Spaniens Spiel gegen die Historie

Für viele ist Spanien vor dem Spiel gegen Frankreich klarer Favorit. Allerdings wissen die Iberer auch, dass die französische Nationalmannschaft noch nie besiegt werden konnte, wenn man bei einem großen Turnier aufeinandergetroffen ist. Zumindest der spanische Nationaltrainer drückt seine Hoffnung aus: „Ich hoffe, dass diese Pechsträhne dann vorbei ist.“

Immerhin konnte das letzte Testspiel der beiden Nachbarn für die Seleccion siegreich gestaltet werden. Noch einmal Del Bosque: „Im letzten Freundschaftsspiel in Paris haben wir sie 2:0 besiegt.“
Wenn sich allerdings die Turnierstatistik vor Augen geführt wird, dann hat Spanien eine wahrhaft miserable Bilanz mit nur einem Remis und fünf Pleiten davongetragen. Eine Historie, die die stolzen Spanier nicht gerade großes Selbstbewusstsein demonstrieren lassen kann. Das Malheur fing mit der EM 84 an, als im Endspiel gegen die Gastgeber verloren worden ist. Zuletzt setzte sich die Equipe Tricolore mit 3:1 bei der WM 2006 in Deutschland im Achtelfinale durch. Das 1:1 Unentschieden beim Kontinentalturnier in England 1996 komplettiert diese Statistik.
Spanien Torwart und Spielführer Iker Casillas demonstriert Selbstbewusstsein, wenn er vollmundig erklärt: „Statistiken sind dazu da, dass man sie bricht.“ Leicht ironisch ergänzt Mittelfeldspieler Iniesta: „Hoffentlich können sie ihr Kasperletheater mit uns am Samstag nicht fortsetzen.“
Die letzten Jahre sprechen aufgrund der sportlichen Erfolge klar für die spanische Nationalmannschaft. Immerhin ist man amtierender Welt- und Europameister. Deshalb auch die forsche Aussage von Iniesta, der sagt: „Wir haben es verdient, Favorit zu sein.“ Und: „Wir haben keine Angst vor Frankreich, aber wir respektieren sie wegen ihres extrem hohen Niveaus.“
Auch wenn Del Bosque Frankreich ausdrücklich lobt und von "höchster Qualität" in Bezug auf den nördlichen Nachbarn spricht, so hat er auf der offiziellen Abschluss-Pressekonferenz ausdrücklich betont: „Wir gehen mit berechtigtem Optimismus in die Partie.“

Der Respekt ist enorm. Auch wenn das Team von Trainer Laurent Blanc gegen die bereits ausgeschiedenen Schweden mit 0:2 verloren haben, so nimmt Casillas den Gegner ernst, wenn er gebetsmühlenartig wiederholt: „Soll bloß keiner glauben, das werde ein Spaziergang und wir schießen die einfach ab. Wir werden leiden.“
Nach dem äußerst glücklichen 1:0 Erfolg über starke Kroatien weiß auch Del Bosque: „Wir müssen uns steigern.“

Besonders großen Respekt verbreitet Teamkollege Karim Benzema, der als Sturmführer für Frankreich auflaufen wird. Dazu wieder Casillas: „Ich habe das Glück, mit ihm die Kabine teilen zu dürfen“, so der Real-Kapitän, der ergänzt. „Jetzt will das Schicksal, dass wir gegeneinander spielen. Er ist ein Riesenspieler, aber ich hoffe, dass es bei ihm an diesem Tag nicht gut läuft.“

Auch Spaniens Abwehrspieler Sergio Ramos unterstreicht: „Karim kann den Unterschied ausmachen.“ Schmunzelnd sagt er jedoch auch, dass Benzema bei dieser EM noch nicht getroffen habe. Sein Wunsch: „Ich hoffe, dass das so bleibt.“
Für Frankreich Trainer Laurent Blanc hingegen ist zumindest personell die Situation wieder in Ordnung. Es wird deutlich, dass er eine klare Reaktion seines Teams erwartet. Sichtlich zufrieden vermeldet er: „Jeder steht zur Verfügung, das ist großartig“, so Blanc Freitag gegenüber den Medien. Zugleich kritisiert er jedoch auch seine Spieler: „Einige Spieler benötigten nach dem Spiel gegen Schweden etwas Aufmerksamkeit, vor allem Ribéry und Samir Nasri.“ Ribery hat sich über einen Schlag auf die Ferse beklagt, während der "Hitzkopf" Nasri sich mit Knieproblemen herumplagt.
Viel wird derzeit im französischen Lager spekuliert. Klarheit herrscht hingegen auf der Position des Innenverteidigers, wo Laurent Koscielny den, wegen einer Gelbsperre pausierenden Philippe Mexes, vertreten muss. Kapitän Hugo Lloris sieht darin auch eine Bewährungschance: „Das ist seine Chance, zu zeigen, dass er nicht zufällig hier ist.“ Als sicher gilt auch, dass der kreative und präsente Mittelfeldspieler Yohan Cabaye in die Stammformation zurückkehren wird.

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