und Ajax Amsterdam dominieren. Auch im Achtelfinale gegen Schachtjor Donezk lieferten sie einen Beweis ihrer beeindruckenden Klasse ab. Einzig das jüngste Viertelfinal-Heimspiel gegen den FC Malaga war ein Indiz dafür, dass Dortmund Nerven zeigt und Druck verspürt. Bayern-Boss Uli Hoeneß hingegen lässt in einem selbstbewusst-arroganten Jargon wissen: „Ich glaube, sie sind schlagbar, schlagbarer jedenfalls als die Spanier. Wir wollen ins Endspiel – und Dortmund wäre der Gegner, gegen den wir die meisten Chancen hätten.“ Bayern fühlt sich an der Ehre gepackt, dass Dortmund die zwei Jahre den deutschen Fußball scheinbar dominiert hat, in allen drei Wettbewerben geschlagen werden kann. Die verbalen Giftpfeile sind jedoch völlig unangebracht, da der BVB auch in Zeiten seiner größten Dominanz ähnliche Töne Richtung München nicht verlauten hat lassen.

Hoeneß: „Barcelona und Real sind ein Stückchen stärker als Dortmund einzuschätzen“
Und Hoeneß versucht zu präzisieren, wenn er sagt: „Borussia Dortmund ist mein Wunschgegner für das Halbfinale. Ich glaube, dass der FC Barcelona und Real Madrid noch ein Stückchen stärker einzuschätzen sind.“ Und zugleich lobt er ausdrücklich die Vorstellung seines Teams gegen Juventus Turin im Viertelfinale: „Ich bin total zufrieden. Wann sind wir schon einmal nach Turin gefahren und haben relativ locker 2:0 gewonnen. Ohne großen Druck, ohne richtig in Bedrängnis zu kommen. Das ist schon eine sensationelle Leistung.“ Auch Vorstandsboss Rummenigge steigt in die bajuwarischen Lobeshymnen mit ein: „Es ist eine fantastische Woche. Am Samstag sind wir deutscher Meister geworden. Und vier Tage später, was ja nicht so ganz einfach ist, haben wir die Spannung hochgehalten und wieder diese Gier gezeigt. Die Mannschaft spielt eine großartige Saison.“ Und er verweist auf die Klasse vom geschlagenen Kontrahenten aus Turin: „Es gibt jetzt eine Chance. Es wird in der nächsten Runde wahrscheinlich nochmal ein Stück schwieriger. Aber wir haben immerhin den zukünftigen italienischen Meister geschlagen. Da kann man drauf stolz sein, es ist ein wunderbarer Moment.“ Auch Pizarro, der mit seinem Treffer in der Nachspielzeit in Turin den Endstand besorgen konnte, schließt sich den Worten seines Präsidenten an und sagt: „Weil ich glaube, es wäre schön für die Zuschauer. Dortmund hat die Mannschaft letztes Jahr in fast jedem Wettbewerb geschlagen.“

Lahm will das Maximum erreichen
Am morgigen Freitag ist es dann soweit, wenn im schweizerischen Nyon das Halbfinale ausgelost wird. Trainer Jupp Heynckes erklärt gegenüber der „Bild“: „Wir spielen eine sehr gute Saison, spielen überragenden Fußball. Jetzt müssen wir sehen, ob wir auf Augenhöhe mit Real Madrid oder dem FC Barcelona stehen.“ Und Arjen Robben scheint in diesen Tagen der einzige Bayern-Spieler zu sein, der offenbar Respekt vor Borussia Dortmund zu haben scheint: „Viel ist drin, alles ist drin, aber es wird auch schwierig.“ Und er bemerkt angesichts der Konkurrenz von Dortmund, Madrid und Barcelona: „Die drei anderen sind auch Spitzenmannschaften, das wird ein Spektakel im Halbfinale.“ Spielführer Philipp Lahm machte schon unmittelbar nach Schlusspfiff deutlich: „Wir sind letzte Woche deutscher Meister geworden. Das war unser Ziel. Unser nächstes Ziel ist, im DFB-Pokal ins Finale zu kommen und dann die Wochen darauf ist es unser Ziel, ins Finale der Champions League zu kommen.“

Quelle: www.spiegel-online.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Champions League; Rummenigge; Hoeneß; Juventus Turin; Borussia Dortmund; Real Madrid; FC Barcelona; FC Bayern München; Robben; Lahm; Heynckes
Datum: 11.04.2013 15:06 Uhr
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