Tici-Taca-naccio. Spanien auf der Suche nach der einstigen Stärke

Das EM-Halbfinale zwischen den iberischen Rivalen aus Portugal und Spanien war keine Demonstration der spanischen fußballerischen Stärke. Vielmehr bewiesen die Portugiesen, dass sie über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen und im regulären Spiel den größeren Siegeswillen zeigten. Letztlich entschied das Lotteriespiel Elfmeterschießen zugunsten des amtierenden Welt- und Europameisters, der sich vom Punkt als selbstbewusster und nervenstärker präsentiert hat.

Cesc Fabregas wurde zum Matchwinner in einer Partie, die von seiner Intensität und Spannung, nicht aber der fußballerischen Klasse lebte. Spaniens Motor stockte, besonders in der ersten Halbzeit, wo das Team von Paulo Bento mit viel Laufarbeit den Gegner in Schach halten konnte und selbst einige vielversprechende Angriffe initiieren konnte. Als Beleg, dass das berühmte spanische Tiki-Taka fehlerbehaftet war, dient dass der Taktgeber Xavi Hernandez drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit das Spielfeld verlassen musste. Trainer Vicente del Bosque ersetzte ihn durch Vereinskamerad Petro, der immerhin neuen Offensivschwung bringen konnte.
Auch wenn Spanien in der Verlängerung gegen ausgelaugt wirkende Portugiesen das bessere Team war, so fehlte die Leichtigkeit und Präzision im Spiel der derzeit besten Mannschaft der Welt. Die zahlreichen Kritiker haben wieder genügend Nahrung bekommen, um Verbesserungen in der Taktik herbeizusehnen. Elfmeterschießen ist immer von großem Glück geprägt. Und Selbstvertrauen, welches die Spanier durch ihre letztjährigen Erfolge selbstverständlich im Überfluss haben. Dies konnten sie auch demonstrieren, als sie letztlich mit 4:2 gesiegt haben. Der eingewechselte Cesc Fabregas erzielte das entscheidende 4:2 und ließ sich zu Recht feiern. Die portugiesischen Kontrahenten erwiesen sich als deutlich nervenschwächer und verschossen in Person von Joao Moutinho und Bruno Alves.
Gegenüber den internationalen Medien erklärte Fabregas: „Das Spiel war schwierig. Am Schluss hatte ich das Gefühl, es könnte klappen. Ich bin so voller Gefühle, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich bin superglücklich. Vielleicht ist Deutschland der Gegner im Endspiel.“
Die spanische Gerüchteküche brodelte vor dem Spiel gewaltig, da unklar gewesen ist, welcher Spieler im Sturmzentrum von Beginn an spielen werde. Fernando Torres und eben Cesc Fabregas waren in der engen Verlosung. Letztlich erwiesen sich beide als Falschmeldung, da der nur mit einer einmütigen Turniererfahrung gesegnete Alvaro Negredo sein Startelfdebüt feierte und massiv enttäuschte.
Das Spiel verlief zu Portugals Gunsten, denn die Ballpassagen beim kleinen iberischen Nachbarn waren gut und auch die Aggressivität bei Ballbesitz der Spanier durchaus lobenswert. Einzig zwei Fernschüssen von Alvaro Arbeloa und Andres Iniesta deuteten die spanische Gefahr an. Bemerkenswert auch die Tatsache, dass Spanien erst ab der Höhe der Mittellinie den Spielaufbau der Portugiesen gestört hat.
In der Schlussminute des Spiels hatte Cristiano Ronaldo eine sehr gute Möglichkeit, die er aber völlig überhastet abgeschlossen hat. Insgesamt war erstaunlich, dass die Spanier so gut kontrolliert wurden und irgendwie gehemmt wirkten. Einige Experten haben sogar davon gesprochen, dass „Viva Espana“ ein wenig satt sei nach den vielen Erfolgen in den letzten vier Jahren. Dies darf bezweifelt werden. Allerdings ist Tatsache, dass die deutsche Mannschaft Spanien durchaus besiegen kann. Deutschland spielt derzeit variantenreicher und unberechenbarer. Auch für den Liebhaber des Offensivfußballs bietet der von Bundestrainer Joachim Löw praktizierte Fußball ein höheres Vergnügungspotential, als der langweilige Tiki-Taka der Spanier.

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