Welttrainer Jupp Heynckes: „Das ist die Krönung meiner Laufbahn“


Manchmal muss man wirklich erst 68 Jahre alt werden, um die volle persönliche Wertschätzung genießen zu können. Jupp Heynckes ging es nämlich so, als er am gestrigen Abend zum weltbesten Trainer 2013 gewählt worden ist. Zahlreiche Presseanfragen musste Heynckes bedienen. Die Wahl fiel wahrlich eindeutig aus, denn mit 1806 Stimmen konnte der ehemalige Bayern-Trainer deutlich vor Jürgen Klopp (766) und Alex Ferguson (711). Im ausführlichen Interview mit „sport1.de“ hat sich der Fußball-Pensionär nun zu verschiedenen, interessanten Themen geäußert.

Welttrainer Jupp Heynckes: „Das ist die Krönung meiner Laufbahn“
Bild: dfb.de
„Es war ein unvergessliches Jahr“

Bei dieser Siegerehrung konnte er seine Emotionen zurückhalten. Auch wenn er keine Tränen zeigte, so machte er doch allzu schnell deutlich, dass er über diese Auszeichnung sehr erfreut gewesen ist, zumal seine Karriere als Trainer seit einem halben Jahr schon der Vergangenheit angehört: „Ja, das ist deshalb eine besondere Auszeichnung, weil es am Ende meiner Karriere ist. Aber wir haben mit dem FC Bayern im letzten Jahr mit dem Triple einen historischen Triumph gefeiert, sonst wäre das alles nicht möglich gewesen. Fußball ist ein Mannschaftssport, und ich bin ein Teil des Ganzen – wenngleich als Hauptverantwortlicher. Es war ein unvergessliches Jahr.“ Und er verrät auch, dass er nun im relativ fortgeschrittenen Alter den wichtigsten Titel in seiner Laufbahn erringen konnte: „ Es ist eine großartige Ehre. Ich war fast 50 Jahre als Spieler und Trainer aktiv mit vielen Highlights und Tiefpunkten, Erfolgen und Niederlage. Das ist die Krönung meiner Laufbahn. Ich bin sehr glücklich.“

Heynckes freut sich über Klopps lobende Worte

Sehr lobende Worte hat Jürgen Klopp für Heynckes gefunden. Bekanntlich war Klopps-Mannschaft Borussia Dortmund im deutschen Champions League-Endspiel Gegner des FC Bayern München. In einem hochklassigen Duell war der BVB im ersten Abschnitt überlegen. Letztlich gewannen die Heynckes-Schützlinge dieses Endspiel jedoch verdient mit 2:1 und sicherten sich nach 2001 wieder den wichtigen Vereinstitel Europas. Dieser Klopp hat geradezu eine Lobeshymne für Klopp übrig gehabt. Der Gelobte gibt das Kompliment zurück: „ Ich denke, dass es von Jürgen ehrlich gemeint war. Ich wollte auch zu ihm nach der Ehrung ein paar Worte sagen, aber leider hatte ich nur eine Minute Redezeit. Es ist so viel passiert in den vergangenen zwei Jahren, da hätte man unglaublich viel erzählen können. Jürgen ist ein korrekter Kollege und ein exzellenter Trainer. Ich hätte ihm gerne gesagt, dass er noch jung ist und dass ich ihm wünsche, dass er auch irgendwann diesen Preis gewinnt.“

„Franck war ein sehr wichtiger Bestandteil des Teams“

Etwas überrascht ist der ehemalige deutsche Nationalspieler gewesen, dass sein Ex-Spieler Franck Ribery nur den dritten Rang bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres belegt hat: „Das ist sehr schade, denn ich hätte es ihm gegönnt. Bayern München hat im letzten Jahr alles gewonnen, Franck war dabei ein sehr wichtiger Bestandteil des Teams. Er hätte den Preis genauso wie die anderen verdient gehabt. Aber es kann eben nur einer gewinnen.“ Und zugleich zeigt er auch absolut Verständnis für seine Enttäuschung, da er als amtierender Fußballer von Europa den Favoritenstatus innegehabt hat: „ Es ist klar, dass er enttäuscht ist. Die Bedeutung des Titels hat man ja an Cristiano Ronaldo gesehen. Er war schon mal Weltfußballer und fängt an zu heulen. Da sieht man, welche Emotionen im Spiel sind. Franck hätte den Titel natürlich auch gerne gewonnen. Das sind Dinge, die man im Leben auch lernen und respektieren muss.“ Zu einem möglichen falschen Spiel möchte er jedoch keine Stellung zu nehmen. Stattdessen betrachtet er die Tatsachenentscheidung als gegeben an: „Ich möchte die Wahl nicht bewerten. Ich verstehe, dass ein Spieler wie Ribery maßlos enttäuscht ist. Aber die Juroren haben nun mal so abgestimmt und das muss man akzeptieren.“

„Ich hätte gerne noch Thomas Müller und Arjen Robben dabei gehabt“

Gleich drei Spieler vom Triple-Gewinner standen in der Weltauswahl. So war neben Offensivmann Franck Ribery auch Philipp Lahm und Manuel Neuer in dieser illustren Runde dabei. Einige Experten waren enttäuscht, dass nicht mehr Spieler vom derzeit besten Team der Welt gewählt worden sind. Heynckes hingegen betrachtet dies eher nüchtern: „Ich hätte gerne noch Thomas Müller und Arjen Robben dabei gehabt. Auch Dante hätte es verdient gehabt. Aber man kann ja nicht nur Spieler vom FC Bayern nehmen.“

Wo sind die BVB-Kicker in der Weltauswahl?

Er hätte sich jedoch auch Spieler vom Champions League-Gegner Borussia Dortmund in der Weltauswahl gewünscht. Das kein Akteur vom BVB nominiert worden ist, scheint wahrlich etwas überraschend zu sein, auch wenn insgesamt der Stellenwert für die Bundesliga in Europa ausgeprägt ist, was auch Heynckes so registriert hat: „ Das zeigt, dass wir führend in Europa sind. Der Einwand, dass kein Spieler von Borussia Dortmund dabei war, ist allerdings berechtigt. Gündogan, Lewandowski oder Hummels wären sicher Kandidaten gewesen.“ Sein Interesse am Fußball ist auch weiterhin ungebrochen. Daraus macht Heynckes überhaupt kein Geheimnis: „Ich schaue mir fast alles an. Die Bundesliga, vor allem meine Ex-Vereine, den italienischen und den spanischen Fußball.“

„So eine Dominanz hat es in der Bundesliga noch nicht gegeben“

Einseitige Verhältnisse hat Heynckes bereits in der Fußball-Bundesliga erkannt, da er nicht glaubt, dass die Dominanz des FC Bayern München auf absehbare Zeit nicht tangiert werden wird. Die Qualität ist im Kader des deutschen Rekordmeisters derzeit einfach zu ausgeprägt, als das an dieser Vormachtstellung in den nächsten Jahren etwas geändert werden kann: „Das war für mich vorher klar, das habe ich Karl-Heinz Rummenigge schon vor der Saison gesagt. Pep Guardiola hat die weltbeste Mannschaft übernommen und hat dann mit Thiago und Götze zwei junge, hoch talentierte Spieler verpflichtet. Im Sommer kommt noch Lewandowski. So eine Dominanz hat es in der Bundesliga noch nicht gegeben.“

„Mir geht es sehr gut“

Wenn er sich nicht um den Fußball kümmert, genießt er nach mehr als einem halben Jahrzehnt im „Haifischbecken-Profifußball“ nun seine Zeit als Privatmann: „ Die ganzen Anfragen der Journalisten beantworten. Ich bin 68 Jahre alt und genieße mein Leben mit meiner Familie und meinem Hund. Mir geht es sehr gut.“

Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Jupp Heynckes, FC Bayern München, Jürgen Klopp, Borussia Dortmund, Franck Ribery,
Datum: 14.01.2014 13:30 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-welttrainer-jupp-heynckes--%84das-ist-die-kroenung-meiner-laufbahn%93-10032.html


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