Teil1: Sportjournalist Henning Klefisch trifft Toni Polster


Stolze 34 Grad zeigt das Thermometer an in Mödling, südlich von Wien gelegen, als ich zu einem Interviewtermin mit Toni Polster bewege. Ich schlendere über den saftig grünen Trainingsplatz von Admira Wacker Mödling und höre ein wohlbekanntes Lachen, was ich von meinen Kindheitstagen aus dem Fernsehen noch kenne. Es kommt von dem ehemaligen Nationalspieler Toni Polster, der schon bei mehreren Vereinen als Weltklassestürmer, Manager, Moderator und Sänger in Erscheinung getreten ist und nun mit Ende Vierzig seine Premiere als österreichischer Bundesliga-Trainer beim Abstiegskandidaten Admira Wacker erleben darf. Zum ersten Mal erlebe ich diesen vielseitig Begabten hautnah und spüre, wie ernsthaft der einstige Spaßvogel doch geworden ist.

Teil1: Sportjournalist Henning Klefisch trifft Toni Polster
Bild: dfb.de
3-liga.com-Reporter Henning Klefisch: Du warst vielseitig als Sänger, Experte und Moderator. Relativ spät bist du erst Profitrainer geworden? Was waren die Gründe dafür?

Bei Borussia Mönchengladbach bin ich im Marketing tätig gewesen, weshalb ich die Trainerprüfung nicht absolvieren konnte. Nach der Trennung von Austria Wien war es das Einzige, was mir wahrlich noch gefehlt hat. Dann habe ich die Trainerprüfung abgelegt. Parallel zur Trainerprüfung musst du auch die Praxis absolvieren. Dies hab ich auch gemacht. Allerdings nicht mit dem Gedanken sofort Trainer zu werden, sondern erst einmal herauszufinden, ob mir das gefällt, ob ich das auch in Zukunft machen möchte. Sofort ist es losgegangen mit Aufstieg Linzer AK-Amateure, Meistertitel Linzer AK-Amateure. Dann bin ich nach Wien zurück und bin mit der Wiener Viktoria zweimal Meister geworden.Bei Viktoria hab ich auch das Potential in der Mannschaft gesehen und bemerkt, dass ich die Mannschaft besser machen kann. Das es dann tatsächlich mit dem Pokalsieg und einem Meistertitel endet, hab ich selbst nicht zu träumen gewagt. Ehrlich muss ich auch konstatieren, dass sich die Angebote sicherlich nicht gestapelt haben. Jetzt kam das Angebot Bundesliga-Trainer zu werden. Die Freude darüber ist sicherlich groß. Dennoch habe ich keinen Tag Urlaub gehabt. Ich habe aufgehört und direkt wieder angefangen. Jetzt möchte ich auch hier den größtmöglichen Erfolg haben.

3-liga.com-Reporter Henning Klefisch: Was sind deine Ziele? Wie sieht deine Spielidee aus?

Meine Mannschaft soll gut Fußball spielen. Das Fundament des Erfolgs ist es guten Fußball zu spielen. Wenn du immer gut Fußball spielst, hast du immer mehr prozentuale Möglichkeiten ein Spiel zu gewinnen, als umgekehrt. Zudem muss mein Team taktisch immer auf der Höhe sein. Das gute Fußballspielen war mir immer sehr, sehr wichtig. Nicht nur den Ball nach vorne schießen und hoffen, dass es zu einem Tor kommt. Als Spieler habe ich es leichter regeln können. Ich wusste, wenn ich 25 Tore erziele, stehen die Vereine Schlange. Als Spieler erhältst du dann lukrative Angebote. Als Trainer ist dies jedoch deutlich schwieriger. Ich träume nicht, sondern mache das, was mir Spaß macht. Wohin das führen wird, weiß ich derzeit noch nicht.

3-liga.com-Reporter Henning Klefisch: Im modernen Fußball wird bekanntlich enorm viel mit Mentaltrainern gearbeitet, um
auch im psychologischen Bereich das Maximale herausholen zu können. Wie stehst du zu dieser Kapazität?


Ich halte etwas davon. Eine Stunde Neuromotorik ist Pflicht in der Woche. Mentales Training entscheiden die Spieler bei uns selbst. Erwiesenermaßen gibt es auch Spieler, die keine Rampensäue sind. Durch mentales Training könnten sie vielleicht auch im Spiel ein paar Prozent stärker werden. Dies geschieht alles auf freiwilliger Basis.Irgendwann muss man jedoch auch mal abschalten können, sonst bin ich doch betriebsblind. Ich lasse mir auch von anderen Leuten helfen und mache nicht alles alleine. Das muss man zulassen, sonst bin ich in einer Sackgasse,aus der man nicht mehr rauskommt. Dann ist es eine ganz gefährliche Situation.

3-liga.com-Reporter Henning Klefisch: Wie Jahre musstest du warten Trainer eines österreichischen Erstligisten sein zu dürfen. Nun hast du es endlich geschafft. Wie fühlst du dich als Bundesligatrainer?

Ob ich es verdient habe, weiß ich nicht. Ich habe viele Jahre dafür gearbeitet, um mein Ziel Bundesliga-Trainer zu werden, ermöglichen zu können. Ich muss sagen, dass es immer viel mehr Spass macht, wenn du viel gewinnst. Mit der Viktoria und dem LASK Amateure habe ich wirklich soviel gewonnen. Es hat wirklich riesig Spass gemacht.

3-liga-com-Reporter Henning Klefisch: Du hast bei zahlreichen Vereinen in Europa unter bekannten Trainern gespielt.
Welche Trainer haben dich geprägt in deiner langen aktiven Karriere?


Natürlich schaut man sich gewisse Dinge von den ehemaligen Trainern ab. Man lernt bekanntlich nie aus. Meine Arbeit ist die Summe der guten Sachen von vielen Trainern, die ich in all den Jahren gehabt habe. Von Herbert Prohaska, Morten Olsen über Camacho in Madrid.


3.liga.com-Reporter Henning Klefisch: Woran kann es liegen, dass Stürmer grundsätzlich im Vergleich zu Mittelfeldspielern und Abwehrspielern eher seltener in den Trainerbereich gehen. Woran kann das liegen? Ist dies ein anderer Gedanke.

Vielleicht beschäftigen sich Mittelfeldspieler und Abwehrspieler schon viel früher mit Organisation, Einteilung und Struktur der Mannschaft.
Das ist auch nicht völlig unverständlich. Wir Stürmer kommen bekanntlich nicht so von der Taktik. Unser Einsatz ist in der Defensive meist überschaubar. In der Offensive ist wichtig, dass man die Tore erzielen kann. Es ist auch sehr wichtig, dass du die Balance in der Mannschaft besitzt. Es bringt doch auch nichts, wenn du drei Treffer schießt, aber sechs Gegentreffer bekommst. Eine Erinnerung an meine Kölner-Zeit.

Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Toni Polster, Morten Olsen, Herbert Prohaska, Camacho, Madrid, Linzer AK, Wiener Viktoria
Datum: 07.08.2013 09:25 Uhr
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