Wolfsburgs Ivica Olic: „Ich muss meiner Familie für die guten Gene danken“


Die Fans in der Bundesliga sind häufig kritisch und sehr sensibel, wenn es darum geht mögliche Vereinswechsel ihrer fußballspielenden Idole zu bewerten. Die Konsequent sind häufig Pfiffe und auch bitterböse Schmährufe. Es gibt in der Bundesliga jedoch einen völlig anderen Fall, denn Ivica Olic hat sowohl 2009 beim Hamburger SV vor seinem Wechsel zum FC Bayern München einen schönen Empfang erhalten, wie drei Jahre später beim FC Bayern München, als er den Wechsel zum VfL Wolfsburg angetreten hat. Grund dafür ist seine höchst authentische Art. Zudem genießt er wegen seiner läuferisch und kämpferisch ansprechenden Art auch einen gewissen Kultstatus. Mittlerweile ist Olic schon 34 Jahre alt und kann auch in diesen Tagen an seine sportlichen Glanzleistungen anknüpfen. Mit „www.HSV.de“ unterhält er sich nun über abgelaufene, aktuelle und zukünftige Zeiten.

Wolfsburgs Ivica Olic: „Ich muss meiner Familie für die guten Gene danken“
Bild: dfb.de
„Ich bin nicht viel langsamer geworden“

Schon im letzten Jahrtausend hat der kroatische Nationalspieler für Hertha BSC in der Bundesliga gespielt. Dort konnte er sich mit jungen Jahren aber nicht durchsetzen. Olic scheint gewisse Parallelen zu den weltbekannten VW-Motoren zu besitzen, denn auch er kann im relativ fortgeschrittenen Alter noch emsig laufen. Über ein mögliches Geheimrezept seiner Fitness kann er folgendes verraten: „Vielleicht muss ich noch ein paar Jahre warten und dann kommen die Nachfragen von alleine. Danke, dass ihr das jetzt schon so seht. Seit meiner Zeit in Hamburg hat sich wirklich nicht viel geändert, ich bin nicht viel langsamer geworden.“

„Training, Training und nochmals Training“

Zudem nennt er noch weitere Erfolgsfaktoren, die dafür gesorgt haben, dass er bei den „Wölfen“ immer noch einen Leistungsträger darstellen kann: „Ich denke, als erstes muss ich meiner Familie für meine Gene danken. Die scheinen ganz gut zu sein. Aber im ernst: Das ist es natürlich nicht nur allein. Es gehört eine Menge Arbeit dazu. Ein Hauptrolle während meiner ganzen Karriere hat eins gespielt: Training, Training und nochmals Training. Jetzt am Ende meiner Karriere habe ich mir aber noch weitere Gedanken gemacht.“ Und er führt weiter aus: „Ende 2010, nachdem ich meine beste Saison meiner Karriere bei Bayern gespielt hatte, habe ich am Ende eine schwere Verletzung erlitten. Durch den Knorpelschaden konnte ich fast ein Jahr nicht spielen. Danach habe ich noch gezielter an meinem Körper und meiner Gesundheit gearbeitet. Das ist sehr wichtig im Fußball, eigentlich in jedem Profisport.“

„Schon vor dem ersten Spieltag das Gefühl, dass ich eine gute Saison spielen kann“

Auffällig ist sein unglaubliches Laufvermögen, welches durch seine Physis begründet sein kann. Zudem kam ihm sicherlich auch zugute, dass er verletzungsfrei geblieben ist, was förderlich für die Leistungsfähigkeit des Körpers war: „Es ist am wichtigsten, dass du verletzungsfrei bleibst, gerade am Ende einer Karriere. Dafür musst du alles tun. Das habe ich getan. Ich habe die Vorbereitung ohne Verletzung absolviert und ich hatte schon vor dem ersten Spieltag das Gefühl, dass ich eine gute Saison spielen kann.“

„Ich fühle mich gut“

Speziell die Fußball-Profis mit Mitte 30 planen häufig in relativ kurzen Etappen. Über seine Zukunftsvorstellungen gibt Olic nun auch Auskunft: „Bis zum Sommer habe ich beim VfL noch einen Vertrag. Den will ich so gut es geht ausfüllen. Am besten viele Tore machen. Ich trainiere gut, ich fühle mich gut. Ich hoffe, dann noch mindestens ein Jahr anzuhängen. Aber das wird die Zeit zeigen.“

„Nur wenn wir zusammen funktionieren, kann ich meine besten Leistungen zeigen“

In der laufenden Spielzeit hat er mit konstant starken Leistungen aufwarten können. Sein VfL Wolfsburg ist auf dem besten Weg Richtung Europa League-Qualifikation. Er hat daran einen ganz gewichtigen Anteil, denn mit sechs Treffern und einem Assist konnte er seine enorme Torgefährlichkeit einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellen. „Nach der persönlichen Form ist natürlich am wichtigsten, wie die Mannschaft zusammen agiert. Es ist immer noch ein Mannschaftssport. Nur wenn wir zusammen funktionieren, kann ich meine beste Leistung zeigen und Tore schießen. Der Trainer hat uns während der letzten Saison übernommen. Auch da haben wir schon viele gute Spiele gezeigt, doch uns fehlte noch die Konstanz. Am Ende waren wir aber auch zehn Spiele ungeschlagen. Wir sind also mit einem großen Optimismus in die Saison gegangen.“

Olic erklärt die Wolfsburger-Erfolgsserie

Es hat schon eine gewisse Tradition, dass das Wolfsburger-Umfeld, welches ganz eng mit dem Automobilkonzern Volkswagen verbunden ist, stets die höchsten Erwartungen an den VfL stellt. Der Kader ist mit echten Qualitätsspielern und auch hoffnungsvollen Talenten sehr geschickt zusammengestellt. Olic weiß, dass die Spieler auch eine gewisse Verantwortung gegenüber dem Verein, den Fans und der Stadt haben: „Viele haben gesagt, wir haben große Qualität in der Mannschaft. Wir selber haben aber gesagt, wir wollen nicht schon über die gesamte Saison sprechen, sondern nur von Spiel zu Spiel schauen und uns weiterentwickeln. Jetzt haben wir wieder eine Serie von vier Siegen und einem Unentschieden gegen Nürnberg. Und auch dieses Spiel hätten wir eigentlich gewinnen müssen. Jetzt sieht die Situation wirklich besser aus. Ich sage mal so: Für mich als Stürmer, wenn ich sehe, wie wir vor einem halben Jahr gespielt haben und wie wir jetzt spielen, das ist ein großer Unterschied. Ich habe richtig Bock. Es macht mir einfach richtig Spaß – auch weil wir hier ein Team sind.“

„Wir waren eben kein Team“

Sein wahrscheinlich letztes großes Turnier mit der Nationalmannschaft wird Ivica Olic bei der WM 2014 in Brasilien spielen, für die er sich mit Kroatien nach den zwei Play-off-Spielen gegen Island qualifizieren konnte. Über die Bedeutung dieser erstmaligen Qualifikation seit der WM 2010 hat er folgende Meinung: „Es war ein Riesen Erfolg von unserer Mannschaft. Die letzten vier Qualifikationsspiele hatten wir nicht gut gespielt. Das war nicht die Leistung, was unsere Fans und unser Land von uns erwartet hat. Es war viel Unruhe. Wir waren fast am Boden. Wir waren eben kein Team. Aber dann haben wir den Trainer gewechselt.“

Die enge Beziehung zu Nationaltrainer Kovac

Genau dieser Trainerwechsel ist das entscheidende Faktum für die sportliche Wende gewesen. Olic hat ein sehr gutes Verhältnis zum ehemaligen Bundesligaprofi und gebürtigen Berliner Niko Kovac: „Genau. Er ist ein alter Bekannter von mir, ich kenne ihn seit Jahren. Wir haben lange zusammen in der Nationalmannschaft gespielt. Er hat in ein paar Tage, zusammen mit seinem Bruder, an den richtigen Stellen gedreht und wir haben gegen Island eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt. Wir haben selbst in Unterzahl souverän gespielt und sind verdient weitergekommen.“

Olic und der Rücktritt vom Rücktritt

Für gewöhnlich ist Ivica Olic ein konsequenter Zeitgenosse, der stets zu seinem Wort steht. Im Fall des möglichen Rücktritts aus der kroatischen Nationalmannschaft hat er nun hingegen einen Rückzieher gemacht und hat sich von Niko Kovac ein wenig überreden lassen. Nun gibt es auch weiterhin die Möglichkeit, dass er auch nach der Weltmeisterschaft für Kroatien stürmen wird: „Das ist auch die Schuld von Niko. Mein großes Ziel war es, zur WM zu fahren. Deshalb hatte ich angekündigt, danach Schluss zu machen. Doch Niko kam und hat gesagt: Du darfst nicht gehen, ich brauche dich. So habe ich mich entschieden, erst einmal alles offen zu lassen.“

Treffen auf Nationalmannschaftskollegen Ilicevic und Badelj

Beim heutigen Gegner Hamburger SV spielen mit Ivo Ilicevic und Milan Badelj zwei Mannschaftskameraden aus der kroatischen Nationalmannschaft. Ivica Olic hat nun verraten, dass es schon eine Unterredung wegen der Nationalmannschaft gegeben hat: „Wir waren alle konzentriert auf Island. Trotzdem haben wir kurz darüber gesprochen. Wir fanden es super, dass das Spiel am Freitagabend ist. Flutlichtspiele erinnern immer ein bisschen an Champions League.“

„Etwas ganz Besonderes, gegen den HSV zu spielen“

Mehr als zwei Jahre spielte der ehemalige Legionär von ZSKA Moskau für den Hamburger SV. Dort hat er sich schnell den Status als Publikumsliebling erarbeiten können. Deshalb zeigt er eine große Vorfreude vor diesem Nordderby: „Ehrlich gesagt, ist es für mich immer noch etwas ganz Besonderes, gegen den HSV zu spielen. Bei einem Heimspiel vom VfL Wolfsburg ist das Gefühl aber nicht so stark, als wenn ich in Hamburg in die Arena einlaufe. Dann erinnere ich mich noch mehr an die tolle Zeit, die ich beim HSV hatte, und an die super Atmosphäre. Ich finde es sehr schade, dass der HSV in den letzten Jahren nicht mehr an unsere Erfolge von damals anknüpfen konnte. Der Verein spielt nicht da, wo er zusammen mit den Fans und dem Potenzial hingehört. Er hätte es aber absolut verdient. Daher hoffe ich, dass der HSV in Zukunft in der Bundesliga und in Europa wieder eine gute Rolle spielen wird.“

„Nicht so einfach, eine Mannschaft in so kurzer Zeit zu stabilisieren“

Aufgrund der jüngsten Ergebnisse geht der VfL Wolfsburg als leichter Favorit in diese Partie. Unter dem neuen Trainer Bert van Marwijk konnte sich der Hamburger SV leistungsmäßig stabilisieren. Olic hat „HSV.de“ seine Erwartungen für diese Partie mitgeteilt: „Der HSV hat sich unter Bert van Marwijk stabilisiert. Er ist ein sehr guter Trainer mit viel Erfahrung. Es ist nicht so einfach ist, eine Mannschaft in so kurzer Zeit zu stabilisieren, aber er hat es geschafft. Ich habe das Spiel gegen Hannover geschaut und es sieht total anders aus. Die Mannschaft hat Leidenschaft und den Charakter gezeigt. Das ist beim Fußball, in einem Mannschaftssport, das Wichtigste.“

„Ich habe großen Respekt vor dem Hamburger SV

Die Heimstärke des VfL Wolfsburg ist absolut löblich. So haben die Niedersachsen bislang erst eine einzige Partie in der heimischen Volkswagen-Arena verloren. Ausgerechnet gegen den Erzrivalen und Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig gab es hingegen eine bittere Heimniederlage. Der Respekt vor dem HSV ist bei Olic ausgeprägt: „Ich habe großen Respekt vor der Mannschaft. Aber wir spielen zuhause. Außer gegen Braunschweig haben wir noch kein Spiel verloren. Das gibt mir die Hoffnung, dass wir auch dieses Spiel für uns entscheiden. Ich wünsche dem HSV für die gesamte Saison alles Gute, aber am Freitagabend will ich hier gewinnen.“

Die Ersetzbarkeit von Diego und van der Vaart

Beide Nordklubs müssen auf ihre Spielmacher verzichten. Während Hamburg auf Rafael van der Vaart verzichten muss, fehlt bei Wolfsburg Diego wegen einer Verletzung. Beide sind für den kreativen Augenblick im Spiel ihrer Mannschaften zuständig. Olic hat die Bedeutung erkannt, weiß jedoch auch, dass die beiden Spielmacher nicht unersetzbar sind: „Jeder ist für die eigene Mannschaft der wichtigste Spieler. Darüber brauchen wir nicht zu reden. Gegen Hannover hat der HSV gezeigt, dass es auch ohne van der Vaart läuft. Ich denke, das muss auch so sein. Wir haben auch gegen Dortmund ohne Diego gewonnen.“

„Die HSV-Zeit war die schönste“

Beim Hamburger SV hat sich in den letzten Jahren einiges geändert. Eine große Fluktuation an Spielern hat sich seit Olic`Abschied ergeben. Neben dem verletzten van der Vaart gibt es mit Marcell Jansen und Thomas Rincon nur noch zwei Spieler, die im Kader der Hanseaten stehen. Der kroatische Internationale erinnert sich wie folgt an seine Zeit in der Hansestadt: „Viele Erinnerungen. Ich spiele jetzt zwar schon einige Jahre nicht mehr in Hamburg, aber meine Familie vermisst die gesamte Stadt noch immer. Ich denke da natürlich in erster Linie an andere Dinge.“ Und er präzisiert ein wenig, wenn er sagt: „Der HSV war mein erster richtiger Verein in der Bundesliga. Das Stadion, die Fans und die Leute, sie waren für mich die besten in meiner Karriere. Die Mannschaft war klasse und wir haben einen tollen Fußball gespielt. Es gibt so viele Sachen, die ich nie vergessen werde. Ich fahre auch jetzt noch gerne nach Hamburg - auch privat mit meiner Familie.“ Auch familiär gibt es eine sehr enge Bindung zum Bundesliga-Gründungsmitglied, wie er verraten hat: „Mein jüngerer Sohn ist immer noch großer HSV-Fan. Er guckt jedes Spiel. Ich denke, er wird für sein gesamtes Leben HSV-Fan bleiben, genau wie mein Bruder immer sagt, mein bester Verein war der HSV. Und auch ich kann sagen: Die Zeit, die ich da erlebt habe, war die schönste.“

Quelle: hsv.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Ivica Olic, Bundesliga, VfL Wolfsburg, Hamburger SV, Rafael van der Vaart, Diego
Datum: 29.11.2013 18:08 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-wolfsburgs-ivica-olic--%84ich-muss-meiner-familie-fuer-die-guten-gene-danken%93-9182.html


Kommentare

Die Kommentar-Funktion wird momentan überarbeitet und ist in Kürze wieder verfügbar!

Für diese News ist leider noch kein Kommentar vorhanden.

Für den Inhalt des Kommentars ist der Autor verantwortlich. Die Kommentare spiegeln nicht die Meinung von 3-liga.com wieder.



Diese 3. Liga News könnten Sie ebenfalls interessieren


Demnächst bekommen Sie die News auch als Homepagetool für Ihre eigene Webseite.
Sie möchten auch News für 3-liga.com schreiben? Dann werden Sie Fan-News-Schreiber. Mehr Informationen dazu bekommen Sie hier.