Toni Schumacher: „Ich bin mit allen im Reinen“


Beim 1. FC Köln ist Toni Schumacher eine echte Legende. Ähnlich sah dies in seinen Einsätzen für Deutschland aus. Mit der deutschen Nationalmannschaft konnte eine der schillerndsten Persönlichkeiten im DFB-Tor 1980 die Europameisterschaft gewinnen und 1982 und 1986 das Finale der Weltmeisterschaft erreichen. Nun ist der mittlerweile 59-Jährige wieder zu seinem Stammverein zurückgekehrt und bekleidet den Posten als Vizepräsident. Am morgigen Freitag spielt bekanntlich das DFB-Team im Kölner-Stadion. Auch der „Tünn“ wird vor Ort sein. Grund genug, um mit dem gebürtigen Dürener über seine beeindruckende Karriere ein intensives Gespräch zu führen. Gegenüber „DFB.de“ offenbart sich die rheinische Frohnatur nun ausführlich.

Toni Schumacher: „Ich bin mit allen im Reinen“
Bild: dfb.de
Keine Erinnerungen an seine Länderspiele in Köln

In seiner Glanzzeit in den 80er Jahren, genauer gesagt 1982 und 1984 hat Toni Schumacher in seinem Heimatstadion zwei Länderspiele bestritten. Eine echte Erinnerung hat er an diese Partien jedoch leider nicht, wie er „DFB.de“ verraten hat: „Ganz ehrlich: leider nein. Das ist zu lange her. Bei insgesamt rund 1000 Spielen, davon allein etwa 800 für den 1. FC Köln, die ich absolviert habe, sind die mir nicht mehr präsent.“

Schumacher trauert verpassten Weltmeisterstatus nach

Eine Karriere als enthüllender Buchautor hat Toni Schumacher ebenfalls hinter sich, denn mit dem Buch Anpfiff im Jahr 1986 verfasst, hat er seine Karriere in der Nationalmannschaft quasi selbst beendet. Nun ist er sich absolut sicher, dass er andernfalls den Triumph als Weltmeister 1990 durchaus hätte erleben können: „ Dann hätte ich vermutlich auch 1990 noch für Deutschland im Tor gestanden und wäre in Italien Weltmeister geworden.“ Nun entkräftet er auch die Aussage, dass er ursprünglich direkt nach der WM 1986 sowieso hätte zurücktreten wollen: „Ja, aber ich war gut drauf. Und nachdem wir trotz des gegen Argentinien verlorenen Endspiels bei unserer Rückkehr in Frankfurt so gefeiert worden waren, habe ich meine Meinung geändert.“ Mittlerweile kann Schumacher jedoch ehrlich konstatieren, dass sich die durchaus komplizierte Thematik deutlich abgekühlt hat. Dies kann er auch offen zugeben: „Ich bin mit allen im Reinen. Vor allem hat mich gefreut, dass sich Egidius Braun während seiner Zeit als DFB-Präsident dafür eingesetzt hat, dass ich ein Abschiedsspiel bekam. Dafür bin ich ewig dankbar.“

Schumacher schwärmt über die 80er Jahre

Wie bereits erwähnt war Toni Schumacher, der mit eigentlichen Namen Harald Toni genannt wird, der beste deutsche Keeper in den 80er Jahren und deshalb auch völlig zu Recht Stammkeeper der Bundesrepublik. Wenn er über seine schönsten Momente im Tor des DFB-Teams spricht, fällt ihm folgendes dazu ein: „Vor allem der EM-Gewinn 1980 in Rom. Vor dem Turnier hatte ich nur eine Einsatzzeit von vier Halbzeiten in drei Spielen und war dann Stammtorwart. Wir hatten einen wunderbaren Trainer mit Jupp Derwall, der super zu uns passte. Und wir hatten eine fantastische Truppe mit Rummenigge, Hrubesch, den Förster- Brüdern, Stielike, Allofs, Magath, Kaltz und meinen Kölner Mitspielern Cullmann, Schuster und Zimmermann, um nur einige zu nennen. Aber auch das Erreichen der WM-Endspiele 1982 und 1986 waren natürlich Höhepunkte, selbst wenn uns kein Titelgewinn gelang. Und dabei war dann 1982 die Sache mit Patrick Battiston.“

Meinung über Battiston-Zusammenprall ändert sich nicht

Über diese Szene urteilt er heute wie folgt: „Da habe ich heute noch die gleiche Meinung wie damals, die ich Patrick bei unserem späteren Treffen auch gesagt habe: Ich würde wieder so zum Ball gehen, weil ich felsenfest davon überzeugt war, die Kugel zu bekommen. Dass ich ihn dann bei dem Zusammenprall so schwer verletzt habe, tut mir noch immer leid. Entschuldigen möchte ich mich dafür, dass ich mich aus Verlegenheit in mein Tor zurückgezogen und einen auf Charles Bronson gemacht habe, obwohl es in mir ganz anders aussah. Heute würde ich mich anders verhalten.“

„In Köln hatten wir immer sehr gute Torhüter“

Ein ganz neues Phänomen in der Torhütergilde ist die Tatsache, dass die Keeper immer jünger, zuweilen auch besser werden. Während Schumacher erst mit Mitte zwanzig sein Debüt im deutschen Auswahlteam feiern durfte, konnten die heutigen Keeper wie Manuel Neuer und Rene Adler bereits mit 23 Jahren ihr ersten Länderspiel mit dem Bundesadler bestreiten. Schumacher hat auch dazu eine klare Meinung, wenn er sagt: „Da zahlt sich ihre sehr gute Ausbildung aus. Heute sind Torwarttrainer bereits in der Jugend Normalität. Und wenn ich das sagen darf: In Köln hatten wir immer sehr gute Torhüter. Diese Tradition setzt aktuell Timo Horn, der ja in der U 21 spielt, fort. Darauf können wir stolz sein.“
Schumacher hofft schmunzelt auf WM-Teilnahme von FC-Stürmer Helmes
Es scheint so zu sein, als wenn die ganze Fußball-Welt regelrecht ins Schwärmen gerät, wenn sie über die Qualitäten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft sprechen. Auch Schumacher zollt dem derzeitigen Team seinen großen Respekt, weiß aber auch, dass ein Titelgewinn der Anspruch bei der kommenden Weltmeisterschaft sein sollte. Er begründet dies wie folgt: „Sie spielt auf einem sehr hohen Niveau. Ich habe noch nie eine deutsche Nationalmannschaft gesehen, die so viele gute Fußballer hat. Aber auch goldene Jahre gehen einmal vorbei, und es wäre schade, wenn sie dann keinen EM- oder WM-Gewinn auf ihrer Autogrammkarte stehen hätten. Deshalb sollte man nie sagen: Ach ja, dann probieren wir es in zwei oder in vier Jahren wieder. Man muss immer in ein Turnier gehen, als wäre es die letzte Chance zum Titelgewinn. Da muss man alles andere hintenanstellen. So habe ich es jedenfalls gemacht.“ Insgeheim hofft er halbironisch noch auf die Teilnahme seines FC-Stürmers: „Dann kann diese Mannschaft um den Titel mitspielen. Ein FC-Profi wird nicht für Deutschland bei der WM dabei sein. Wenn Patrick Helmes noch richtig viele Tore für uns schießt – wer weiß?

„Sportlich ist der 1. FC Köln auf dem richtigen Weg“

Als amtierender Vizepräsident des 1. FC Köln ist ihm auch bewusst, dass der Tabellenerste aus der Domstadt eine erstaunlich gute Entwicklung bisher hinlegen konnte. Er sieht keinen Grund für Kritik, wenn er über seinen Herzensverein spricht: „Im Moment ist alles wunderbar ruhig, und sportlich sind wir auf dem richtigen Weg. Das ist sehr angenehm, vor allem nach dem Trubel der vergangenen Jahre. Noch haben wir sportlich nichts erreicht. Ich hoffe aber, dass wir am Ende der Saison dahin zurückkehren, wohin wir gehören: in die Bundesliga.“

„Jetzt bin ich schon ein Drittel-Präsident“

Auch wenn er immer wieder deutlich gemacht hat, dass das Amt als Präsident des 1. FC Köln durchaus ein ambitioniertes Ziel für ihn darstellen würde, so ist ihm jedoch auch bewusst, dass er sich mit dem derzeitigen Status als Vizepräsident auch absolut zufrieden geben kann: „Das stimmt. Ich habe als Spieler alles für diesen Verein getan. Umso enttäuschter war ich, dass mich all die Jahre niemand angesprochen hat, ob ich nicht helfen könne. Als Werner Spinner, unser jetziger Präsident, kam und mich fragte, ob ich ihn unterstützen wollte, hat mich das sehr gefreut. Jetzt bin ich zumindest schon mal ein Drittel- Präsident. Und als solcher auch einer der Gastgeber dieses Länderspiels. Das ist ein schönes Gefühl. Mit Präsident Wolfgang Niersbach bin ich immer gut ausgekommen, und mit dem DFB besteht auch guter Kontakt. Ich freue mich auf dieses Spiel.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Toni Schumacher, Deutschland, Irland, WM 2014, Brasilien, 1. FC Köln, Patrick Helmes
Datum: 10.10.2013 14:39 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-toni-schumacher--„ich-bin-mit-allen-im-reinen“-8120.html


Kommentare

Die Kommentar-Funktion wird momentan überarbeitet und ist in Kürze wieder verfügbar!

Für diese News ist leider noch kein Kommentar vorhanden.

Für den Inhalt des Kommentars ist der Autor verantwortlich. Die Kommentare spiegeln nicht die Meinung von 3-liga.com wieder.



Diese 3. Liga News könnten Sie ebenfalls interessieren


Demnächst bekommen Sie die News auch als Homepagetool für Ihre eigene Webseite.
Sie möchten auch News für 3-liga.com schreiben? Dann werden Sie Fan-News-Schreiber. Mehr Informationen dazu bekommen Sie hier.