Ukraine-Trainer Blochin bezichtigt Schiri des Torklaus


Wenn die Gastgeber dieser Europameisterschaft eins in diesen Tagen definitiv nicht haben, dann ist es Glück auf dem Rasen. Polen ist nach einem enttäuschenden 0:1 gegen destruktive Tschechen ausgeschieden. Die Ukraine präsentierte sich stärker als das polnische Team, aber musste gegen biedere Engländer ebenfalls nach einem 0:1 das Turnier vorzeitig beenden. Viele Tormöglichkeiten erarbeitete sich das Team von Nationaltrainer Oleg Blochin. Allerdings sorgte ein vermeintliches Tor für die kollektive Wut der leidenschaftlichen Gastgeber.

Diese Fehlentscheidung war bitter, wie unnötig zugleich. Der geneigte Beobachter fragt sich, welche Rolle der Torrichter einnimmt, wenn er einen Treffer nicht erkennt, der eindeutig einer gewesen ist. Dieses „geklaute Tor“ wäre der 1:1 Ausgleicht für die Ukraine gewesen. Damit wäre die Wahrscheinlichkeit groß gewesen, dass sich das Team um Andrej Schewtschenko für das Viertelfinale gegen Spanien oder Italien qualifiziert hätte. Blochin war außer sich und erklärte empört den Journalisten nach dem Spiel: „Die Schiedsrichter haben uns ein Tor geklaut.“

Nun ist die Ukraine auch wegen dieser krassen Fehlentscheidung, aber vor allem wegen der enormen Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor ausgeschieden. Blochin sah in dieser Szene den Grund für das vorzeitige Scheitern seines Teams. Der Blick war aggressiv, die Tonlage bestimmend, als er ständig wiederholte: „Der Ball war einen Meter hinter der Torlinie, das hat jeder gesehen.“ Die Enttäuschung und die Wut war absolut verständlich, denn die Arbeit von mehreren Jahren ist nun dahin. Die Hoffnung war nach dem Auftaktsieg gegen Schweden groß, dass die Vorrunde trotz namhafter Gegner wie Frankreich und England überstanden werden kann. Ein Trugschluss.

Die viel diskutierte Situation ereignete sich in der 62. Minute als Stürmer Marko Devic den Ball über die Linie bugsierte. England-Verteidiger John Terry konnte mit einer artistischen Einlage den Ball noch retten, doch Schiedsrichter Viktor Kassai erkannte nichts. Blochin beklagte sich nach dem Spiel: „Wir waren klar die bessere Mannschaft, hatten die besseren Chancen“; er ergänzt ein wenig ratlos wirkend: „Beim ersten Tor hatten die Engländer Glück.“ Nach einer abgefälschten Flanke von Steven Gerrard konnte Wayne Rooney mit einem Kopfball aus kürzester Distanz im seinem ersten Turnierspiel seinen ersten Treffer bejubeln.

England Torwart Joe Hart ging nur in einem Nebensatz auf den Rooney-Treffer ein. Stattdessen versuchte er ein wenig Brisanz aus der anhaltenden Diskussion zu nehmen, als er sagte: „Das war eine Tatsachenentscheidung.“ Viele Stimmen hörte man nach dem Spiel, die forderten, dass die Torkamera und der TV-Beweis eingeführt werden sollte. Auch der traurige ukrainische Stürmer und Volksheld Andrej Schewtschenko war sich sicher: „Der Treffer hätte das Spiel verändert.“ Und er fügt nach seinem letzten Länderspiel hinzu: „Ich denke nicht, dass es Diebstahl war, aber ich verstehe nicht, warum wir keine Technologie benutzen.“

Wie blanker Hohn wirken da die Worte von UEFA-Präsident Michel Platini nach, der die Leistung der Schiedsrichter bei dieser EM ausdrücklich gelobt hat. So erklärte er: „Das ist das Turnier mit den besten Schiedsrichterleistungen bisher.“
Dies sagte er, bevor Stark einen Elfmeter für die Kroaten im Spiel Kroatien gegen Spanien übersah und bevor Kassai dieses klare Tor übersehen hatte.

Auch der ehemalige deutsche Nationalspieler und jetzige ARD-Experte Mehmet Scholl hat erkannt: „Ich habe den Torrichter beobachtet, er hat ein schlechtes Gewissen. Er wusste genau was passiert ist. Er stand perfekt, muss das eigentlich sehen, aber Menschen machen Fehler.“

Man darf allerdings das Scheitern der Ukraine nicht nur auf dieses eine Tor reduzieren, auch wenn interessant zu beobachten gewesen wäre, wie das Spiel nach dem Ausgleich verlaufen wäre. Aber das Leben ist bekanntlich kein Konjunktiv.

Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Ukraine; England; Rooney; Blochin; Devic; Terry
Datum: 20.06.2012 20:16 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-ukraine-trainer-blochin-bezichtigt-schiri-des-torklaus-1761.html


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