Teil 3: Toni Polster: "Alaba glaubt an Gott, Arnautovic denkt, er ist Gott"


Im dritten und letzten Teil spricht Toni Polster über die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem österreichischen Fußball und sagt offen und ehrlich seine Meinung über Bremens Marko Arnautovic. Zudem verrät er, wie wichtig ihm gewisse Werte wie Glaube ist und was für ihn Heimat bedeutet.

Teil 3: Toni Polster:
Bild: dfb.de
3-liga.com: Gibt es auch die Möglichkeit, einen deutschen Zweitligisten wie den FC Ingolstadt 04 zu trainieren?

Man sollte nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tätigen. Ich muss beweisen, ob ich in die Bundesliga hingehöre oder ob ich nur ein Passant bin. Natürlich wäre es jedoch schön, nach Deutschland zu kommen, weil ich mich dort wohlgefühlt habe, auch Deutschland-Fan bin. Als Trainer oder Spieler kann man sich den Verein selten aussuchen. Ich habe jetzt aber nicht 17 Manager engagiert, die durch die Fußballwelt laufen und mich wie ein Glas Wasser anbieten. Derzeit macht mir die Arbeit hier enormen Spaß. Dennoch könnte es gut möglich sein, wird sich irgendwann vielleicht einmal etwas Anderes ergeben. Daran denke ich im Moment jedoch nicht.

3-liga.com: Deutschland kämpft in der WM-Qualifikation sich mit deinem Heimatland in einer Gruppe um das begehrte Ticket für Brasilien. Wie siehst du das Niveau der österreichischen Nationalmannschaft?

Es ist natürlich so, dass es in Österreich kaum finanzielle Mittel gibt. Von daher wird vielfach auf die Jugend gesetzt. Wir haben verstanden, dass wir ein Ausbildungsland sind. Deshalb haben wir bescheidenere Ziele. Ich würde mich wirklich freuen, wenn sich einer der beiden Vereine für die Champions League qualifizieren würde. Dass dies verdammt schwer werden wird, darüber muss man überhaupt nicht reden. Unsere höchsten Träume ist die Gruppenphase in der Europa League. Das ist realistisch. Ob die beiden österreichischen Mannschaften in die Champions League hingehören, habe ich eher Zweifel.

3-liga.com:

Du weißt doch auch, dass am Saisonende als Offensiver zehn Tore und zehn Vorlagen zählen. Darunter brauchst du dich nicht in die Kabine mehr trauen. Ein Basler war auch extravagant, aber er hat 20 Tore gemacht und 14 aufgelegt. Da sagst du als Mitspieler auch: Mach mal ein paar Liegestütze nach einem Fehler und alles ist gut. Bei Marko ist dies jedoch nicht der Fall. Dann darfst du nicht so polarisieren. Alaba glaubt an Gott und Arnautovic denkt, er ist Gott. Wenn Marko nicht konstanter wird und die genannte Bilanz aufweist, wird es über kurz oder lang nicht gutgehen.

3-liga.com: Was sind die Gründe für diese gewaltigen Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich?

Wir reden von einem Land, das zehnmal soviele Einwohner hat wie wir. In jeder größeren Stadt gibt es einen Topverein. Viele Menschen sind im Fußball sehr stark engagiert. Hier bei uns in Österreich sind die Sponsoringmittel eher gering. Mit den Typen ist es doch immer das Gleiche. Jetzt, wo wir nicht mehr Fußball spielen, sind wir alle Typen geworden. Es ist immer das Schicksal der aktiven Profis.

3-liga.com: Die Nationalmannschaft in Österreich hat viel Potential. Reicht es für die WM 2014 in Brasilien?

Das Ziel ist greifbar nahe. In Deutschland rechnen wir nicht unbedingt mit einem Punkt. Wenn wir Irland zuHause schlagen und gegen Schweden einen Punkt holen, dann ist einiges möglich. Mit der Qualifikation wird es dennoch schwierig, ich bin skeptisch.

3-liga.com: Du warst bei der WM 1990 in Italien und bei der WM 1998 in Frankreich dabei. Was ist das für ein Erlebnis gewesen?

Ich war auch Kapitän meiner Nationalmannschaft.Das hat mich ohne jeden Zweifel mit sehr viel Stolz erfüllen können. Zumal wir schon seit 1998 nicht mehr bei einer Weltmeisterschaft dabei gewesen sind. Für solch ein kleines Land wie Österreich ist es sicherlich schwierig, sich für solch ein Turnier qualifizieren zu können.

3-liga.com: Du bist weit umher gereist, hast bei Vereinen in Spanien, Italien und Deutschland gespielt. Was bedeutet für dich Heimat?

Heimat bedeutet das für mich, wo meine Eltern heute wohnen. Das ist das, was ich extrem unter Heimat verbinde, wenn meine Eltern werden und ich muss um sie kümmern muss.
3-liga.com: Wie wichtig ist der Anteil der Familie zum Profifußball gewesen?

Meine Mutter wollte schon, dass ich meine Ausbildung als Industriekaufmann abschließe. Ich wollte schon als Kind unbedingt Fußballprofi werden. Dies war mein erklärtes Ziel. Dabei haben mich meine Eltern und Freunde komplett unterstützt.

3-liga.com: Bekanntlich bist du sehr beliebt bei deiner fußballerischen Station in Köln gewesen. Welche Werte wurden dir von Zuhause vorgelebt.

Wenn ich nicht zufällig als Fußballer unten auf dem Platz stehen würde, würde ich selbstverständlich auch unten stehen. Ich halte mich für nichts Besseres. Sonst wird es auf Dauer auch anstrengend. Ich habe A gesagt, dann muss ich auch B sagen. Ich habe vor jedem Menschen Respekt.

3-liga.com: Du bist bekanntlich katholisch geprägt. Wie wichtig ist dir der Glaube?

Mir persönlich ist der Glaube schon wichtig. Ich glaube, dass es etwas gibt, was auf uns aufpasst und was uns auch leitet, deshalb ist es mir schon sehr wichtig.

3-liga.com: Beziehung zu den ominösen Thekenschlampen. Gibt es da ein großes Comeback? Auch nicht für soziale Zwecke?

Nein. So etwas gibt es nicht. Dazwischen sind drei Alben entstanden. Leider gibt es nicht viele Leute, die unterscheiden können zwischen dem ehemaligen Sänger und der Tatsache, dass ich als Fußballtrainer wahrgenommen werden möchte. Das war damals nicht abzusehen, dass dies so erfolgreich werden konnte.

Herr Polster, wir danken Ihnen recht herzlich für dieses aufschlussreiche und nette Gespräch.

Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Toni Polster, FC Ingolstadt 04, Marko Arnautovic, Werder Bremen, Österreich, Deutschland
Datum: 07.08.2013 09:50 Uhr
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