WM 2014: Deutschland steht nach 1:0 über Frankreich im Halbfinale gegen Brasilien

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich in die Fußball-Geschichtsbücher bei dieser WM spielen können. Nach dem 1:0-Sieg im Viertelfinale gegen den Nachbarn Frankreich im mythischen Maracana-Stadion von Rio de Janeiro darf Deutschland von der Rückkehr und dem vierten WM-Titel träumen. Zunächst muss jedoch noch das Halbfinale am kommenden Dienstag um 22.00 Uhr in Belo Horizonte gegen Gastgeber Brasilien abgewartet werden, die auf Kapitän Thiago Silva und Superstar Neymar verzichten müssen.

Löw vollzieht einige taktische Umstellungen

Mats Hummels konnte sich nach einer knappen Viertelstunde mit seinem verwandelten Kopfballtreffer zum Matchwinner küren. Der vierte Standardtreffer des deutschen Nationalteams wurde nach einem schön getretenen Freistoß mit einem gekonnten Kopfball des Dortmunders Mats Hummels vollendet. Nach seinem Treffer gegen Portugal war dies schon das zweite Turniertor des 25-Jährigen und das vierte Länderspieltor insgesamt. Auch sonst hat der Innenverteidiger des deutschen Vizemeisters und Pokalsiegers Borussia Dortmund eine glänzende Vorstellung in der Abwehr zeigen können. Diesmal hat sich Bundestrainer Joachim Löw dazu entschieden, einige Wechsel in der Startformation seines Teams vorzunehmen. So hat Spielführer Philipp Lahm zum ersten Mal bei diesem Turnier auf seiner angestammten Position als Rechtsverteidiger agieren können Höwedes rückte auf die linke Außenverteidigerposition, während Boateng mit Hummels innen verteidigte. Die schon bei der WM 2010 und EM 2012 bewährte Doppelsechs bestehend aus Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira agierte auf der Zentrale, während DFB-Rekordtorschütze Miroslav Klose sein Startelfdebüt bei dieser WM erlebte und der vierfache Goalgetter Thomas Müller zunächst auf der rechten Seite agieren konnte.

Hummels mit gekonntem Kopfballtreffer

74.240 Zuschauern waren Zeuge im Maracana-Stadion bei tropischen Temperaturen, wie Deutschland schnell die Spielkontrolle übernehmen konnte. Mit einem deutlichen Plus an Ballbesitz konnte man die Anfangsphase überlegen gestalten. Frankreich hat sich erst nach rund fünf Minuten ein wenig offensiver trauen können und kam durch Sturmführer Karim Benzema vom Champions League-Sieger Real Madrid zur ersten vielversprechenden Torchance. Wenig später wurde Benzema noch von Hummels am Einschuss verhindert. Wenig später mutierte er mit einer Kopfballverlängerung zum Siegtorschützen, als er eine Freistoßflanke von Toni Kroos aus 35 Metern-Torentfernung gekonnt ins gegnerische Gehäuse verlängern konnte.

Möglicher Strafstoß bleibt Deutschland verwehrt

Nach diesem Treffer gab es ein deutlich abwechslungsreiches Spiel der beiden Fußball-Großmächte. Mit einer starken Physis konnte der dreimalige Weltmeister mehrfach in den Strafraum der Franzosen vordringen und erspielte sich einige vielversprechende Torchancen. Klose hätte Mitte der ersten Halbzeit nach einem Schubser von Mathieu Debuchy Strafstoß erhalten müssen. Ein mögliches 2:0 hätte aus deutscher Sicht für eine deutlich größere Beruhigung sorgen können. Insgesamt behielt Deutschland auch weiterhin die klare Spielkontrolle in dieser hart umkämpften Begegnung. Auch Keeper Manuel Neuer war stets auf der richtigen Höhe des Geschehens, als er rund zehn Minuten vor der Halbzeit einen tollen Reflex mit der linken Hand gegen Mathieu Valbuena ansetzen konnte. Der alles überragende Hummels konnte Benzema im Nachschuss gewaltig stören.

Schürrle belebt das Offensivspiel

Besonders im zweiten Abschnitt wurden die Schützlinge von Nationaltrainer Didier Deschamps jedoch deutlich stärker. Die deutlich größeren Kraftreserven machten sich bemerkbar. Stark war zweifelsfrei jedoch die deutsche Defensive, die die zahlreichen Angriff gekonnt abwehren konnte. Nach einer Stunde Spielzeit wurde es besonders brenzlig, als Schweinsteiger gegen Blaise Matuidi retten konnte. Wenig später hat Neuer einen Varana-Kopfball halten können. Deutschland kam in der Endphase auch zu eigenen Chancen. Andre Schürrle ist für den insgesamt schwachen Klose eingewechselt worden und konnte noch einmal für eine neue Offensivstärke sorgen. Thomas Müller hatte nach 68 Spielminuten eine glänzende Möglichkeit, um für die Vorentscheidung zu sorgen, verzog jedoch knapp am linken Torpfosten. Fünf Minuten später war es Schürrle, der eine glänzende Kontermöglichkeit absolut leichtfertig vergeben hat. Eine tolle Grätsche von Hummels hat bei einem Benzema-Schuss drei Zeigerumdrehungen später retten können.

Neuer als Einhänder gegen Benzema

In der finalen Schlussphase schließlich hätte Schürrle zweimal für das 2:0 sorgen können. Zunächst schoss er gegen Keeper Lloris in der 82. Minute nach einem schönen Özil-Pass, ehe er fünf Minuten später schließlich den französischen Verteidiger Varane abgeschossen hat. Neuer konnte in der vierten Minute der Nachspielzeit mit einer Hand gegen den schussgewaltigen Benzema retten. Nach 1954, 1974 und 1990 strebt Deutschland nun endlich den vierten WM-Titel an. Hier sind die gesammelten Stimmen zu dieser überaus aufregenden Partie:

Bundestrainer Joachim Löw: "Es war unglaublich spannend. Unsere Mannschaft hat bravourös gekämpft. Die Spieler sind schon auch richtig platt. Gegen solche Mannschaften kann man nicht immer die Kontrolle bewahren und das Spiel nicht komplett beherrschen. Wir haben sehr kompakt, sehr eng gespielt."

Kapitän Philipp Lahm: "Wir standen wieder als Mannschaft auf dem Feld. Das war insgesamt wieder eine gute Leistung von uns. Es war nicht so leicht heute, es war brutal warm. Wir wollten über rechts mit Thomas und mir ein bisschen Dampf machen."

"Das ist der nächste Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Ich hoffe, dass unser Weg noch nicht zu Ende ist. Ich war auf jeden Fall relativ früh platt heute."

"Es war schon wie in einer Grillbude. Da merkt man erstmal, was für ein faszinierendes Gebilde ein Kaktus ist, da nicht einzugehen."

Manuel Neuer: "Wir haben guten Fußball gezeigt und wussten, worum es geht. Die Leistung war Halbfinal-würdig."

Jerome Boateng: "Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute alles gegeben. Jeder hat für den anderen gekämpft. Manu ist einfach der beste Torhüter der Welt. Jetzt freuen wir uns auf das Halbfinale. Ich glaube, wir können stolz sein. Jetzt muss das Ziel Finale sein."
Frankreichs Trainer Didier Deschamps: "Wir haben das getan, was wir mussten. Wir hatten unsere Chancen, aber sie haben mehr Erfahrung und den Vorsprung gut verteidigt. Wir haben alles getan bis zum Ende und hatten die Chance von Karim Benzema, aber Neuer hat seinen Job gemacht."

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