Sidney Sam: „Jetzt Nationalspieler zu sein, ist etwas Außergewöhnliches“


Vielfach ist die USA-Reise von den bundesweiten Medien harsch kritisiert worden. Diese Länderspielreise bietet jedoch durchaus auch die Möglichkeit, dass Spieler getestet werden können, die bei normaler Personalsituation sonst nicht zum Einsatz gekommen wären. Einer dieser Kandidaten ist zweifelsfrei der Leverkusener Sidney Sam, der bei seinem Länderspieldebüt gegen Ecuador eine beachtliche Leistung zeigen konnte. Im Gespräch mit „DFB.de“ schildert er nun seine Eindrücke von den ersten Tagen im DFB-Team.

„Ich habe das einfach nur genossen“
Der wieselflinke Deutsch-Nigerianer hat beim 4:2-Sieg über Ecuador vor allem wegen seiner Dynamik gefallen können. Es ist ein Ritual in der deutschen Nationalmannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw geworden, dass jeder Debütant eine kleine Ansprache halten muss. Sam hat sich auch bei dieser rhetorischen Aufgabe nicht vor der Aufgabe gedrückt und hat als Erster die obligatorische Rede gehalten. Über die Gedanken, die ihn in diesem Moment durch den Kopf gegangen sind, berichtet er nun wie folgt: „Das weiß ich nicht mehr, ich glaube, ich habe das einfach nur genossen. Mir ist direkt nach dem Spiel von meinen Mitspielern gesagt worden, dass alle Neulinge kurze Ansprachen halten müssen, ich wusste also, was mich erwartet. Ich hab dann gesagt, was man halt so sagt, ziemlich kurz und knapp. Vor allem habe ich mich bei allen bedankt.“

Sams Lob an DFB-Ärzteteam
Zugleich ist bei dieser Rede deutlich geworden, dass er sich insbesondere auch bei der medizinischen Abteilung der deutschen Nationalmannschaft für die geleistete Arbeit artig bedankt hat. Der gebürtige Kieler nennt die Gründe dafür: „Bevor wir in die USA geflogen sind, hatte ich Adduktorenprobleme. In Deutschland war ich zur Behandlung bei Dr. Müller-Wohlfahrt, er hat mich wieder fit gemacht. Und auch in den USA wurde ich hervorragend von der medizinischen Abteilung versorgt, die Behandlungen durch Klaus Eder und seine Mannschaft waren sehr gut. Dadurch konnte ich die Trainingseinheiten ohne Probleme absolvieren und war zum Spiel in guter Verfassung.“

„Ich habe es noch nicht richtig verinnerlicht“
Über das Gefühl sich nun tatsächlich deutscher Nationalspieler nennen zu dürfen, kann er gegenüber „DFB.de“ fast schon von einem Kindheitswunsch sprechen. Er vergleicht die Aufregung vor seinem Debüt mit seinem Bundesligadebüt, welches er am 20. Oktober 2007 für den Hamburger SV im Spiel gegen den VfB Stuttgart erleben durfte. „DFB.de“ verrät er nun folgendes: „Ich habe immer davon geträumt, dieses Ziel zu erreichen. Für mich hat sich vor dem Spiel gegen Ecuador vieles so ähnlich angefühlt, wie vor meinem ersten Spiel in der Bundesliga. Die Aufregung, die Nervosität. Jetzt Nationalspieler zu sein, ist etwas ganz Außergewöhnliches, Besonderes. Aber so richtig verinnerlicht habe ich das noch nicht. Bisher hat mir die Zeit gefehlt, die Ereignisse der letzen Tage noch einmal Revue passieren zu lassen.“ Und er berichtet auch wie das Feedback in Form von Glückwünschen und SMS nach seinem Länderspieldebüt für den „Bundesadler“ gewesen ist: „Das waren schon einige. Ich habe mich über jeden einzelnen riesig gefreut, vor allem natürlich über die Nachrichten von meiner Familie. Es war schön zu sehen, wie viele Menschen an mich gedacht und sich für mich gefreut haben.“

„Ich habe aus den Verletzungen gelernt“
Eine großartige Überraschung ist es sicherlich nicht gewesen, dass Sidney Sam nun für den dreimaligen Welt- und Europameister seine Länderspielpremiere gegeben hat. Dies gibt er auch unumwunden zu: „Es stimmt, ich war schon einige Male im Blickfeld. Dass heißt aber nicht, dass ich schon früher von einer Nominierung ausgegangen wäre. Ich habe mich eigentlich immer auf Bayer und meine Leistung im Verein konzentriert und versucht, möglichst gut Fußball zu spielen. Durch Hoffen alleine ist schließlich noch niemand in die Nationalmannschaft gekommen. Außerdem muss man auch sagen, dass ich oft verletzt war und sich die Frage einer Nominierung deswegen meistens gar nicht gestellt hat.“ Im Jahr 2012 hat er sich mit zahlreichen Muskelverletzungen herumplagen müssen, weshalb er nicht explizit Eigenwerbung betreiben konnte. Er hat aus dieser Tatsache nun gelernt und nennt Vorkehrungen, die er nun trifft, um dies zukünftig zu verhindern: „Seuchenjahr trifft es ganz gut. Es kam einfach vieles zusammen. Und ich habe daraus gelernt. Ich mache jetzt zusätzliches Krafttraining für die Regionen, in denen ich meine Probleme hatte. Vor allem für den Rücken, aber auch für den Bauch und die Beine. Seit einem halben Jahr bin ich frei von größeren Problemen.“ Vielleicht auch deshalb zeigt er sich nun mit der relativ kurzfristigen Nominierung für die USA-Länderspielreise etwas überrascht: „Stimmt. Aber es war ja nicht davon auszugehen, dass Dortmund und Bayern ins Finale der Champions League einziehen würden.“ Und er fügt diesbezüglich hinzu: „Und natürlich habe ich mir Hoffnungen gemacht, wenn ich ehrlich bin. Aber fest damit gerechnet habe ich eben nicht. Deswegen hatte ich auch meinen Urlaub schon vorher gebucht.“

„Wir werden die USA nicht unterschätzen“
Am morgigen Sonntag steht das schwere Spiel gegen Gastgeber USA auf dem Programm. Über die Erwartungen an dieses Spiel kann er „DFB.de“ folgendes berichten: „Wir werden die Mannschaft nicht unterschätzen. Die USA spielen zu Hause, das Stadion wird voll sein. Gerade in diesem Spiel wird Jürgen Klinsmann seine Mannschaft voll motivieren. Einfach wird es also nicht. Im Idealfall legen wir wieder so los, wie in der ersten Habzeit gegen Ecuador. Persönlich hoffe ich natürlich, dass ich noch einen zweiten Einsatz bekomme. Das würde die Reise für mich abrunden.“
Einige besonders clevere Journalisten sind der Ansicht, dass die Debütanten keine echte Chance mehr erhalten werden, wenn die Leistungsträger von Borussia Dortmund, Bayern München und Real Madrid ins DFB-Team zurückkehren werden. Es gibt jedoch noch einige, wenige Kaderplätze, die sich unter anderem der hochveranlagte Sidney Sam greifen könnte. Es muss noch die kommende Spielzeit abgewartet werden, wo sämtliche Nationalmannschaftskandidaten ihre maximale Leistungsfähigkeit abrufen müssen, um tatsächlich eine realistische Chance auf weitere Nominierungen sich erhalten zu können.

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: DFB-Team; Nationalmannschaft; Sidney Sam
Datum: 01.06.2013 16:16 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-sidney-sam--„jetzt-nationalspieler-zu-sein--ist-etwas-aussergewoehnliches“-5754.html


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