Zinedine Zidan und seine innere Zerrissenheit

Am heutigen Samstagabend kommt es im ukrainischen Donezk zu einem Nachbarschaftsduell im Viertelfinale. Zumindest räumlich, denn Spanien und Frankreich liegen direkt nebeneinander. Sportlich hingegen trennen die beiden Kontrahenten Welten, da nach dem letzten Spiel die stolze „Le Bleus“ wieder Nebenkriegsschauplätze eröffnet hat, die das Betriebsklima sichtlich negativ beeinflussen. Der Geburtstag einer Legende ist nun die Hoffnung einer ganzen Nation.

So feiert am Spieltag kein Geringerer als der große Zinedine Zidane seinen 40. Geburtstag. In seiner Heimat Frankreich wird er als ein Heiliger gehuldigt, der in den späten 90 er Jahren und Anfang des neuen Jahrtausends der weltbeste Fußballer gewesen ist. Gegenüber „sport1“ erklärt der ehemalige Weltstar auf sein Alter angesprochen: „40, das ist kaum zu glauben. Aber das Alter war noch nie ein Problem für mich.“

Nun ist der Weltmeister von 1998 als Sportdirektor für den spanischen Spitzenklub Real Madrid tätig. Den Ehrentag wird er in seinem Futsal-Zentrum Z5 in Aix-en-Provence verbringen. Das Geburtstagskind wünscht sich: „Mit all meinen Freunden und meiner Familie einen schönen Tag verbringen.“ Auch wenn er es nicht ausgesprochen hat, so ist jedoch sein unweigerlich größer Wunsch ein Überraschungssieg seiner Franzosen gegen die favorisierten Spanier.

Für Zidane wird dieses Spiel auch zu einer innerlichen Zerreißprobe. Immerhin bezeichnet er Spanien als seine „zweite Heimat“, in der er fußballerisch berühmt wurde und nun auch erfolgreich in seiner zweiten Karriere nach der Sportlerkarriere sein kann. Seit gut einem Jahr arbeitet er als Sportdirektor bei den „Königlichen“ und fädelt Transfers für Real ein. Seine Gattin hat spanische Vorfahren und sein Sohn Enzos wird schon als großes Mittelfeldtalent genannt.

Auch weil er in Spanien wohnt und die Stärken des dortigen Fußballs richtig einzuschätzen weiß, zeigt er seine Hochachtung, wenn er sagt: „Wir alle wissen, dass Spanien Favorit ist – nicht nur für dieses Spiel, sondern für die ganze EM.“ Auch Zidane weiß, dass er auf dem Platz gestanden hat, als Frankreich bei der WM 2006 in Deutschland im Achtelfinale Spanien in einem K.o.-Spiel geschlagen hat. Dies war die letzte Niederlage einer spanischen Mannschaft seitdem in dieser Phase.

Bewusst versucht er Spanien stark zu reden und die Kritiker zu besänftigen, indem er sagt: „Es wird gesagt, dass Spanien nicht gut spielt oder dass sie ohne echten Mittelstürmer spielen oder jede Menge anderes Zeug. Aber sie wissen ganz genau, wohin sie wollen“, so der ehemalige Weltklassefußballer gegenüber dem spanischen Radiosender „Cope“.

Es zeigt sich, dass es ihm Andres Iniesta besonders angetan hat. So nennt Zidane dessen Vorzüge: „Er startete langsam gegen Kroatien. Aber wenn er seine Wege findet, ist er schwierig aufzuhalten. Es gibt viele gute Spieler, aber Iniesta ist auf einem anderen Level.“

Auch deshalb sieht er seine Franzosen in der klaren Außenseiterrolle gegen Spanier, die immer noch steigerungsfähig sind.

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