VfB Stuttgart-Coach Schneider: "Ich will der beste Trainer sein, der ich sein kann"


Thomas Schneider hat beim VfB Stuttgart wahrlich keinen glänzenden Start als neuer Trainer hinlegen können. Bereits in seiner ersten Partie ging es in einem finanziell und sportlich sehr wichtigen Spiel in den Europa League-Play-Offs gegen den HNK Rijeka um enorm viel für den gesamten Verein. Unglücklicher hätte sein Debüt gar nicht sein können, denn es begann mit einer späten Niederlage gegen den kroatischen Außenseiter, womit das viel zu frühe Ausscheiden aus VfB-Sicht im Europapokal perfekt gemacht worden ist.

VfB Stuttgart-Coach Schneider:
Bild: dfb.de
"Das kommt vor im Fußball"

Der 40-jährige Ex-Profi nimmt nun im Gespräch mit "spox.com" ausführlich Stellung zu verschiedenen Themen und beschreibt seine Erinnerungen an diese Partie wie folgt: " So ein Spiel wünscht man sich im Nachhinein natürlich nicht als Auftakt. Dass wir mit einem Gegentor in der Nachspielzeit aus der Europa League ausgeschieden sind, ist natürlich extrem bitter. Aber das kommt vor im
Fußball. Ich habe mental damit abgeschlossen."

"Es geht in erster Linie nicht nur ums Geld"

Auch im zweiten Pokalwettbewerb ist der "Verein für Bewegungsspiele" nach einem unglücklichen 1:2 beim SC Freiburg bereits vorzeitig aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Der finanziell keineswegs sorgenfreie Traditionsverein hat auch durch dieses Ausscheiden erhebliche finanzielle Nachteile erfahren müssen. Zudem kann die Rotationsmaschine nicht mehr wie gewünscht durchgeführt werden. Schneider hat dazu folgende Meinung, wenn er sagt: "Es ist einem schon bewusst, dass der Verein finanzielle Einbußen hinnehmen muss, wenn man ausscheidet. Daran kann ich aber nichts ändern. Aber es geht in erster Linie nicht nur um Geld. Ich will mich auch sportlich messen, sportliche Ziele erreichen. Am Ende steht immer ein Fußballspiel, das man gewinnen will. Auch aus dieser Perspektive war das Pokal-Aus sehr schmerzhaft."

Nur Bayern und Bayer häufiger international vertreten in den letzten 15 Jahren als der VfB

Grundsätzlich ist bekannt, dass trotz knapper Kassen und quantitativ und qualitativ hochwertiger Konkurrenz die Erwartungshaltung beim schwäbischen Traditionsverein stets exorbitant erscheint. Schneider glaubt nicht, dass eine eklatante Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft: " Die Erwartungshaltung ist schon allein aus der Historie des Klubs berechtigt. Es gab nur zwei Mannschaften, die in den letzten 15 Jahren häufiger international vertreten waren als wir. Bayern und Leverkusen. Von daher sind die Ansprüche durchaus gerechtfertigt. Mit Blick auf all die Möglichkeiten, die uns in Stuttgart zu Verfügung stehen - Sponsoren, Zuschauer, Infrastruktur - muss der Anspruch einfach hoch sein. Ich erkenne das an, muss mich aber auf die aktuelle Situation konzentrieren. Oft muss man solche Dinge einfach versuchen auszublenden." Und er macht deutlich, dass diese "emotionalen Achterbahnfahrten" für ihn keine allzu große Problematik darstellen, wenn er "spox.com" anvertraut: "Fußball ist ein Spiel der Emotionen. Die Fans zahlen viel Geld, um ins Stadion zu kommen. Dass sie dann enttäuscht sind, wenn man verliert, ist völlig normal. Solche Emotionen muss man den Zuschauern zugestehen. Außerdem läuft das in den Medien genauso: Jeder einzelne Spieltag wird überzeichnet, da gibt es kaum Kontinuität."

Champions League-Traum motiviert Schneider

Die Erwartungshaltung gegenüber der eigenen Person beschreibt er wie folgt: "Ich will der beste Trainer sein, der ich sein kann. Dafür muss ich am Limit arbeiten und das Beste für die Mannschaft rauszuholen. Das erfordert Denken in kleinen Schritten. Man muss konzeptorientiert arbeiten, der Fokus liegt auf der aktuellen Aufgabenbewältigung. Aber daneben gibt es auch eine langfristige Vision. Ich will mit Stuttgart eine positive Entwicklung nehmen. Wir wollen wieder international spielen, am liebsten Champions League. Das ist mein Traum, das motiviert mich."

"Ich hatte kein auf den VfB zugeschnittenes Ziel"

Gewohnt offen und ehrlich hat er nun auch wieder deutlich gemacht, dass er seit seinem Jobstart im Jahr 2011 als B-Jugendtrainer beim VfB Stuttgart keinen festen Masterplan in der Tasche gehabt hat, wie seine Karriere als Fußball-Lehrer auszusehen hat. Er hat sich stets von Aufgabe zu Aufgabe entwickelt und immer neue Ansprüche auch an sich selbst gestellt, wie er deutlich macht: "Ich hatte kein auf den VfB zugeschnittenes Ziel. Ich wollte den Einstieg in den Jugendbereich schaffen, um mich als Trainer auf einem Level weiterzuentwickeln, auf dem man auch Fehler machen und daraus lernen kann. Deshalb habe ich meinen Fußballlehrer gemacht. Infolgedessen gab es viele gute Angebote. Aber zu Stuttgart hatte ich immer eine besondere Verbindung. In dem Verein habe ich schon mein halbes Leben verbracht, zudem leistet der VfB eine exzellente Jugendarbeit. Es war für mich ein Privileg, auf solch einem Level einsteigen zu können."

"Es war genau das Richtige"

Bei seiner ersten Trainerstation beim FC Dingolfing war der Einstieg etwas ungewöhnlich, was Schneider nun ebenso verraten hat: " Ich lebte damals in Straubing, als meine Nachbarin fragte, ob ich nicht die A-Jugend des FC Dingolfing trainieren wolle, wo auch ihr Sohn spielte. Das war Junioren-Bayernliga, das hat vom Niveau damals genau gepasst. Es war genau das Richtige. Ich hatte viel Spaß und wir haben auch erfolgreich gearbeitet. Dass ich allerdings ausgerechnet dort gelandet bin, war schon kurios. Aber es war genau das, was ich machen wollte, nachdem ich meine Karriere beenden musste."

"Ich wollte schnell einen neuen Weg gehen"

Bekanntlich hat er sich eine Borreliose-Erkrankung zugezogen und musste enorm lange leiden, was für einen zuvor austrainierten Profifußballer sicherlich eine komplizierte Veränderung dargestellt hat. Der ehemalige Abwehrspieler Schneider kann sich an diese Situation noch erinnern. " Alles begann mit einem Zeckenbiss, der nicht erkannt wurde. Ich musste eine Antibiotika-Therapie machen und es wurde langsam besser. Aber es reichte einfach nicht mehr, um noch weiterhin Leistungssport zu betreiben und auf hohem Level Fußball zu spielen. Es war schon sehr traurig, die eigene Karriere wegen einer Verletzung beenden zu müssen. Doch man muss lernen, solche Dinge zu akzeptieren und dann entsprechende Konsequenzen ziehen." Und er fügt hinzu: " Ich wollte schnell einen neuen Weg gehen und habe den Einstieg ins Trainergeschäft angepeilt. Dafür habe ich nach meiner Karriere ein Sportmanagement-Studium absolviert. 2010 kam dann die Fußballlehrerlizenz dazu."

Quelle: spox.com
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Thomas Schneider, VfB Stuttgart, HNK Rijeka, FC Dingolfing, SC Freiburg
Datum: 16.10.2013 18:11 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-vfb-stuttgart-coach-schneider---ich-will-der-beste-trainer-sein--der-ich-sein-kann--8218.html


Kommentare

Die Kommentar-Funktion wird momentan überarbeitet und ist in Kürze wieder verfügbar!

Für diese News ist leider noch kein Kommentar vorhanden.

Für den Inhalt des Kommentars ist der Autor verantwortlich. Die Kommentare spiegeln nicht die Meinung von 3-liga.com wieder.



Diese 3. Liga News könnten Sie ebenfalls interessieren


Demnächst bekommen Sie die News auch als Homepagetool für Ihre eigene Webseite.
Sie möchten auch News für 3-liga.com schreiben? Dann werden Sie Fan-News-Schreiber. Mehr Informationen dazu bekommen Sie hier.