Wann wird der Himmel endlich königsblau über Schalke


Allgemein gilt der FC Schalke 04 als echter deutscher Spitzenverein, der auch international über ein gewaltiges Ansehen verfügt. Zuletzt litt dieser überaus gute Ruf durch eine sportliche Krise, die von Ex-Trainer Huub Stevens eingeleitet worden ist und durch Nachfolger Jens Keller zuletzt fortgeführt wurde. Das gestrige 1:1-Unentschieden im Champions League-Achtelfinale bei Galatasaray Istanbul hat jedoch die Laune der „Knappen“ wieder deutlich aufhellen können, denn im Hexenkessel des Türk Telekom-Stadions von Galatasaray konnte sich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel erarbeitet werden.

S04-Mittelfeldspieler Jermaine Jones war eine prägende Figur in diesem Match. Wegen einer Unsportlichkeit mit der Gelben Karte bestraft und damit gesperrt, doch kurz vor der Halbzeitpause gelang dem US-Nationalspieler nach einem feinen Zuspiel von Jefferson Farfan der verdiente Ausgleich für den Bundesliganeunten. Im Rückspiel in gut drei Wochen in der heimischen Arena haben sich die Schalker damit eine exzellente Ausgangsposition erarbeiten können. Ein Sieg oder ein schnödes 0:0-Unentschieden würde bereits für die Qualifikation des Viertelfinals ausreichen. Insgesamt konnte der Ruhrpottverein mit einer starken Mannschaftsleistung und teils herausragenden Kombinationen in die Spitze gut mithalten und die stetig wachsende Zahl an Kritikern besänftigen. Letztlich jedoch hätte die Chancenverwertung effektiver genutzt werden müssen, um ein noch besseres Ergebnis zu erzielen.
Dennoch wird die Nachfolgediskussion nicht leiser, was auch für Schalke-Manager Horst Heldt sehr nervig wirkt, wenn er sich ständig mit dieser Thematik beschäftigen muss. Immer wieder muss er zu diesem heiklen Thema Stellung beziehen und flüchtet sich dabei häufig in Phrasen, was die überaus kreativen Schalker-Fans auch dazu veranlasst hat, ein sogenanntes „Bullshit-Bingo“ zu erfinden, was die identischen Zitate des Managers aufspüren sollte. Für Heldt stellt der jetzige Zustand kein Novum dar: „Das ist der ganz normale Wahnsinn. Damit müssen wir leben.“ Dennoch hat es offensichtlich auch vor dem Spiel nicht wirklich gestört, wie er deutlich macht: „Die Vorbereitung stört es nicht.“
Als neues Spekulationsobjekt galt zuletzt der im Sommer scheidende Bayern-Trainer Jupp Heynckes, der nach Angaben der „Bild“ ein Kandidat für den dann vakanten Trainerposten „auf Schalke“ sein würde. Für den 67-Jährigen sicherlich keine neue Erfahrung, schließlich hat er schon von Juli 2003 bis September 2004 bei den Knappen gearbeitet. Allerdings konnte er dort keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, weshalb die Entlassung zu Beginn der Spielzeit 2004/05 absolut folgerichtig gewesen ist. Sehr bedeckt verhielt er sich nun auch vor dem Auftritt seines Noch-Arbeitgebers FC Bayern München beim FC Arsenal London: „Ich kann nicht verhindern, dass in dem einen oder anderen Klub, bei dem es um die Trainerposition geht, mein Name genannt wird. Ich nehme das zur Kenntnis.“ Die Fähigkeiten und das Selbstvertrauen dürfte Heynckes durchaus besitzen. Es ist bisher jedoch nur ein Gerücht, welches weitergetragen worden ist. Auch andere Kandidaten, nicht zuletzt der frisch entlassene Mike Büskens haben berechtigte Chancen auf den begehrten Posten bei den „Königsblauen.“
Keller muss nun auch in der Bundesliga möglichst schnell punkten. Dabei geht es nicht primär um seine Zukunft als Cheftrainer bei Schalke 04. Die scheint wegen fehlender Lobby im Verein ohnehin nur bis Juni begrenzt zu sein. Vielmehr geht es auch um seine eigene Vita, denn für ihn muss es auch ein Leben nach Schalke geben. Seine bisherige Bilanz ist mit fünf Punkten aus fünf Spielen noch reichlich verbesserungswürdig. Ähnlich phrasenhaft wie sein Vorgesetzter Horst Held kommuniziert Keller, wenn er von der Journaille nach den Gründen für seine Zuversicht gefragt wird: „Die Mannschaft zieht im Training voll mit.“ Bisher jedoch meistens nur im Training, was bei den Spielen nicht wirklich sichtbar werden konnte.
Ganz offen fehlt es Keller an der Dynamik, an der Ausstrahlung, am Feuer einen solch explosiven Kader, wie den Seinigen zu Höchstleistungen zu treiben. Er kommt auf die Medien nett und bieder rüber. Zwei Attribute, die für den FC Schalke sicherlich nicht als die perfekte Lösung für die eklatanten Probleme herhalten können. Auch die Mannschaft kann keinen Esprit verkörpern, wie unlängst Torwart Timo Hildebrand eindrucksvoll demonstrieren konnte, der auf die Frage nach der Aufbruchsstimmung ein wenig resignativ antwortete: „Welche Aufbruchstimmung? Lassen wir das Thema.“ Diese Spielzeit muss möglichst mit der Champions-League-Qualifikation und dem Viertelfinaleinzug in der Königsklasse zu Ende gebracht werden. Für Heldt ist derweil schon einmal klar: „Es ist nicht wichtig für mich, ob er oft genug in die Kamera lächelt, sondern wie er als Trainer arbeitet, wie er bei der Mannschaft ankommt, da empfange ich nach wie vor positive Signale.“ Heldt muss ständig Stellung beziehen, um seinen massiv kritisierten Trainer vor der Medienschelte zu schützen. Wenn jedoch die Mannschaft die gestrige Leistung gegen Galatasaray Istanbul zum Anlass nimmt, um in den nächsten Wochen auch in der Bundesliga die treuen S04-Fans zu versöhnen, dann ist der Himmel doch noch königsblau über Schalke.

Quelle: www.faz.net
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Schalke 04; Galatasaray Istanbul; Champions League; Keller; Stevens; Heldt; Heynckes; Farfan; Jones; Hildebrand
Datum: 21.02.2013 17:11 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-wann-wird-der-himmel-endlich-koenigsblau-ueber-schalke-4256.html
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