U21-Nationaltrainer Hrubsche: „Wir werden auf den Titel spielen“


Am heutigen Abend gibt es für die deutsche U21-Nationalmannschaft das EM-Qualifikationsspiel gegen Montenegro zu bestreiten. Dieser Kontrahent mit technisch exzellenten Einzelspielern ist äußerst schwer zu bespielen. Für das DFB-Team zählt auf dem Weg zur Europameisterschaft 2015 in Tschechien und den Olympischen Spielen 2016 in Rio einzig und allein ein Sieg. U21-Trainer Horst Hrubesch weckt zweifelsfrei Sehnsüchte bei den Nationalspielern. Im Juni 2009 konnten Spieler wie Neuer, Boateng, Hummels, Khedira und Özil nach einem 4:0 über England den Titel der U21-Europameisterschaft nach Deutschland holen. Der letzte große Triumph einer deutschen U-Nationalmannschaft. Nun unterhält sich Horst Hrubesch mit „DFB.de“ über die kommenden Ziele.

U21-Nationaltrainer Hrubsche: „Wir werden auf den Titel spielen“
Bild: dfb.de
„Unser Anspruch ist es, die Gruppe zu gewinnen“

So fordert er zwei Siege aus den kommenden beiden Heim-Spielen, damit letztlich Deutschland als klarer Sieger aus dieser Gruppe hervorgehen wird. Dies unterstreicht er noch einmal, wenn er sagt: „Wir wollen in dieser Woche die Voraussetzungen schaffen, dass uns zwei erfolgreiche Spiele gelingen. Unser Anspruch ist es, die Gruppe zu gewinnen. Da sind diese zwei Heimspiele enorm wichtig. Das wollen wir in Wiesbaden und Kassel dokumentieren.“

„Wir haben zum Glück einen ausgeglichenen Kader“

Die Aufgaben werden aber ganz gewiss nicht allzu leicht werden, denn vier Spieler müssen ersetzt werden, wovon drei Mittelfeldspieler sind. Hrubesch macht dabei einmal mehr deutlich, dass die hohe Qualität im Kader eine Rotation möglich macht: „Wir haben zum Glück einen ausgeglichenen Kader. Das gibt uns die Möglichkeit, fast alle Positionen gleichwertig zu ersetzen. Emre Can ist wieder dabei, auch Johannes Geis spielt im Verein im zentralen Mittelfeld. Wir haben die Möglichkeiten dafür.“

Die Chancenauswertung muss verbessert werden

Hrubesch wirkt insgesamt absolut zufrieden, was sicherlich auch mit den zwei Siegen aus den ersten beiden Qualifikationsspielen zusammenhängt. Über diesen perfekten Start kann er nun folgendes berichten: „ Ja, schon. Natürlich sieht man als Trainer immer etwas, das noch zu verbessern ist. Aber das war schon ordentlich. Gerade wenn man bedenkt, dass wir nur ein Vorbereitungsspiel vor dem Quali-Start hatten.“ Trotz der beiden Siege gegen Färöer und Irland sieht er in der Effektivität jedoch noch erheblichen Steigerungsbedarf. Vielmehr sieht er diese Verbesserung der Chancenauswertung als eine Art Belohnung an: „Hauptsächlich die Chancenauswertung. Die Mannschaft versteht sich immer besser und wir haben eine Menge Spieler, die herausragendes Potenzial haben. Aber sie müssen sich noch auf dem Platz dafür belohnen.“

„Ich bin kein Hellseher“

Hrubesch gilt schon seit zahlreichen Jahren als exzellenter Nachwuchstrainer, der häufig die richtige Spürnase für die Talente besitzt. Auf die Frage, welchen Spielern er eine große Karriere prophezeit, weiß er folgendes zu berichten: „Ich bin ja kein Hellseher. Aber es sind schon einige mit dabei, die ihren Weg machen werden. Kevin Volland ist hervorragend in die Bundesliga gestartet und hat bei uns seine Torgefährlichkeit bewiesen. Leon Goretzka, Amin Younes oder Moritz Leitner haben überragende Fähigkeiten und können Spiele mit einer Aktion entscheiden. Matthias Ginter, Shkodran Mustafi und Antonio Rüdiger sind clevere Verteidiger und ziemlich abgezockt, dafür dass sie noch nicht so lange dabei sind. Im Tor habe ich mit Bernd Leno zwei Torhüter, die in anderen Ländern wahrscheinlich schon Nationaltorhüter wären...“

„Charakter und Ehrlichkeit sind für mich entscheidend“

Und nennt zugleich auch Punkte, die für ihn eine große Bedeutung besitzen: „ Zwei Faktoren sind für mich entscheidend: Charakter und Ehrlichkeit. Mehr verlange ich von den Spielern nicht. Es ist ja auch in ihrem eigenen Interesse, dass sie sich in der Nationalmannschaft präsentieren können. Aber jedem muss klar sein, egal wie viel Talent er in sich vereint: Alleine kann er nicht gewinnen. Die Mannschaft zusammen aber schon.“ Der ehemalige Hamburger-Bundesliga-Stürmer macht keinen Hehl raus, dass er solche Weisheiten aus seinem nächsten, familiären Umfeld gesagt bekommen hat: „Das kriegt man zuhause mit oder man lernt es im Leben. Meine Eltern haben darauf geachtet. Zudem hatte ich überragende Trainer, von denen ich für den Fußball unendlich viel Wissen mitnehmen konnte.“ Selbst war er ein überragender Spieler, der von den Medien als „Kopfballungeheuer“ bezeichnet worden ist wegen seiner unglaublichen Kopfballstärke. An einige Fußballlehrer aus seiner Zeit erinnert er sich noch ganz besonders: „ Ivica Horvat, Branko Zebec und Ernst Happel muss man hier nennen. Ich hatte in jeder Phase meiner Karriere den richtigen Trainer. Ernst Happel, mit dem ich später als Assistenz-Trainer zu Tirol Innsbruck gegangen bin, sticht noch ein wenig mehr heraus. Als er in die Kabine kam, war mir, als würde das Licht angehen. Eine überragende Persönlichkeit.“

„Wir wollen agieren, das Spiel bestimmen“

Schon bei den U21-Europameistern von 2009 wurde beim Hrubesch-Team schnell deutlich, dass ein aktives, dominantes Spiel beherzigt wird, was stilbildend für das DFB-Team sein soll. Dies kann Hrubesch auch bestätigen, wenn er sagt: „Wir wollen agieren, das Spiel bestimmen. Die Jungs haben die Fertigkeiten, um technisch sauberen Fußball zu spielen. Dazu bringen wir das nötige Spieltempo ein und einen offensiven Geist, den wir dem Gegner aufzwingen wollen.“

„Als Typ ist Volland überragend“

Mit Kevin Volland besitzt Hrubesch einen Spieler, der in diesen Monaten eine sehr gute Entwicklung durchgemacht hat. Bei seinem Verein 1899 Hoffenheim hat er sich zu einem exzellenten Offensivmann entwickelt, der mit seiner Dynamik und Spielintelligenz ein echter Leistungsträger bei den Kraichgauern. Sein Manko im Verein ist vielleicht noch die fehlende Effizienz im Abschluss. Anders gestaltet sich dies hingegen in der deutschen U21-Nationalmannschaft, wo er an fünf der sieben deutschen Treffer beteiligt gewesen ist. Hrubesch sieht sogar noch Verbesserungsbedarf bei seinem Angreifer: „ Er spielt gut, keine Frage. Aber es geht noch besser, das hat er nach dem Irland-Spiel auch selbst gesagt. Als Typ ist er überragend. Er ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und seinen Weg zu gehen.“

Hrubesch erklärt die Spielführer-Wahl

Durch seine Leistung auf dem Spielfeld und seine hohe soziale Intelligenz außerhalb hat er sich für das Amt des Kapitäns qualifizieren können. Die Mannschaft hat einstimmig ihn als neuen Spielführer ernannt. Der Nationaltrainer erklärt das Prozedere: „Ich habe den Jungs in der Mannschaftssitzung gesagt, dass es mir lieb wäre, wenn ich ihnen keinen Kapitän aufzwingen müsste. Daher haben sie sich im kleinen Kreis unterhalten, eine Wahl durchgeführt und mir dann das Ergebnis mitgeteilt. Ich habe einen guten Draht zu Kevin, kann also gut mit der Entscheidung leben. Und die Spieler nehmen ihn auch an, wie man gesehen hat.“

„So ein Spieler ist für jede Mannschaft ein Gewinn“

Der ehemalige Dortmunder-Meisterspieler Moritz Leitner, der zurzeit an den VfB Stuttgart ausgeliehen ist, ist der Vizekapitän von Volland. Leider kam er beim BVB zu nur wenig Spielanteilen und hat sich beim VfB Stuttgart relativ zeitig eine Verletzung zugezogen. Dennoch ist sein Auswahltrainer voll des Lobes über den gebürtigen Münchener, der besonders technisch allerhöchste Anforderungen erfüllen kann: „Ich kann ja nur über das sprechen, was ich selbst erlebe. Er bringt technisch alles mit, hat eine hohe Laufbereitschaft und kann ein Spiel lenken und führen. Er weiß, worum es geht. Man kann ihn immer anspielen. So ein Spieler ist für jede Mannschaft ein Gewinn. Und dann macht er auch noch Tore - was will man mehr ? Leider fehlt er uns bei dieser Maßnahme.“

„Einem großen Ziel muss man alles unterordnen“

Hrubesch geht schon jetzt als einer der erfolgreichsten Nachwuchstrainer in die DFB-Geschichte ein. Nun hat er die Chance die hochtalentierte Mannschaft über einen längeren Zeitraum zu entwickeln, was er durchaus als einen Vorteil ansieht: „2009 war ich näher an den Jungs dran, weil ich einige über mehrere Jahre begleitet hatte. Das war damals schon ein Vorteil. Nun stellt sich für mich ein komplett neues Bild dar. Aber damals wie heute gilt: Einem großen Ziel muss man alles unterordnen. Nach dem ersten Halbjahr mit sechs Qualifikationsspielen werden wir ein Zwischenfazit ziehen können.“ Der Fokus liegt dabei stets auf der nächsten Aufgabe, wie er betont: „Wir müssen nicht darüber reden, dass unsere Qualifikationsgruppe mit Färöer, Irland, Montenegro und Rumänien machbar ist. Aber für mich ist die entscheidende Frage, mit welcher Qualität wir die einzelnen Spiele bestreiten. Die Vorbereitung auf Länderspiele ohne ein großes, übergeordnetes Ziel macht aus meiner Sicht keinen Sinn. Natürlich ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele eine Riesenaufgabe, schließlich waren wir seit 1988 nicht mehr qualifiziert. Es wird ein schwerer Weg, den wir Schritt für Schritt bewältigen wollen."

„Wir müssen die Qualität der Mannschaft von Spiel zu Spiel verbessern“

Ehrgeiz ohne jedoch unnötigen Druck aufzubauen, ist eine wichtige Tugend von Horst Hrubesch, der dennoch den Titelgewinn für realistisch erachtet: „Wir müssen die Qualität der Mannschaft von Spiel zu Spiel verbessern und vor Augen haben, was wir erreichen wollen. Das bedeutet, dass wir nach der Gruppenphase in den Play-offs die Teilnahme an der EM in der Tschechischen Republik erreichen wollen. Und dann werden wir dort nicht antreten, um uns mit dem dritten Platz irgendwie für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Sondern wir werden auf den Titel spielen. Und für Rio de Janeiro gilt das gleiche.“

Olympia 2016 als besonderer Antrieb für Hrubesch

Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro sind für Hrubesch der entscheidende Antrieb letztlich gewesen, warum er auf den Posten als U21-Nationaltrainer zurückgekehrt ist. Daraus macht er kein Geheimnis: „Das war schon auch ein Grund, warum ich diese Aufgabe angenommen habe. Ich habe noch nie an Olympischen Spielen teilgenommen, sondern nur die Erzählungen davon gehört. Beispielsweise von Frank Mill, der 1988 bei der letzten Teilnahme einer deutschen Fußball-Mannschaft mitgemacht hat. Dieses Highlight möchte ich gemeinsam mit dem Team erleben. Daran arbeiten wir.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Horst Hrubesch, Deutschland, U21. Kevin Volland, Mats Hummels, Jerome Boateng, Moritz Leitner
Datum: 11.10.2013 16:36 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-u21-nationaltrainer-hrubsche--„wir-werden-auf-den-titel-spielen“-8143.html


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