Sportjournalist Henning Klefisch trifft die Schweizer Fußball-Legende Alain Sutter exklusiv


Alain Sutter hat sich einen echten Namen während seiner Zeit als Bundesligaprofi machen können. Er war stets der etwas andere Profi, der nicht nur den Sport, sondern auch die mentalen Aspekte beobachtet hat. Er war ein fußballerischer und menschlicher Feingeist, der besonders beim 1. FC Nürnberg und SC Freiburg glänzen konnte. Auch in der Schweizer Nationalspieler hat er als kreativer Offensivspieler seine technischen Fertigkeiten überzeugend auf dem Spielfeld umsetzen können. Grund genug, um ein hochinteressantes Interview mit dem mittlerweile 45-jährigen gebürtigen Berner über die verschiedenen Aspekte des Fußballs zu führen. Derzeit arbeitet Sutter, der bereits mit 30 Jahren seine aktive Karriere beendet hat, in der Trainerkommission und arbeitet als Mentaltrainer. Sportjournalist Henning Klefisch führte dieses Interview.

Sportjournalist Henning Klefisch trifft die Schweizer Fußball-Legende Alain Sutter exklusiv
Bild: dfb.de
Klefisch: Herr Sutter, sie haben in der Bundesliga beim FC Bayern München, den 1. FC Nürnberg und den SC Freiburg gespielt, sowie in der Schweiz und zum Karriereende in den USA. Gegenwärtig sind sie neben ihrer Tätigkeit als Mentaltrainer auch als TV-Experte tätig. Wie sehen Sie im Vergleich zu ihrer Zeit die Entwicklung in der Bundesliga?
Sutter: "Der Fussball hat sich generell weiter entwickelt und die Bundesliga im besonderen, für mich ist die Bundesliga, wenn man als Faktoren zusammen zählt weltweit Momentan die beste Liga. 
Im Vergleich zu damals sind die Spielergehälter in den vergangenen Jahren enorm gestiegen."

Klefisch: Inwieweit passt bei den Gehältern das Preis-Leistungsverhältnis bei den Durchschnittsspielern noch?
Sutter: "Dies kann man eh nie messen, in einer Marktwirtschaft bestimmt der Markt den Preis und dieser scheint die momentanen Gehälter her zu geben."

Klefisch: Die Ablösesummen haben mittlerweile eine Dimension erreicht, die auch für Fußballer eine entsprechende Belastung sein können. Wie bereiten Sie ihre anvertrauten Spieler auf diese Entwicklung vor?
Sutter: "Eine Ablösesumme sollte für einen Spieler nie eine Rolle spielen. Er hat seine Leistengen erbracht und der Markt bewertet die gegenwärtige Nachfrage. Der Spieler ist verantwortlich das er an jedem Tag sein Bestes gibt  und alles tut um seine bestmögliche Leistung zu erbringen, ob er  1 oder 100 Mio. gekostet hat macht da keinen Unterschied."

Klefisch: Fußballvereine mit Tradition werden von großen Geldgebern aufgekauft oder finanziert. Ist diese Entwicklung für sie zeitgemäß oder sehen Sie darin ein großes Gefahrenpotential für den Fußballsport?
Sutter: "Fussball ist ein populärer Sport und  braucht in der Spitze grosse Mengen Geld. Um da vorne mit zu mischen brauchen viele Vereine Geld das sie nicht einnehmen. So birgt diese Entwicklung sowohl Chancen wie auch Risiken. Denn wen der Geldgeber die Freude an seinem Spielzeug verliert kann schnell mal ein riesiges Loch in der Kasse sein."

Klefisch Viele große Vereine sind überschuldet. Sollte ihrer Meinung nach die FIFA klare Grenzen für das Finanzgebaren der Vereinsbosse erlassen?
Sutter: "Grenzen setzten ist das eine dafür zu sorgen, dass diese dann auch eingehalten werden das andere. Meiner Meinung nach macht es nur sinn Grenzen zu setzten wenn man auch bereit ist diese zu Kontrollieren und bei allen durch zu setzen."

Klefisch: In der Bundesliga gibt es seitens des DFB eine starke Kontrolle der Wirtschaft der Vereine. Dennoch wird die Schere zwischen den Vereinen mit Champions-League-Einnahmen und den übrigen Vereinen immer größer. Sollten die reichen Vereine den ärmeren Vereinen einen finanziellen Ausgleich gewähren?
Sutter: "Weshalb sollte gerade der Fussball ein Gebaren an den Tag legen das in der Wirtschaft generell wohl sehr amüsiert zur Kenntnis genommen würde."

Klefisch: In Spanien dominieren drei Vereine die Primera Division, in Deutschland Dortmund und Bayern München die Bundesliga. Sehen sie in Deutschland auch zukünftig spanische Verhältnisse?
Sutter: "Die Bundesliga ist breiter aufgestellt, aber speziell Bayern München wird nur schwer aufzuholen sein."

Klefisch: Bekanntlich waren Bayern München und Borussia Dortmund im jüngsten Champions-League-Finale. Wird der deutsche Fußball zukünftig die Champions-League dominieren?
Sutter: "Dominieren glaube ich nicht aber eine gewichtige Rolle dabei spielen auf alle Fälle."

Klefisch: Deutschland war bei der letzten EM und WM zuletzt immer unter den letzten vier Mannschaften, ohne jedoch einen Titel zu holen. Was sind hierfür die Gründe?
Sutter: "Mit Spanien stand ihnen eine Mannschaft vor der Sonne die es wohl so schnell nicht mehr geben wird. Aber wenn man die Entwicklung der Deutschen Nationalmannschaft ansieht, seit der EM 04 in Portugal, ist dies auch ohne Titel sehr beeindruckend."

Klefisch: Bei der WM in Brasilien wird Deutschland wieder als Favorit gehandelt. Hat eine europäische Mannschaft in Brasilien überhaupt eine Titelchance?
Sutter: "Selbstverständlich, obwohl der Titel wohl nur über den Gastgeber gehen wird."

Klefisch: Die WM und EM nehmen immer größere Ausmaße an. Die WM wurde in großem Maße im Hinblick auf die finanziellen Einnahmen vergeben. Beurteilen Sie bitte die Vergabe nach Katar und Russland?
Sutter: "Weshalb sollte es auch hier im Fussball anders zu und her gehen als in der Welt generell?"

Klefisch: Die Schweiz hat sich für die WM direkt qualifiziert. Wie sehen Sie die Chancen ihrer Landsleute?
Sutter: "Wir haben eine Mannschaft mit grossem Potential, wenn sie dieses bei der WM ausschöpfen, werden die Schweizer Fans einen schönen Sommer haben."

Klefisch: Der Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld hört nach der WM 2014 als Nationaltrainer der Schweiz auf. Ist es für einen neuen Trainer nicht zu schwer, unter Umständen mit Ottmar Hitzfeld verglichen zu werden?
Sutter: "Keiner kann dem Vergleich mit Ottmar Hitzfeld standhalten, aber der neue Trainer übernimmt eine intakte Mannschaft die sich noch weiter entwickeln kann, somit sind die Voraussetzungen sehr gut für den neuen Trainer."

Klefisch: Der FC Basel dominiert seit Jahren die Schweizer Liga. Worin sehen Sie die Gründe für diesen Erfolg?
Sutter: "In der guten, seriösen und kontinuierlichen Arbeit der Clubführung über Jahre hinweg."

Klefisch: Dank der vielen Kameras in den Stadien werden falsche Schiedsrichterentscheidungen in Sekundenschnelle offenbar.  Solle zukünftig auf Fernsehaufnahmen während des Spiels direkt zurückgegriffen werden?
Sutter: "Kommt immer darauf an was man will. Fussball mit vielen Emotionen und Diskussionen oder absolut Gerecht und ohne Fehlentscheide."

Klefisch: Immer gibt es Ärger mit den nicht gegebenen Toren. Könnte ihrer Meinung nach eine technische Hilfe falsche Entscheidungen verhindern?
Sutter: "Klar, die Frage ist auch hier, will man das."

Klefisch: Zurzeit gelten laut FIFA-Regeln die Tatsachenentscheidungen des Schiedsrichters. Sollte dies in Zukunft auch bei groben Fehlentscheidungen so bleiben?
Sutter: "Auch hier gibt es dafür und dawider."

Klefisch: Würde ihrer Meinung die Einführung eines Profischiedsrichters die Qualität der Leitung eines Spiels verbessern?
Sutter: "Auch Profischiedsrichter werden Fehler machen, aber ganz ehrlich verstehe ich nicht weshalb einer der wichtigsten Figuren im Profifussball mit einer grossen Verantwortung ein Amateur sein sollte."

Klefisch: Sie arbeiten als Mentaltrainer. Beschreiben Sie bitte ihre Aufgabe?
Sutter: "Das Motto meiner Arbeit in meiner Praxis ist gleichzeitig der Titel meines gerade erschienenen Buches :" Stressfrei Glücklich sein". Mit einer HRV (Herz Raten Variabilität) Analyse schaue ich mit meinen Klienten an was ihnen in ihrem Leben gut tut und was an ihrer Substanz zerrt. Anhand dieser Analyse und meinen Erfahrungen beginnt der Coachingprozess."

Klefisch: Wie viel Prozent Leistungsfähigkeit im Sport wird durch mentale Stärke hervorgerufen?
Sutter: "Dies ist von Situation zu Situation und von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, es ist einfach ein Teil der dazugehört um sein volles Potential zu realisieren."

Klefisch: Wie bewerten Sie aus ihrer Sicht die Fälle von den beiden deutschen Nationalspielern Sebastian Deisler und Robert Enke?
Sutter: "Der Druck in unserer Gesellschafft nimmt ständig zu und dies nicht nur im Sport, parallel dazu steigen auch die Menschen die unter Depressionen leiden."

Klefisch: Hat ein Umdenken eingesetzt in dieser Thematik?
Sutter: "Die Sensibilität gegenüber Depressionen ist sicherlich grösser geworden aber die Mechanismen des Erfolges der erreicht werden soll laufen weiter und erschweren ein Umdenken."
 
Klefisch: Benötigt ihrer Meinung jeder Profiverein einen Sportpsychologen?
Sutter: "Nein, was es jedoch in jedem Verein braucht ist gesunder Menschenverstand und Führungspersonen mit hoher Sozialkompetenz."

Quelle: Klefisch-Exklusiv
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Alain Sutter, Schweiz, Bayern München, FIFA, 1. FC Nürnberg, SC Freiburg
Datum: 03.01.2014 11:19 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-sportjournalist-henning-klefisch-trifft-die-schweizer-fussball-legende-alain-sutter-exklusiv-9808.html


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