WM 2014: Ex-Bayern-Profi Jorginho: „Deutschlands-WM-Titel ist sehr realistisch“


Jorginho hat ganz gewiss seine Duftmarken in der Bundesliga setzen können. Zunächst spielte er von 1989 bis 1992 drei Spielzeiten für Bayer 04 Leverkusen, ehe er weitere drei Jahre für den FC Bayern München spielen konnte. Beim deutschen Rekordmeister konnte der erste brasilianische WM-Spieler, der mit bürgerlichen Namen Jorge José de Amorim Campos heißt, 1994 die Deutsche Meisterschaft feiern. Sein definitiv größter Erfolg als Spieler war der Gewinn des Weltmeistertitels 1994 in den USA mit der Selecao. Weniger erfolgreich verlief seine bisherige Trainerkarriere, denn zwischen Juli 2006 und Juli 2012 war er Assistent von Nationaltrainer Carlos Dunga bei der brasilianischen Nationalmannschaft. Da bei der WM 2010 bereits im Viertelfinale gegen die Niederlande Endstation gewesen ist, wurde er vorzeitig entlassen. Nun nimmt der ehemalige Außenverteidiger intensiv im Gespräch mit „Sport1.de“ Stellung zum heutigen WM-Halbfinale zwischen Gastgeber Brasilien und Deutschland.

WM 2014:  Ex-Bayern-Profi Jorginho: „Deutschlands-WM-Titel ist sehr realistisch“
„Neymars Wert für Brasilien ist schon jetzt extrem hoch“

Weltweit gab es ein tiefes Mitgefühl für die brasilianische Nationalmannschaft, da mit Neymar der beste Spieler und absolute Superstar der „Selecao“ mit einem Wirbelbruch ausfallen wird Jorginho kann nun deutlich machen, wann er von dieser schwerwiegenden Verletzung erfahren hat: „Auch ich konnte es nicht glauben. Neymar ist so ein toller Spieler. Und er wird ein ganz Großer. Sein Wert für Brasilien ist schon jetzt extrem hoch. Er hat alles, was einen Chef auf dem Platz ausmacht, ich schaue ihm sehr gerne zu. Seine Verletzung hat uns alle tief erschüttert. Ich fühle mit ihm, denn ich weiß, wie sehr er sich auf diese WM gefreut hat. Ich kann nur hoffen, dass er schnell gesund wird, um die Fans wieder mit seinem phantastischen Spiel zu begeistern.“

„Neymar und Pep Guardiola – das hätte perfekt funktioniert“

Unverständlich erscheint dem ehemaligen Bayern-Profi, dass die Vereinsführung seines ehemaligen Vereins dem ausdrücklichen Wunsch von Bayern-Coach Pep Guardiola nicht entsprochen worden ist, um Neymar tatsächlich in die Bundesliga zu locken. Angeblich wäre das Risiko für einen Wechsel im letzten Sommer zu groß gewesen. Jorginho vertritt dazu eine klare Meinung: „Das habe ich nicht verstanden. Neymar und Pep Guardiola - das hätte perfekt funktioniert. Er ist technisch überragend, ist brutal schnell in seinen Bewegungen und spielt den perfekten Pass. Das will Guardiola. Und obwohl Neymar von der Statur eher etwas zierlich ist, kann er auch im Zweikampf ordentlich hinlangen. Es ist für jeden Abwehrspieler schwer, ihn auszuschalten. Jetzt ist er bei Barca überaus erfolgreich.“

„In Europa lernt man sich durchzuboxen“

Stattdessen ist er zum spanischen Weltklub FC Barcelona gewechselt, wo er sein großartiges Leistungspotential demonstrieren konnte. Der Schritt nach Europa hat dem großen Hoffnungsträger sichtlich gut getan, was auch der ehemalige Deutschland-Legionär so erkannt hat: „Für uns Brasilianer ist die Familie sehr wichtig. Wenn sie da ist, ist alles gut. Wir wollen es entspannt und gemütlich haben - mit der Familie und unseren Freunden. Das gilt auch für Neymar. In Europa dagegen lernt man, sich durchzuboxen. Für mich war es damals sogar weitaus schwieriger als für Neymar. Ich musste ja nicht nur den kalten Winter ertragen, sondern auch noch deutsch lernen. Dass spanisch und portugiesisch verwandte Sprachen sind, hat ihm in Barcelona sicher geholfen.“

„Der Titel ist für Deutschland zum Greifen nah“

Jorginho kennt beide Länder und kann deshalb ein vernünftiges Urteil abgeben, wie groß die Chance für Deutschland ist, Brasilien zu schlagen und zum ersten Mal seit 24 Jahren wieder Weltmeister zu werden. Er ist davon fast schon überzeugt: „Sehr groß. Der Titel ist zum Greifen nah. Die Mannschaft wurde zuletzt zweimal Dritter, hat viel Erfahrung und hat viele tolle Fußballer: Miroslav Klose, Mesut Özil, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und natürlich Manuel Neuer. Er hält überragend. Das ist eine Super-Mannschaft, die mit Joachim Löw einen hervorragenden Trainer hat. Und ich kenne die deutsche Mentalität. Da wird immer gekämpft und auch bei Rückschlägen nie aufgesteckt. Deshalb sind die Deutschen so gefährlich. Doch ich sehe es wie Trainer Felipe Scolari, der sagte, dass sie für Neymar siegen wollen. Emotional ist das schwer für mich. Wenn wir es nicht schaffen, dann soll Deutschland Weltmeister werden.“

Jorginho mit großem Respekt vor Parreira und Scolari

Die letzten beiden brasilianischen WM-Titel wurden durch die heutigen Verantwortungsträger erreicht. So hat Coach Scolari Brasilien 2002 zum Titel geführt, während der technische Direktor Carlos Alberto Parreira die Selecao im Jahr 1994 zum Weltpokal führen konnte. Jorginho kennt beide und kann diese wie folgt beschreiben: „Das ist ein Duo mit enorm viel Erfahrung und Weitblick. Scolari ist einer der besten Trainer der Welt, er betreute die Nationalmannschaft bei unserem letzten WM-Triumph gegen Deutschland 2002. Und Parreira führte Brasilien 1994 zum Titel. Nach 24 Jahren Durststrecke. Er ist ein echter Taktik-Fuchs. Die Hoffnungen unseres Landes ruhen auf den beiden.“

„Wichtig war der Zusammenhalt beim WM-Titel 1994“

Über seine Erinnerungen an den WM-Titel vor 20 Jahren kann er nun folgendes berichten: „Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen. Damals hatten viel in unserem Land Zweifel. 1990 hatten wir schon eine super Mannschaft. Mit Müller, Careca oder Branco. Aber es gab zu viele Probleme zwischen Mannschaft und Trainer. Dazu der Prämienstreit. Wir schieden im Achtelfinale gegen Argentinien aus. Daraus haben wir vier Jahre später gelernt. Wichtig war der Zusammenhalt.“

„Die Bundesliga ist mein großes Ziel“

Aktuell trainiert der Ex-Profi den Spitzenverein Al-Wasl in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Auf die Frage, ob er sich eines Tages ein Trainerengagement in der Bundesliga vorstellen könnte, kann er nun antworten: „Das ist sogar mein großes Ziel. Es gab schließlich noch nie einen brasilianischen Trainer in der Bundesliga. Dunga oder ich, einer von uns wird es bestimmt noch mal werden. Vielleicht bei Leverkusen oder Bayern.“

Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: WM 2014, Brasilien, Deutschland, Jorginho, Neymar,
Datum: 08.07.2014 16:01 Uhr
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