Schweden: Frauen schön, Fußball hässlich

Viele männliche Fußballfans mit dem Sinn für das sprichwörtlich „schöne Geschlecht“ sind in diesen Tagen traurig und tief enttäuscht. Es hat auch sportliche Gründe. Genau genommen sorgt die sportliche Fehlleistungen der schwedischen Auswahlkicker dafür, dass viele hübsche weibliche „Schweden Happen“ im weiteren Turnierverlauf in Polen und der Ukraine durch Abwesenheit glänzen. Mit 2:3 hat Schweden das zweite Gruppenspiel gegen England verloren und muss nun die Heimreise nach der Vorrunde antreten.

Die optischen Reize der attraktiven schwedischen Anhänger konnten jedoch die spielerischen Defizite nicht kompensieren. Unkonzentriert und schwerfällig in der Abwehr und kreativarm und statisch im Offensivspiel. Die „Tre Krones“ agierten nicht EM-tauglich. Gegen die Ukraine und England zu verlieren, ist wahrlich kein Ruhmesblatt, denn diese beiden Gegner gelten nicht als die Fußball-Schwergewichte, die unschlagbar sind. Das Spiel ist zu sehr auf Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic zugeschnitten, der zuweilen arrogant und wenig mannschaftsdienlich auf dem Platz wirkt. Während er bei seinem Verein AC Mailand mit spielerisch starken Auftritten überzeugen kann, trabt er in der schwedischen Nationalmannschaft häufig lustlos über den Platz. Seine technische Brillanz und seine hohe Spielintelligenz ist häufig klar erkennbar. Seine Mitspieler haben seine Idee vom Fußball in der Nationalmannschaft noch nicht so richtig begriffen.

Der neutrale Beobachter zeigt sichtlich Mitgefühl, weil die Schweden, nicht nur wegen der Fans, als besonders sympathisch wirken. Doch es muss sich nun einiges ändern bei den Schweden, die relativ souverän die EM-Qualifikation absolviert haben. Bei der EM waren die Fans kreativ auf den Rängen. Auf dem Platz präsentierte sich das Team von Trainer Erik Hamren auffällig einfallslos und erschreckend harmlos im Spiel nach vorne. Die einzige gefährliche Waffe waren die altbekannten Standardsituationen. Gegen England führten die beiden Treffer über diese. Nun muss erst einmal aufgeräumt werden bei den Schweden, denn dieses Ausscheiden ist historisch.

Noch nie in der langen Geschichte ist man schon nach zwei Spielen gescheitert. Depression ist angesagt nach der schlechten Turnierleistung in der Verbandshistorie. Auch der ehemalige schwedische Volksheld Hamren ist mit seinem Latein spürbar am Ende. So rief er den Journalisten im Teamhotel Platium in Kiew zu: „Wenn ihr jemanden hängen wollt, hängt mich.“ Die wenig zimperliche Presse hat dies in Teilen zumindest schon getan. So schrieb das bekannte „Aftonbladet“ von „Hamrens Crash“. Ein wenig milder war hingegen die Zeitung „Dagens Nyheter“, die noch eine Bewährungsprobe forderte: „Gebt Hamren noch eine Chance!“
Der schwedische Fußballverband hat offenbar auf diese Zeitung gehört und hat Vertrauen. So erklärte Präsident Karl-Erik Nilsson dazu: „Das war nicht Hamrens Schuld. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er die Mannschaft zur nächsten WM führen wird.“ Die Enttäuschung ist nun riesig, weil die Leistungen schlecht waren und die taktische Fehler augenscheinlich gewesen sind. Trotzdem erklärt der Trainer selbstbewusst, dass es noch „Hoffnung für Schwedens Fußball“ gebe. Diese ist eng an Zlatan Ibrahimovic geknüpft.

Die Enttäuschung zeigte auch „Ibra“, der nach dem Spiel den Medienvertretern erklärte: „Das ist tragisch. Wir haben mehr gewagt und offensiver gespielt, hatten es nicht verdient, zu verlieren. Die Engländer gingen durch Andy Carroll in Führung, bis Olof Mellberg mit einem erzwungenen Eigentor durch Glen Johnson und einem schönen eigenem Kopfballtreffer mit 2:1 in Führung gingen. Walcott und Welbeck sorgten schließlich für den englischen 3:2 Sieg.
Der Milan-Stürmer Ibrahimovic kritisierte danach: „Fünf Gegentore in nur zwei Spielen – das ist zu viel. Und dann immer auf die gleiche Weise.“

Nun wird der Blick nach vorne gerichtet. In der bald beginnenden WM-Qualifikation mit Deutschland als Gruppengegner möchte er „wieder neu anfangen.“ Den Rücktritt erklären jedoch Anders Svensson (35), Christian Wilhemsson (32) und Olof Mellberg (34). Ibrahimovic appelliert an die Ehre, wenn er sagt, dass gegen Frankreich das Turnier „anständig zu Ende gebracht werden müsste.“ Auf die Frage was danach kommt, antwortet Hamren: „Ich glaube an unsere Art Fußball und daran, dass wir damit Erfolg haben werden.“ Mellberg pflichtet ihm bei: „Die Chance, die WM zu erreichen, ist groß. Das wird gut gehen. Wir haben viele Spieler, die noch einige Jahre vor sich haben, nur Anders und ich nicht...“ Ein eindeutiges Zeichen für Abschied.

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