Schalkes-Goretzka: „Wir wissen, dass wir noch viel an uns arbeiten müssen“


Im Frühjahr spielte Leon Goretzka noch mit dem VfL Bochum in der 2. Bundesliga gegen wenig illustre Vereine wie Jahn Regensburg, SV Sandhausen und dem VfR Aalen. Am Mittwoch konnte der hochveranlagte 18-Jährige sein Debüt auf der internationalen Bühne feiern. Beim Champions League-Qualifikationsspiel gegen PAOK Saloniki wurde er beim 1:1 in der heimischen Arena zwölf Spielminuten vor dem Schlusspfiff eingewechselt. Die Motivation ist beim Abiturienten enorm, dass er sich bald mit den besten Spielern von Europa messen kann. So erklärt er dazu gegenüber „DFB.de“ folgendes: „Nein, ich will in die Gruppenphase-Erst dann ist es richtige Champions League."

Schalkes-Goretzka: „Wir wissen, dass wir noch viel an uns arbeiten müssen“
Bild: dfb.de
"Die Leistung war gut, auch, wenn wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein können“

Über seine Befindlichkeit nach seinen ersten Minuten in der europäischen Königsklasse weiß er folgendes zu berichten: „Natürlich war es etwas Besonderes, als die Hymne gespielt wurde. Aber das richtige Champions-League-Feeling stellt sich wohl erst ein, wenn wir uns gegen PAOK Saloniki durchsetzen und Gruppenphase spielen.“ Das Unentschieden im Heimspiel ist gegen den griechischen Traditionsverein ganz gewiss zu wenig gewesen. Das Rückspiel am Dienstag sollte bestmöglichst siegreich gestaltet werden. Goretzka ist diesbezüglich jedoch guter Dinge, dass mit einer ähnlichen Leistung wie im Hinspiel der Einzug in die Champions League-Gruppenphase gelingen mag: „ Die Leistung war gut, auch, wenn wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein können. Aber wir haben gezeigt, dass wir PAOK schlagen können. Wenn wir diese Leistung noch einmal abrufen und unsere Chancen besser nutzen, bin ich guter Dinge.“ Und er nennt konkret Bereiche, die ihm auch von seinem Bankplatz aus durchaus gefallen haben: „In den letzten Partien hatten wir große Probleme, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und das Spiel zu dominieren. Das hat in der ersten Hälfte gut funktioniert. In der zweiten Halbzeit hat sich Saloniki besser auf uns eingestellt. Trotzdem schießen sie nur einmal gefährlich auf unser Tor und der ist drin. Das ist bitter.“

„Leider konnte ich nichts mehr bewegen, aber viel falsch gemacht, habe ich auch nicht“

Trotz seiner erst 18 Jahren tritt der Junioren-Nationalspieler selbstbewusst und souverän auf. Deshalb gab es bei ihm auch keine besonders ausgeprägte Aufregung, als er sein Debüt in solch einem wichtigen Spiel feiern durfte: „Nein, ich habe das als normales Spiel angesehen. Leider konnte ich nichts mehr bewegen, aber viel falsch gemacht, habe ich auch nicht.“ Durch massive Zuschauerausschreitungen in der Vergangenheit wird Gegner PAOK beim Rückspiel mit einem „Geisterspiel“ unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestraft. Goretzka hat dies als einen möglichen Vorteil für sein Team erkannt: „Man hat ja gesehen, was allein die 2000 Fans in unserer Arena für eine Stimmung gemacht haben. Insofern kann es ein Vorteil sein.“

Goretzke sieht kein Mentalitätsproblem bei Schalke

Die ersten beiden Bundesligaspiele liefen aus Schalker-Sicht maximal suboptimal. Dementsprechend groß war auch die Schalker-Erleichterung nach dem hochverdienten Führungstreffer. Über den enormen Druck, der vor diesem Spiel vorgeherrscht hat, kann Goretzka nun folgendes berichten: „Natürlich haben uns nach den ersten Spielen die Erfolgserlebnisse gefehlt, aber der Druck wurde eher durch die Medien aufgebaut. Nach der guten Vorbereitung wurden wir hochgejubelt, dann ging es schnell zurück auf den Boden. Die Wahrheit liegt dazwischen. Wir wissen, dass wir noch viel an uns arbeiten müssen. Aber mit der Leistung gegen PAOK sind wir auf dem richtigen Weg.“ Von einem oftmals zitierten „Mentalitätsproblem“ möchte Goretzka explizit auch nicht mehr allzu häufig sprechen, weil er dies nicht als möglichen Grund erkannt haben mag: „ Nein. Daran liegt es auch ganz sicher nicht. Das Mannschaftsgefüge und das Verhältnis zwischen Führungsspielern und jungen Spielern sind vollkommen okay. Natürlich ist die Stimmung gerade nicht ausgelassen, wir können die Ergebnisse ja nicht ausblenden. Aber ein Mentalitätsproblem haben wir ganz sicher nicht.“

„Wir haben nicht mehr den nötigen Mut, die nötige Aggressivität gezeigt“

Den Knackpunkt für die bislang keineswegs überragende Spielzeit hat der Youngster im ersten Spiel gegen den Hamburger SV erkannt, wo der van der Vaart-Elfmeter die negative Wende gebracht haben mag. Dazu kann er nun folgendes mitteilen: „Wir hatten eigentlich einen tollen Saisonstart, gehen nach ein paar Minuten 1:0 gegen den HSV in Führung. Kurz darauf bekommen wir direkt einen Elfmeter gegen uns. Seitdem war irgendwie der Wurm drin. Wir haben nicht mehr den nötigen Mut, die nötige Aggressivität gezeigt.“ Über seinen U17-Mitspieler Max Meyer kann er zum Startelfdebüt folgendes mitteilen: „Ich finde, Max hat ein tolles Spiel gezeigt. Ich war richtig stolz auf ihn. Er war bestimmt ein bisschen nervös, aber davon war auf dem Platz nichts zu spüren.“ Beim FC Schalke 04 ist die Tendenz klar erkennbar, dass in den letzten Jahren und auch in Zukunft wird vermehrt auf den eigenen Nachwuchs gesetzt. Diese Entwicklung hat auch Goretzka so registriert: „Ganz bestimmt. Die Berufung von Max hat mal wieder gezeigt, dass Schalke, dass Jens Keller den Mut haben, junge Talente einzusetzen. Das zeigt uns anderen, dass sich der Einsatz im Training lohnt. Wir haben eine Menge Spiele diese Saison, da werden wir alle auf unsere Einsatzminuten kommen.“

„Es hilft uns allen weiter, solch einen Spieler in der Mannschaft zu haben“

Mit dem von europäischen Großvereinen umworbenen Julian Draxler hat es sogar ein Schalker-Mittelfeldspieler bis in die deutsche Nationalmannschaft geschafft. Ein echtes Vorbild für den Teenager, wie er offen zugibt: „Stimmt. Er hat in seinen jungen Jahren schon viel erreicht. Er geht den Weg vor, den wir anderen jungen Spieler nachgehen wollen. Es hilft uns allen weiter, solch einen Spieler in der Mannschaft zu haben.“ Dieses Beispiel nennt er auch als einen mit entscheidenden Grund für seinen Wechsel zum FC Schalke 04: „Das hat mich sicher nicht davon abgehalten. Es war aber auch nicht der einzige Grund.“ Zugleich nennt er noch weitere Argumente, die für den Wechsel zum S04 gesprochen haben: „ Vor allem haben mich die Gespräche mit Horst Heldt und Jens Keller überzeugt. Außerdem kann ich in meinem gewohnten Umfeld bleiben. Ich mache das Abitur auf meiner Bochumer Schule, wohne weiterhin zuhause und fahre nur 20 Minuten zum Trainingsgelände.“

„Nur zum Trainieren bin ich aber auch nicht zu Schalke gewechselt“

Echte Komplikationen gab es bei Goretzka und seinem Wechsel zum FC Schalke 04 mit seinem Stammverein VfL Bochum, wo er sogar juristisch gegen vorgehen musste. Immerhin hat sich das Verhältnis zu seinem Ex-Verein wieder sichtlich entspannen können, wie er nun ehrlich einräumt: „Das lief leider gar nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Letztlich bin ich einfach froh, dass der Wechsel geklappt hat. Nun ist das Verhältnis auch wieder entspannt. Ich war in den letzten Tagen öfters mal im Verein und bei den alten Kollegen. Diese Sympathie geht nicht über Nacht verloren.“ Einen Stammplatz wie in Bochum kann er auf Schalke nicht vom ersten Tag an erwarten. Dies hat er auch wohlwissentlich einkalkuliert: „Natürlich. Ich kannte ja den Kader, der mit Nationalspielern gespickt ist. Nur zum Trainieren bin ich aber auch nicht zu Schalke gewechselt. Klar, will ich irgendwann auch mal von Anfang an spielen. Aber ich setze mich nicht unter Druck. Momentan bin ich mit meinen Einsätzen zufrieden.“ Ein ganz entscheidender Grund dafür ist sicherlich auch die Tatsache, dass auf seiner Position mit Nationalspielern wie Jermaine Jones, Roman Neustädter, Joel Matip oder auch einem hochveranlagten Marco Höger einige extrem starke Spieler um die beiden Plätze in der Startformation kämpfen. Einen erbitterten Konkurrenzkampf um die Plätze im defensiven Mittelfeld hat er jedoch keineswegs erkannt: „Innerhalb der Mannschaft ist das kein Thema. Wir verstehen uns alle gut und unterstützen uns. Am Ende muss der Trainer entscheiden, wer spielt. Ich kann ihm nur immer neue Argumente im Training liefern, sich für mich zu entscheiden.

„Es war eine besondere Ehre für mich, schon mit 18 Jahre in der deutschen U-Nationalmannschft zu debütieren“

Am Samstag gibt es das zweite Auswärtsspiel in der Bundesliga in Folge. Es geht zu den heimstarken Hannoveranern, die mit dem ehemaligen Schalke-Trainer Mirko Slomka aufwarten. Den ersten Saisonsieg fordert klar und deutlich Leon Goretzka, wenn er sagt: „Das ist eine gute Truppe, ganz klar. Wir müssen auf unsere verbesserte Leistung vom Qualispiel gegen Saloniki aufbauen und endlich mal drei Punkte holen. Da können wir auch auf Ex-Trainer keine Rücksicht nehmen.“ Über die Qualität seines Debüt für die U21-Nationalmannschaft hat er „DFB.de“ folgendes verraten: „Ähnlich gut wie auf Schalke. Es war eine besondere Ehre für mich, schon mit 18 Jahren in der höchsten deutschen U-Nationalmannschaft zu debütieren. Das Spiel gegen Frankreich hat viel Spaß gemacht und ich denke, dass wir eine richtig gute Mannschaft werden können.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Schalke 04, PAOK Saloniki, Leon Goretzka, Julian Draxler, VfL Bochum, Neustädter, Jermaine Jones
Datum: 24.08.2013 10:55 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-schalkes-goretzka--„wir-wissen--dass-wir-noch-viel-an-uns-arbeiten-muessen“-7129.html


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