Spanien zeigt mächtig Respekt vor Irland


Wenn man massive finanzielle Probleme hat und sein Glück durch Sportwetten suchen möchte, dann sollte man es tunlichst vermeiden auf Spanien zu wetten, denn die „la seleccion“ bringt keine hohe Quote. Der Grund: Sie gelten als absoluter Topfavorit und werden von vielen Experten als fixes Team für das EM-Finale gesehen. So ganz wagemutig ist man mit dieser Prognose allerdings nicht, denn Spanien ist amtierender Welt- und Europameister und hat unzählige Weltklassefußballer in seinen Reihen, die vor allem bei Real Madrid und dem FC Barcelona spielen. Nun geht es gegen den Außenseiter aus Irland. Ein Spiel, das man nur verlieren kann.

Beim 1-1 unentschieden gegen einen starken Gegner aus Italien konnten die Spanier nicht vollends überzeugen. Als Problem wurde anerkannt, dass die Zielstrebigkeit gänzlich gefehlt hat. Viele spanischen Journalisten prangern an, dass David Villa unersetzlich erscheint. Auch weil sich bisher kein legitimer Nachfolger gefunden hat, zeigt Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque großen Respekt vor den „Boys in Green“, wenn er gegenüber den Medien sagt: „Das ist eine gut organisierte Mannschaft. Sie spielen von Kindheit an den gleichen Stil und die meisten sind in der Premier League.“ Die Warnung des erfahrenen Trainers ist deutlich, wenn er sagt: „Bei dieser EM gibt es keine einfache Partie.“

Jesus Navas gilt wegen seiner ansprechenden Technik und seinen präzisen Flanken als Hoffnungsträger für das spanische Team. Bescheidenheit ist auch bei ihm Trumpf, wenn er gegenüber „Sport1“ erklärt: „Sie sind sehr robust, stark in der Abwehr und sie haben nach vorne auch Qualität.“
Der kleine Flügelspieler demonstriert jedoch gleichzeitig Selbstvertrauen, wenn er an die eigene Stärke appelliert: „ Es hängt alles von uns selbst ab. Wenn wir unser Spiel durchsetzen, werden wir erfolgreich sein.“

Die berechtigte Frage bleibt aber, ob sie denn „ihr Spiel“ unter allen Umständen durchsetzen sollen, denn gegen defensivstarke Italiener haben die Südeuropäer sich nur auf das berühmte Tiki-Taka-Kurzpassspiel konzentriert. Die gefährlichen Aktionen in Tornähe gab es jedoch nicht zu bestaunen, sodass den Mittelfeldspielern Xavi, Iniesta und David Silva die notwendige Effizienz vor dem gegnerischen Tor völlig abgegangen ist. Die Ausnahme war jedoch Cesc Fabregas, der als zentraler Stürmer aufgeboten worden ist und sich mit einem Treffer auszeichnen konnte. Bis auf diesen Treffer war jedoch nicht allzu viel zu sehen vom Spieler des FC Barcelona.

Ehrlichkeit zeichnet Navas aus, wenn er eingesteht: „Wir haben uns schwer getan. Italien war ein unangenehmer Gegner.“ Der für den Assistgeber Silva eingewechselte Navas versucht jedoch auch das Positive zu erwähnen: „Aber wir sind zurückgekommen und hatten einige klare Chancen, das Spiel für uns zu entscheiden.“

Eine realistische Möglichkeit wäre es durchaus gewesen, auf Fernando Torres als klaren Mittelstürmer zu setzen. Später wurde der Chelsea-Stürmer eingewechselt, dieser ist jedoch mit zwei Großchancen gescheitert. Er hätte der vielumjubelte Matchwinner werden können, verpasste es jedoch, auch weil ihm noch spürbar die Leichtigkeit vergangener Tage fehlt. Bei der ersten Möglichkeit lief er völlig frei auf Italien-Torwart Gianluigi Buffon zu. Schülerhaft ließ er sich den Ball vom Fuß wegspitzeln, weil er traditionell mal wieder rechts vorbei gehen wollte. Bei seiner zweiten Riesen-Möglichkeit wollte er die Kugel gefühlvoll über den Keeper lupfen, traf jedoch statt ins Tor nur die Werbebande dahinter. In dieser Situation wäre ein Pass auf den völlig freistehenden Navas deutlich besser gewesen. Dieser versucht bei „Sport1“ zu relativieren, indem er sagt: „Ich weiß nicht, ob er mich nicht gesehen hat.“ Und versucht seinen Mannschaftskameraden in Schutz zu nehmen: „Ich denke, es war eine gute Chance und er hat es deshalb mit einem Heber versucht.“

Schuld war, nach Meinung von vielen Spaniern auch der zu lange Rasen in der Danziger Arena. Auch Trainer del Bosque wurde von Journalisten und Fans scharf kritisiert, weil in der Startaufstellung eine echte Neun gefehlt hat. Innere Stärke demonstriert der Kritisierte, wenn er klar ausspricht: „Ich entscheide danach, was am besten für Spanien ist.“ Auch er weiß hingegen, dass es besser werden muss im Irland-Spiel heute abend: „Ich weiß, dass wir uns steigern müssen.“ Trotzdem möchte auch Jesus Navas nicht in Selbstmitleid verfallen und alles negativ sehen. Die Situation in unserer Gruppe ist wie vorher. Wir haben noch zwei wichtige Spiele und müssen weiter arbeiten.“ Die Motivation bei ihm ist enorm, wie er „Sport1“ anvertraut: „Ich fühle mich sehr gut und habe große Lust zu spielen.“

Für Irlands Trainer Giovanni Trapattoni hingegen ist es durchaus möglich, dass „vielleicht Torres“ spielen könnte. Der ehemalige Bundesliga-Trainer von Bayern und Stuttgart lobt ausdrücklich den Spielstil des Gegners. Zugleich jedoch sagt er: „Aber ich erinnere an das Champions-League-Finale zwischen Bayern und Chelsea. Man sollte nie sagen, dass es schon gelaufen ist.“

Die Chance des krassen Außenseiters liegt darin, dass Irland unterschätzt wird. Ähnlich sieht dies auch Angreifer Robbie Keane, der auch aus eigener Erfahrung spricht. Die Sturm-Legende der Iren hat seine eigene Erfahrung, wie man die Spanier ärgert. So konnte er im Achtelfinale der WM 2002 wenige Minuten vor Ende der regulären Spielzeit den 1:1 Ausgleich erzielen. Auch wenn die Spanier letztlich im Elfmeterschießen siegreich sein konnten, so erklärt er vielsagend: „Niemand hat uns bislang gegen Spanien Chancen eingeräumt. Was haben wir also zu verlieren? Wir müssen positiv denken.“

Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Spanien; Irland; Buffon; Navas; Villa; Silva; INiesta; Trapattoni; del Bosque
Datum: 14.06.2012 16:15 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-spanien-zeigt-maechtig-respekt-vor-irland-1716.html


Kommentare

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Kommentar von Timo (15.06.2012 14:47 Uhr)
Hat ja mit dem 4:0 doch ganz souverän geklappt. Spanien scheint langsam in Fahrt zu kommen.


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