VfL Wolfsburg: Mehr Ansehen durch DFB-Pokalsieg


In den letzten Tagen ist Bundesligist VfL Wolfsburg auffällig häufig in den Medien erwähnt worden. Es gab eine Diskussion über das Attraktivitätspotential von Werksvereinen und wie der Nutzen solcher Vereine für die Bundesliga aussieht. Bekanntlich lockt der Werksverein aus Wolfsburg nicht unbedingt die Massen in die Stadien, sodass die Kritik deutlich zu vernehmen gewesen ist. Finanziell ist dank dem Gönner VW und vielleicht auch durch das Weiterkommen im DFB-Pokal vieles möglich in der Autostadt.

Nebenkriegsschauplätze sollten die sportliche Wichtigkeit des DFB-Pokal-Viertelfinals bei den Offenbacher Kickers keinesfalls übertünchen. Vielmehr möchte der im Mittelmaß versunkene Verein von Trainer Dieter Hecking mit dem Einzug ins Pokalfinale nach Berlin die Möglichkeit auf das internationale Geschäft auch weiterhin wahren. Derweil hat Spielmacher Diego Kritik an der Unstetigkeit auf dem Trainerposten geübt. Im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ wird der 27-jährige Spielmacher deutlich, wenn er sagt: „Normal ist das nicht.“ Und er übt leise Kritik an der Personalentscheidung der Vereinsführung: „Drei Trainer in einer Saison sind schon sehr kompliziert, zwei sind eigentlich schon zu viel - für den Klub und die Spieler.“ Man muss dem brasilianischem Techniker jedoch auch zugute halten, dass er sich und seine Mannschaftskameraden nicht explizit aus der Verantwortung stehlen möchte: „Dass wir ... in diese Situation geraten sind, liegt an allen, auch an uns Spielern.“
Wie schon eingangs erwähnt, besitzt für die „Wölfe“ die morgige Begegnung beim Drittligisten Kickers Offenbach eine enorme Wertschätzung, was auch Diego deutlich werden lässt: „Wir haben die große Chance, das Halbfinale zu erreichen und vielleicht sogar den Titel zu gewinnen. Wenn es uns gelingt, den Pokal zu holen, wäre die gesamte Saison positiv.“ Dennoch sieht er auch ein, dass auch diese Spielzeit eine schwache Saison des VfL Wolfsburg gewesen ist. Angetreten mit dem Ziel um die Europacup-Plätze mitzuspielen, steht der VfL auf dem 15. Tabellenplatz und hat neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Ein Abstieg ist mächtig unrealistisch. Dennoch überwiegt die Enttäuschung bei den Grün-Weißen. Dies hat auch Diego erkannt, der realistisch einschätzt: „Aber die Fehler, die wir in dieser Saison gemacht haben, lassen sich dadurch nicht auslöschen. Das wissen wir.“
Auch zukünftig bleibt für Diego das große Ziel der Heim-Weltmeisterschaft 2014 in und mit Brasilien ganz weit oben auf der Prioritätenliste. Dafür sollte er auch jedoch mit den Wolfsburgern die vorderen Tabellenplätze anstreben. Daher setzt er sich und seine Mannschaftskameraden schon jetzt unter Druck, wenn er erklärt: „Wenn wir weiter gegen die Relegation spielen, wird's schwierig mit der WM“, so der 27-Jährige, der die Hoffnung noch nicht aufgeben möchte: „Wenn ich in Wolfsburg starke Leistungen erziele und wir unsere Ziele erreichen, dann glaube ich, dass auch ich es zur WM schaffen kann.“ Seine Nationalmannschaftsambitionen sieht er eng verbunden mit den Leistungen im Verein. Deshalb hat er sein Ziel schon postuliert: „Und so wird es das Wichtigste auch für dieses Ziel sein, dass wir wieder an die Spitze der Bundesliga kommen.“ Das letzte Länderspiel von Diego für die Selecao liegt schon seit September 2008 zurück. Seitdem hat jedoch auch nur einzig in Bremen und bei Atletico Madrid ansprechende Leistungen bringen können. In Wolfsburg und auch bei Juventus Turin konnte er sein großartiges Leistungsvermögen nie ganz ausschöpfen.
Der sportliche Erfolg ist für viele Faktoren die Maßgabe. Auch wenn die Offenbacher Kickers nur in der 3. Liga spielen, so steht es außer Frage, dass der OFC ein extrem schwerer Gegner sein wird. Unterschätzen sollte man diesen Kontrahenten jedoch keineswegs, denn auf dem Weg in die Runde der letzten Acht hat der hessische Traditionsverein schon Mannschaften wie Greuther Fürth, Union Berlin und zuletzt Fortuna Düsseldorf rausgeschmissen. Möglicherweise kann der VfL Wolfsburg durch einen Auswärtssieg auf dem „Neuen Bieberer Berg“ auch eine Euphorie entfachen, die auch die Fans wieder mehr in die Volkswagen-Arena pilgern lässt. Mit knapp über 26.000 Zuschauer pro Spiel ist die Begeisterung für den Werksverein in der Bevölkerung eher medium. Klar ist, dass durch die neue Konkurrenz aus Braunschweig einige Unentschlossene sich dem östlichen Erzrivalen angeschlossen haben. Auch um die eigenen Fans im Verein zu halten, ist es deshalb von einer außerordentlichen Bedeutung, dass der Einzug ins Pokalhalbfinale gelingen mag.
Möglichst schon kurzfristig fordert VW-Boss Winterkorn, dass das europäische Geschäft die sportliche Heimat der „Wölfe“ werden soll. Seit mehreren Jahren wurde dafür massiv viel Geld in dieses ambitionierte Unterfangen investiert. Der Erfolg fiel bis auf die Jahre 2008 und 2009 eher dezent aus. Damals gelang unter Felix Magath erst die Europa League-Teilnahme, bevor ein Jahr später fast schon sensationell die Meisterschaft geholt werden konnte. Gegenüber der Zeitschrift „die Welt“ glaubt Winterkorn nur noch über den DFB-Pokal als realistische Möglichkeit für den Einzug ins internationale Geschäft, denn: „Alles andere ist Träumerei und wird sehr schwierig.“ Noch deutlicher wird Trainer Dieter Hecking: „Wir wollen Pokalsieger werden.“ Hecking zeigt sich motiviert, dass auch das eher trist wirkende Image des VfL dadurch deutlichst verbessert werden kann: „Das wäre doch klasse, wenn man den VfL 2013 als Pokalsieger bezeichnen kann. Der nächste Schritt ist dann erst Europa.“ Dieser Weg wurde auch durch Heckings-Vorgänger Lorenz-Günther Köstner bereitet, der im Achtelfinale das starke Team Bayer Leverkusen ausschalten konnte und sich auch deshalb eine Art Kultstatus bei den Anhängern erarbeitet hat. Ähnliches könnte Dieter Hecking widerfahren, wenn er denn tatsächlich die „Sensation“ DFB-Pokalsieg schaffen würde. Die einzige Chance, dass wirklich diese abermals schwache Saison noch gerettet werden kann, bietet einzig der DFB-Pokal. Diego kennt die Gefahren, die auch die Offenbacher Kickers am morgigen Dienstag bereiten könnten: „Wir müssen sehr konzentriert sein, um die Partie zu gewinnen.“ Offenbach ist der Favoritenschreck und möchte ebenfalls ins Halbfinale einziehen. Der OFC ist bekanntlich derzeit knapp bei Kasse und da würde ein Einzug in die Vorschlussrunde den erhofften Geldsegen bereiten. Für VfL-Coach Hecking ist zumindest schon einmal klar: „Da wird eine giftige Atmosphäre herrschen“, und erklärt die Bedeutung für den Kontrahenten aus Hessen: „Das ist das Spiel des Jahres für Offenbach. Wenn man sie lässt, können sie einem Sorgen bereiten.“
Personaltechnisch sieht es für den VfL Wolfsburg sehr erfolgsversprechend aus, denn der in der Bundesliga gesperrte Innenverteidiger Alexander Madlung kann im Pokal eingesetzt werden. Auch Simon Kjaer würde eine Möglichkeit darstellen. Wieder fit ist der gegen Mainz verletzt fehlende Rechtsverteidiger Fagner.

Quelle: www.faz.net
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: VfL Wolfsburg; Offenbacher Kickers; Hecking; Diego
Datum: 25.02.2013 20:47 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-vfl-wolfsburg--mehr-ansehen-durch-dfb-pokalsieg-4321.html


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