SpVgg Greuther Fürth: Das unrühmliche Hick-Hack um Vereinsboss Hack


Nun hat es die Spielvereinigung Greuther Fürth also doch getan. Ihren Aufstiegstrainer Mike Büskens entlassen. Ein wenig überraschend kommt dieser Rauswurf des 44-Jährigem schon daher, auch wenn der Bundesliga-Aufsteiger mit gerade einmal 12 Punkten nach 22 Spieltagen das Tabellenende ziert und bei vier Punkten Rückstand maximal der Relegationsplatz möglich erscheint. Als Zweitliga-Meister sind die Franken in die deutsche Eliteliga aufgestiegen. Nun droht die direkte Rückkehr.

In der Teeregion rund um Vestenbergsgreuth ist prinzipiell alles ein wenig ruhiger und beschaulicher. Nicht nur der reichhaltige Konsum von Tee sorgt dafür, sondern auch die Tatsache, dass die Bundesliga die Erfüllung zahlreicher Sehnsüchte in der 100.000 Einwohner-Stadt neben Nürnberg zu bedeuten schien. Mike Büskens hatte bei den Fans wie Medien fast schon den Status des „Unantastbaren.“ Der gebürtige Düsseldorfer und leidenschaftliche Schalke schaffte es die einst „Unaufsteigbaren“ nach 15 langen Jahren und vielen knapp verpassten Aufstiegen als Primus des deutschen Unterhauses in die deutsche Eliteklasse zu führen. Man war sich den Gefahren des „Haifischbeckens“ Bundesliga durchaus bewusst. Die geringsten, finanziellen Mittel haben die „Kleeblätter“ zur Verfügung. Mit zwölf Millionen Euro belegt der kleine Verein aus der Trolli-Arena den letzten Platz in diesem Ranking. Hinzu kommt sicherlich die Tatsache, dass die heimische Arena mit 18.000 nicht exorbitante, finanzielle Möglichkeiten offenbaren kann und auch die Sponsoren der Spielvereinigung nicht gerade die Hütte einrennen. Auch die Fußball-Begeisterung durch die heimischen Fans ist massiv eingebrochen. Seit Energie Cottbus vor einigen Jahren hat kein Bundesligaverein mehr solch einen geringen Zuschauerschnitt. Es gibt viele Defizite am Fürther Ronhof. Nun muss zumindest noch der Relegationsplatz vor den Kontrahenten aus Augsburg und Hoffenheim geschnappt werden. Die erste Möglichkeit dafür bietet sich am morgigen Samstag im Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen.

Normalerweise ist ein Verein mit gerade einmal zwölf Punkten nach 22 Spieltagen hoffnungslos abgeschlagen und kann die Planungen für die kommende Zweitligaspielzeit in aller Gelassenheit angehen. Greuther Fürth scheint jedoch ein Bündnis mit der Glücksgöttin Fortuna zu haben, denn mit Augsburg und Hoffenheim wird es, wie bereits erwähnt, einen spannenden Dreikampf um den „Rettungsanker“ Relegationsplatz geben. Wenn eine Spielzeit so überaus suboptimal läuft, kommen unweigerlich Fragen auf, die auch die Arbeit von Vereinsboss Helmut Hack automatisch hinterfragen. Nun muss sich der 63-jährige Unternehmer auch mit kritischen Fragen auseinandersetzen. Wahrscheinlich hat er selten in seiner langen Amtsperiode solch heftigen Gegenwind zu spüren bekommen, wie nun. Auf dem Internetauftritt der „Nürnberger Nachrichten“ wird dem von einigen ironisch als „Alleinunterhalten“ klassifizierten Hack sogar Unaufrichtigkeit vorgeworfen. So gibt es folgende Kommentare zu lesen: „Sie reden mit gespaltener Zunge“, „eine der unsportlichsten Entscheidungen der letzten Jahre“, “Präsident und Diktator“ oder „Die jetzige Situation geht eindeutig nicht auf die Kappe des Trainers.“ Volkes Seele kocht und kann die Entlassung des beliebten und authentischen Büskens nicht nachvollziehen. In seinem 18. Jahr soll Hack nun selbst zurücktreten und Verantwortung für seine eigenen Fehler demonstrieren. Ein neuer Vereinsboss soll dem „ewigen Zweitligisten“ wieder neue Dynamik verleihen. Selten war die Tristesse so gewaltig wie nun zu Erstligazeiten, die der typisch anmutende Zweitligist so lange und innig herbeigesehnt hat.

Es geht auch um die Art und Weise, wie Büskens entlassen worden ist. Es wird immer ein „Geschmäckle“ bleiben, denn solch einen Abschied hat der wohl leidenschaftlichste Bundesligatrainer gewiss nicht verdient. Büskens ist eine ehrliche Haut. Das haben auch die Fans gespürt. Schon als Spieler gehörte er bei Schalke 04 zu den Publikumslieblingen, zu den legendären „Eurofightern“, die 1997 gegen die deutlich überlegenere Mannschaft von Inter Mailand sensationell den UEFA-Cup geholt haben. Büskens verlangt diese Ehrlichkeit auch von seinen Mitmenschen. Die letzten Tage ging es ihm nicht gut. Ihm fehlte seine typische Dynamik, sein Temperament. Leichte Anzeichen von Resignation wurden schon deutlich. Gegenüber den „Nürnberger Nachrichten“ äußert sich nun Fürth-Boss Hack zu dieser komplizierten Thematik: „Was hätte ich denn immer erzählen sollen?“, so seine Verteidigung und er fügt hinzu: „In unserer Lage war doch alles verkehrt.“

Zu Saisonbeginn ist sogar ein Fünf-Jahres-Vertrag im Bereich des Möglichen gewesen. Offen wurde dieser nach dem Aufstieg offeriert. Immer mehr gab es einen Riss zwischen dem Erfolgsduo. Die Frage muss berechtigt sein, mit welchen Ansprüchen Hack in die Saison gegangen ist. Vielleicht waren sie zu utopisch. Möglicherweise hat auch die formidable Zweitliga-Spielzeit seinen Sinn für die Realität ein wenig getrübt. In Themen wie Taktik und Aufstellung war Hack mit seinem Fußball-Lehrer nicht immer einer Meinung. Nun versucht der Präsident sich selbst zu schützen, indem er sagt: „Ich habe von diesem Verein noch nie einen Euro genommen, aber ich bin halt der, der den Kopf hinhält.“ Damit nimmt er auch Martin Meichelbeck, den Leiter der Lizenzspieler-Abteilung und Rouven Schröder, den Sportlichen Leiter der Spielvereinigung mit ins Boot. Gemeinschaftlich fällten sie die Entscheidung der Trainerentlassung. Für Hack ist derweil klar gewesen: „Es musste einfach etwas geschehen, alles andere wäre feige gewesen.“

Letztlich muss ehrlich konstatiert werden, dass die Entlassung von Mike Büskens nur die Spitze des „berühmten Eisbergs“ gewesen ist. Schon im Sommer letzten Jahres hat sich Erfolgsmanager Rachid Azzouzi zu einem Abschied aus Fürth Richtung FC St. Pauli entschieden. Der Deutsch-Marokkaner kam mit der Art des Präsidenten nicht mehr uneingeschränkt zurecht. Auch der relativ spontane Abschied von Fußball-Koordinator Alfred Hörtnagl und das Ende der Zeit vom Pressesprecher waren Trennungen, die vielen im Verein sichtlich weh getan haben. Hack verursachte durch diese Personalentscheidungen ein enormes HickHack, welches nun eine enorme Tragweite erreicht hat. Ein persönlicher Fehler war definitiv die „Hacksche Autonomie“ bei der Spielersuche, was zu einer nahezu verfehlten Personalpolitik geführt hat. Vielleicht wäre es letztlich besser gewesen, diese überaus wichtigen Entscheidungen in die Hände eines Sportdirektors zu legen.

Es ist in diesen Momenten jedoch der völlig falsche Ansatz, wenn nun nur noch „Schwarz-Weiß“-Malerei angesagt ist. Vielmehr muss jedoch auch realistisch bewogen werden, dass Hack für den Aufstieg der Spielvereinigung aus der Regionalliga bis in die Bundesliga in großem Maße verantwortlich erscheint. Bei langjährigen „Kleeblatt“-Fans hat er noch einen gewaltigen Bonus, den er dennoch nicht allzu schnell aufbrauchen sollte.

Nun muss der Fokus darauf gelegt werden, dass möglichst schnell ein neuer Cheftrainer ausfindig gemacht werden kann. Mit dem ehemaligen Fürther-Spieler Ralph Hasenhüttl scheint ein Erfolgstrainer von Zweitliga-Aufsteiger VfR Aalen ein möglicher Kandidat zu sein. Derzeit belegt das Team von der schwäbischen Alb einen hervorragenden siebten Tabellenplatz. Der Vertrag des gebürtigen Österreichers ist in Aalen noch bis 2014 gültig. Eine Ablösesumme müsste demnach aufgebracht werden. Das Ziel ist es, dass der neue Trainer auch in der drohenden Zweitklassigkeit weiterhin den Trainerposten im Ronhof übernehmen wird. Ein anderer Kandidat wäre auch U18-Nationaltrainer Christian Ziege, der als Vereinstrainer bei Arminia Bielefeld durch markant geringen Erfolg aufgefallen ist. Allerdings waren die Bedingungen beim überaus klammen Verein auch nicht gerade erfolgsversprechend. Beim kommenden Heimspiel gegen den Tabellendritten aus Leverkusen wird jedoch Interimstrainer Ludwig Preis seine Bundesligapremiere an der Seitenlinie erleben. Möglicherweise wahrt er sich mit einer Erfolgsserie die Chance auf einen Platz in der Kandidatenliste.

Quelle: www.nordbayern.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: SpVgg Greuther Fürth; Büskens; Hack; Azzouzi; Schröder; Hasenhüttl; Bayer 04 Leverkusen
Datum: 22.02.2013 19:10 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-spvgg-greuther-fuerth--das-unruehmliche-hick-hack-um-vereinsboss-hack-4278.html


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