Wird es für Lukas Podolski auch sportlich ein Feiertag?


Lukas Podolski steht vor dem großen Jubiläum in der deutschen Nationalmannschaft. Gegen Dänemark kann er heute abend die 100 Länderspiele voll machen. So richtig viel zu feiern hat er jedoch nicht, denn seine Leistungen lassen ihn zu einem Wackelkandidaten im DFB-Team mutieren. Immerhin konnte der 27-jährige Noch-Kölner in der Defensive überzeugen. Irgendwie ein schwacher Trost für einen Offensivspieler mit seinen Fähigkeiten.

Podolski ist einer der wenigen Spieler im Team des DFB, der als richtiger Typ mit Ecken und Kanten durchgeht. Er sagt, was er denkt, auch wenn dies von einigen überheblichen Medienvertretern häufig ein wenig belächelt wird. Gegen Dänemark wird Podolski mit hoher Wahrscheinlichkeit auflaufen. Heute ist es für ihn nicht nur wegen der Aufnahme in den „Klub der 100“ ein ganz besonderes Match. Wenn Poldi heute nicht funktioniert, dann muss Löw umstellen und sich für einen Spieler aus der talentierten, jungen Garde entscheiden. Spieler wie Götze, Reus und Schürrle scharren mit den Hufen. Löw gilt als Trainer, der seinen altbewährten Kräften vertraut, doch trotz aller Sympathien hat Podolski dieses Vertrauen bisher nicht rechtfertigen können.
Der Spieler auf der linken Außenbahn ist ohne Frage ein Hochtalentierter, der in seinen mittlerweile acht Nationalmannschaftsjahren nicht nur zum Publikumsliebling mutiert ist. Bei jedem Turnier konnte er vollauf überzeugen. Mit Toren und Torgefahr. Mit einer ungeheuren Kombinationsfreudigkeit und Hingabe. Tugenden, die ihm in diesen Tagen völlig abhanden gekommen sind. Es ist wahrlich traurig ansehen zu müssen, dass ihm scheinbar in manchen Situationen auch das nötige Selbstvertrauen, die Unbekümmertheit vergangener Tage fehlt. Der Abstieg seines Herzensvereins 1. FC Köln hat ihn emotional mächtig zugesetzt. Sein Herz wäre gerne in der Domstadt geblieben, doch sein Verstand riet ihm zum Wechsel nach Arsenal.
Nun ist die Motivation riesig, dass er mit einer möglichen Finalteilnahme zu Franz Beckenbauer aufschließen kann, der 103 Länderspiele absolviert hat. Podolski stellt mit seinen Länderspielen in jungen Jahren einen Europarekord auf. Auch ein Indiz, über welch große Fähigkeiten der Kölner Volksheld fähig ist. Stolz bezeichnet ihn DFB-Pressechef Harald Stenger als „einen Teil deutscher Fußballgeschichte“. Im Kreis der deutschen Nationalmannschaft fühlt er sich wohl, wie er auf der Pressekonferenz im Mannschaftsquartier in Danzig unlängst erklärte: „Ich habe mich bei der Nationalelf vom ersten Tag an gut gefühlt.“ Er braucht diese Wohlfühlatmosphäre, denn er ist hochsensibel.
Lukas Podolski wird immer ein Kölner bleiben. Und es ist gut möglich, dass er eines Tages zu seinem Herzensverein zurückkehren wird. Zwei Herzen schlagen in seiner Brust, wenn er auf der PK sagt: „Wenn die Nationalmannschaft ein Club wäre, dann wäre es ein Club wie der FC.“ Wie er zu diesem gewagten Vergleich gekommen ist, bleibt sein Geheimnis. Vielleicht war es auch nur ein Scherz, denn was sportliche Erfolge, Disziplin und Ordnung auf allen Ebenen angeht, ist der DFB dem FC derzeit meilenweit enteilt.
Nun konzentriert er sich also auf die Defensive. Seine Argumentation, um die schwachen Leistungen aus den ersten beiden Spielen zu erklären. Zusammen mit Lahm sollte er die Kreise stören, wie er den Medienvertretern verraten hat: „Es gab die klare taktische Vorgabe, dass wir unsere Seite zumachen sollten.“ Stolz fügt er hinzu: „Da ist nichts angebrannt.“
Ein wenig Selbstkritik zeigt er auch, wenn er sagt: „Dass ich von mir selbst offensiv viel mehr erwarte, als ich gezeigt habe, ist klar.“ Immerhin kommt die Einsicht, die bekanntlich der erste Weg zur Besserung ist. Heute ist seine vielleicht letzte Chance, was auch für sein Offensivpendant auf der rechten Seite Thomas Müller gilt.
Jetzt ist es an der Zeit, wieder den alten Podolski zu zeigen und zu demonstrieren, dass dieses 100. Länderspiel auch sportlich ein Feiertag wird.

Quelle: www.spiegel.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Deutschland; Podolski; Löw; DFB-Elf
Datum: 17.06.2012 17:32 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-wird-es-fuer-lukas-podolski-auch-sportlich-ein-feiertag--1732.html


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