Schalkes Benedikt Höwedes: „Wir brauchen einfach wieder ein Erfolgserlebnis“


Der überragende Derby-Sieg beim Erzrivalen Borussia Dortmund war das letzte große Highlight in der Bundesliga für den FC Schalke 04. Seitdem stürzte das Team von Trainer Huub Stevens von dem zweiten auf den vierten Tabellenplatz, womit derzeit die direkte Champions League-Qualifikation nicht möglich sein würde. Vier Bundesligaspiele in Serie ohne Sieg ist die längste siegfreie Zeit seit Stevens` zweiter Amtszeit bei den Schalkern. Nun geht es im heutigen Duell bei Montpellier HSC im Fernduell mit dem FC Arsenal London um den Gruppensieg. Der Überraschungsmeister aus Frankreich hat sich als schwächstes Team in der Gruppe B präsentiert und kann als durchaus schlagbar bezeichnet werden. Für FCS-Spielführer Benedikt Höwedes wird es sein 50. Europapokalspiel sein. Im Gespräch mit „DFB.de“ äußert er sich über seine Perspektive ebenso wie die Ambitionen seines Vereins in der jetzigen, schwierigen, sportlichen Situation.

Im jüngsten Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach gab es nur ein dürftiges 1:1-Unentschieden. Besonders spielerisch offenbarte das Team aus dem Ruhrpott noch Defizite, denn das einst prächtig funktionierende Kombinationsspiel der „Knappen“ geriet mächtig ins Stocken. Höwedes möchte die Partie gegen den Europa League-Teilnehmer keinesfalls schlecht reden: „Gegen Gladbach haben wir nicht schlecht gespielt. Die Mannschaft hat sich reingehauen und auch nach dem Rückstand alles versucht, um ein Tor zu machen, was uns ja noch gelungen ist. Drei Punkte wären uns natürlich deutlich lieber gewesen. Die hätten wir auch verdient gehabt, weil wir klar die bessere Mannschaft waren. Gladbach schießt über 90 Minuten nur einmal aufs Tor, wobei wir uns den Ball quasi wieder selber reinschießen.“
Besonders die Abschlussqualitäten sollten zukünftig deutlichst verbessert werden, da die teils schön herausgearbeiteten Möglichkeiten nicht in Tore umgemünzt werden konnten. Dieses Problem hat auch Höwedes erkannt: „Wir machen momentan die Tore nicht – das ist unser großes Manko. Wenn mal ein Ball reingeht, der normalerweise nicht reingeht, dann kommt auch wieder das Selbstvertrauen. Dann gelingen auch wieder mehr Aktionen. Und wenn man sich den Platz anguckt, der wirklich unter aller Kanone ist im Moment, da ist es auch normal, dass nicht jeder Pass zum Mann kommt und dass mal ein Ball verspringt.“
Auch die Aussage von Mitspieler Julian Draxler, dass sich bei dem einen oder anderen Spieler eine Verunsicherung bemerkbar macht, kann Höwedes bestätigen, wenn er gegenüber „DFB.de“ bekannt gegeben hat: „Das sehe ich auch so. Bei den Ergebnissen, die wir momentan erzielen, ist es klar, dass nicht jeder vor Selbstvertrauen strotzt. Aber wir versuchen trotzdem, uns in die Zweikämpfe reinzuhauen und gute Leistungen zu bringen. Wir brauchen einfach wieder ein Erfolgserlebnis.“ Durch diese Verunsicherung hat Höwedes auch den möglichen Fehler von Abwehrkollege Joel Matip erkannt, der das 0:1 durch die Gladbacher mit einem groben Fehler mitverantwortet hat: „Vielleicht war es auch ein bisschen Verunsicherung. Es ist schade, dass wir immer wieder so Fehler machen. So ein Ding haben wir vor dem 0:1 in Hamburg auch gehabt. Eigentlich entspricht das nicht unserer Qualität. Letzten Endes müssen wir diese Dinger, die wir momentan drin haben, als Mannschaft wieder ausgleichen.“
Nicht immer in dieser Spielzeit war Höwedes ein unumstrittener Führungsspieler, der diesen Anspruch auch verbal demonstrieren konnte. Seit dem völligen Auskurieren seiner Verletzung konnte er mit ansprechenden Leistungen wieder vorweg gehen. Über seinen Anspruch berichtet er: „Ich rede mit den Leuten und versuche, dass wir eine gute Stimmung in der Mannschaft haben. Aber vor allem versuche ich, die Jungs mit meiner Leistung auf dem Platz mitzureißen.“ Vermehrt thematisiert wurden zuletzt auch die eigenen Anhänger, die sich sehr kritisch mit der Leistung ihrer Mannschaft auseinandergesetzt haben. Auch gegen Borussia Mönchengladbach hat Höwedes diese Problematik der Unruhe bei den eigenen Zuschauern erkannt: „Man merkt schon, dass die Zuschauer schnell unruhig werden. Allein zur Halbzeit gegen Gladbach, obwohl wir bis dahin ein ordentliches Spiel gemacht haben. Wie gesagt: Wir haben einfach die Tore nicht gemacht. Wenn wir 2:0 führen, gibt es Applaus, wenn es 0:0 steht, kommen die ersten Pfiffe.“
Aufgefallen ist auch, dass Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar und Lewis Holtby ausgepfiffen worden sind. Beide Spieler haben in letzter Zeit mit möglichen Wechseln ins Ausland kokettiert. Für Höwedes ist das Verhalten der Anhängerschaft nicht nachvollziehbar: „Wir sind eine Mannschaft und da tut es keinem gut, ausgepfiffen zu werden. Wir verlieren zusammen und machen Fehler zusammen, aber wir gewinnen auch zusammen.“
Die Ausgeglichenheit im Bereich des Tore schießens möchte Höwedes weiter forcieren, da ansonsten der Druck zu sehr auf Huntelaar liegt, der in den letzten Bundesligaspielen seine enormen Qualitäten nicht mehr so eindrucksvoll demonstrieren konnte. Mehr Wille könnte sich auch als eine Lösung der Situation erweisen. Dies hat auch Höwedes erkannt: „Das ist nicht so gemeint, dass nur Klaas-Jan die Chancen vergibt. Ich glaube, dass ist ziemlich auf die Mannschaft verteilt. Vielleicht müssen wir ein bisschen torgeiler werden, manchmal fehlt auch das Quäntchen Glück. Das müssen wir uns wieder erarbeiten.“
Eine weitere Unsicherheit bringt definitiv das ständige Wechselspiel mit sich, wo Timo Hildebrand mit Lars Unnerstall regelmäßig die Position tauscht. Auch diese Personalie wird von Kritikern erwähnt, wenn es um die Unsicherheit im Schalker-Team geht: „Da möchte ich eigentlich nicht viel zu sagen. Lars ist auch ein guter Torhüter. Der Trainer hat sich gegen Gladbach so entschieden, weil Timo mehr Erfahrung mitbringt. Aber Lars hat seine Sache auch immer gut gemacht.“
Ein Sieg in der Champions League bei Montpellier würde das Selbstvertrauen auch für die restlichen Spiele in der Bundesliga und im DFB-Pokal merklich steigern. Besonders der Spielverlauf gegen Gladbach gibt Höwedes jedoch Mut, dass die mentale Verfassung erreicht ist, um in Montpellier den Gruppensieg perfekt zu machen: „Es hilft, dass wir das Spiel gegen Gladbach fast noch gedreht haben. Trotz der Unruhe im Stadion und trotz des Rückstandes sind wir noch zurückgekommen. Ich finde, das spricht für den Charakter dieser Mannschaft. Ich habe es schon erwähnt: Natürlich strotzen wir im Augenblick nicht vor Selbstvertrauen, weil wir nicht die Resultate mitbringen, aber das wird auch wieder kommen.“ Die klare Zielsetzung kommuniziert der deutsche Nationalspieler auch gegenüber „DFB.de“: „Fürs Gefühl ist es erstmal wichtig, dass wir im Achtelfinale stehen. Trotzdem wollen wir in Montpellier ein Erfolgserlebnis feiern und Gruppenerster werden.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Schalke 04; Höwedes; Holtby; Huntelaar; Stevens; Matip; Draxler; Montpellier HSC; Hildebrand; Unnerstall
Datum: 04.12.2012 17:13 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-schalkes-benedikt-hoewedes--„wir-brauchen-einfach-wieder-ein-erfolgserlebnis“-3092.html


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