Toni Kroos: „Meine Entwicklung ist noch nicht zu Ende“


Am heutigen Abend gibt es für die deutsche Nationalmannschaft mit dem Länderspiel gegen Chile den Auftakt ins WM-Jahr. Ein wichtiger Härtetest, da bereits im Mai die Kadernominierung stattfinden wird. Vier Neulinge sind mit Mustafi, Ginter, Lasogga und Hahn nun erstmals dabei. Das Quartett hat allenfalls Außenseiterchancen auf eine Berufung für die Weltmeisterschaft in Brasilien. Toni Kroos ist trotz seiner relativ jungen Jahre schon seit der WM 2010 ein fester Bestandteil des DFB-Teams. Nun hat er sich im Gespräch mit „DFB.de“ zu verschiedenen Themen geäußert, die seine Person aber auch die nahende WM betreffen.

Toni Kroos: „Meine Entwicklung ist noch nicht zu Ende“
Kroos und seine Erinnerung an DFB-Debüt

Vor fast genau vier Jahren ist Kroos zum ersten Mal für die deutsche Nationalmannschaft nominiert worden. Damals durfte er sein Debüt in der heimischen Allianz Arena gegen Argentinien erleben. Er kann sich an diese Situation noch sehr genau erinnern: „Ich habe es so erlebt, wie es alle erleben, die das erste Mal bei der Nationalmannschaft sind. Natürlich ist dies etwas sehr Spezielles, natürlich ist man neugierig auf alles, was einen erwartet. Aber es war damals so, wie es heute ist: Es wird einem sehr leicht gemacht, sich gleich wohl zu fühlen.“ Diesmal sind bekanntlich vier neue Spieler dabei. Einen Vergleich mit seiner Person möchte er nun keineswegs anstellen: „So ganz genau weiß ich nicht mehr, wie ich mich damals verhalten habe. Es ist auch schwer, dies miteinander zu vergleichen. Generell ist es ja so, dass die meisten eher etwas zurückhaltend sind, wenn sie neu in eine Mannschaft kommen. Wahrscheinlich war ich genauso. Ich bin aber sicher, dass sich alle vier hier sehr gut aufgenommen fühlen. Bei der Nationalmannschaft zu sein, macht immer Spaß, das gilt vom ersten Tag an.“

„Im fußballerischen Bereich haben wir uns unglaublich entwickelt“

Was auffällig ist, ist zweifelsfrei auch die Tatsache, dass die deutsche Nationalmannschaft eine enorme Entwicklung hingelegt hat. Seit der WM 2010 hat sich die Spielstärke enorm verbessern können. Der kreative Feingeist hat dies wohlwollend registrieren können: „Unsere gesamte Spielanlage ist in diesem Zeitraum deutlich attraktiver geworden. Wir spielen mit der Idee, die meisten Situationen spielerisch zu lösen. Im fußballerischen Bereich haben wir uns unglaublich entwickelt. Wir kombinieren viel, wir sind bestrebt, unsere Gegner zu dominieren und mit Kreativität und Zielstrebigkeit zum Erfolg zu kommen. In der Nationalmannschaft spielen mittlerweile etliche Spieler, die diese Ideen umsetzen können. Das ist ganz entscheidend: Die schönste Idee hilft ja nichts, wenn keine Spieler da sind, die sie verwirklichen können.“

Löw lobt die Wichtigkeit von Kroos ausdrücklich

Gegen Chile wird Kroos mit einem Mandat für die Anfangsformation betraut werden. Der ehemalige Rostocker ist derzeit einer der begehrtesten Akteure in ganz Europa und kann dem deutschen Spiel eine glänzende Spielstärke aus dem zentralen Mittelfeld verleihen. Zuletzt hat Bundestrainer Joachim Löw auf einer Pressekonferenz gesagt: „Toni Kroos wird auf jeden Fall spielen." Der Spieler kennt seine eigenen Qualitäten nur allzu genau, wie er nun gegenüber „DFB.de“ berichten kann: „Natürlich ist es schön, so etwas zu hören. Es ist eine Bestätigung für meine Entwicklung in den vergangenen Jahren. Ich habe es geschafft, bei Bayern fester Bestandteil und Leistungsträger zu sein. Und auch in den Länderspielen ist es mir gelungen, konstant auf hohem Niveau zu spielen und für unser Spiel wichtig zu sein. Ich habe mir damit ein gewisses Standing erarbeitet, das drückt sich wohl auch in der Äußerung des Bundestrainers aus.“

„Mein Spiel ist dominanter geworden“

Zudem hat der Bundestrainer seinen vielleicht spielstärksten defensiven Mittelfeldspieler mit der Aussage gelobt: „Toni hat sich wahnsinnig entwickelt." Kroos hat auch seinem neuen Vereinstrainer Pep Guardiola daran einen gehörigen Anteil eingeräumt: „Ich bin jetzt 24 Jahre alt, meine Entwicklung ist noch lange nicht am Ende. Und es ist doch klar, dass ich mich in einigen Bereichen auch in den vergangenen Monaten und Jahren noch verbessert habe. Alleine durch die Einflüsse der verschiedenen Trainer, zuletzt Jupp Heynckes und jetzt Pep Guardiola. Man lernt unterschiedliche Philosophien kennen, man spielt unterschiedliche Rollen. Das ist es ganz normal, dass das eigene Spiel flexibler wird. Grundsätzlich glaube ich, dass mein Spiel dominanter geworden ist, dass ich immer mehr versuche, den Rhythmus des Spiels zu gestalten und eine größere Präsenz zu haben.“

Kroos und die besondere Form der Selbstreflexion

Toni Kroos gilt als ein echter Perfektionist, der aus seinen Fehlern lernen möchte. Dies hat sich auch bis heute noch nicht geändert, da er immer noch Optimierungsbedarf in seinem Spiel erkennt. Nun erklärt er diese Art der Selbstreflexion: „Ja, es ist nach wie vor so, dass mir meine Berateragentur nach den Spielen Zusammenschnitte ausgewählter Szenen zur Verfügung stellt. Mir hilft das, ich halte es für wichtig. So bekommt man Ideen davon, wie man sich hätte anders und besser verhalten können. Ich mache das nie direkt nach dem Spiel, aber hin und wieder unter der Woche. Wobei man es auch nicht übertreiben darf - es bringt nichts, jede einzelne Situation zu zerlegen.“

Gibt es für Kroos nun eine besondere Motivation im Titelkampf?

In der abgelaufenen Spielzeit hat der FC Bayern München die erfolgreichste Spielzeit in seiner Vereinsgeschichte gespielt. So hat man zum ersten Mal in der glorreichen Historie das Triple holen können. Besonders bitter ist es daher auch für Kroos gewesen, dass er sowohl das DFB-Pokal, als auch das Champions League-Endspiel wegen eines Muskelbündelriss verpasst hat. Vielleicht könnte seine Motivation in diesem Jahr auch ausgeprägter sein. Kroos glaubt nicht, dass er dies im Vergleich zu seinen Bayern-Kollegen ist. Vielmehr glaubt er an den mannschaftlichen Ehrgeiz: „Ich glaube, dass wir uns, was das angeht, alle auf einem ähnlichen Level befinden. In der Mannschaft ist zu merken, dass sich alle mit unseren Zielen identifizieren. Alle wollen die Champions League verteidigen und auch national alle Titel gewinnen. Da spielt es keine Rolle, ob ein Spieler in der vergangenen Saison bis zum Ende alle Spiele gemacht oder verletzt gefehlt hat. Es ist doch ganz klar, dass es für mich bitter war, dass ich zum Schluss nicht mehr dabei sein konnte. Ich habe bis zum Viertelfinale der Champions League alle Spiele gemacht, natürlich hätte ich dies gerne fortgesetzt. Das heißt aber nicht, dass ich mich weniger gefreut hätte. Wir haben alle Titel gewonnen, dies war für jeden Spieler, die Mannschaft und den Verein absolut großartig.“

„Jeder Sieg, jedes positive Spiel hilft uns“

Die erste Länderspielpartie gibt es am heutigen Abend gegen die Nationalmannschaft von Chile. Chile gehört derzeit zu einer der stärksten Nationalmannschaften Südamerikas. Mit einem Sieg über die schwer zu bespielende Mannschaft könnte sich noch einmal deutlich Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben geholt werden. Dies hat auch Kroos so erkennen können: „Jeder Sieg, jedes positive Spiel hilft uns. Zumal der Gegner wirklich stark ist. Nach Brasilien und Argentinien kommt in Südamerika ziemlich schnell Chile. Mein Gefühl ist, dass uns gegen Chile ein sehr schweres Spiel gegen einen sehr guten Gegner erwartet. Für uns ist es ein sehr guter Test, es ist im Grunde ja auch schon der letzte Test, bevor die unmittelbare WM-Vorbereitung beginnt.“

„Der richtig große Erfolg wäre es nur, wenn wir Weltmeister würden“

Seit dem EM-Titel 1996 hat Deutschland international keinen Erfolg mehr holen können. Der letzte WM-Titel liegt mittlerweile schon erstaunliche 24 Jahre zurück. Trotz dieser langen Durststrecke ist die Anspruchshaltung der Fans in Deutschland gewaltig. Kroos will eine erfolgreiche WM nicht nur an einem möglichen Titelgewinn definieren: „Der richtig große Erfolg wäre es nur, wenn wir Weltmeister würden. Nur muss doch jedem klar sein, dass es dafür keine Garantien geben kann. Dafür gibt es neben uns viel zu viele andere gute Nationen. Wir können auch eine gute WM spielen, wenn wir am Ende nicht ganz vorne liegen. Aber ich kann allen versprechen, dass wir alles tun werden, um so weit wie möglich zu kommen.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Toni Kroos, Deutschland, WM 2010, WM 2014, Joachim Löw,
Datum: 05.03.2014 12:36 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-toni-kroos--%84meine-entwicklung-ist-noch-nicht-zu-ende%93-11061.html


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