Schalke-Manager Heldt fordert: „Wir müssen ein anderes Bewusstsein bekommen!


Die Fußball-Bundesliga biegt so langsam auf ihre Zielgeraden ein. Grund genug, damit Schalke-Manager Horst Heldt sich zu verschiedenen Themen äußert, die sich im Laufe der heißen Endphase ergeben haben. Vor allem das aufkommende Gerücht über einen möglichen Wechsel von Julian Draxler zum Erzrivalen Borussia Dortmund behandelt er verbal und macht zugleich deutlich, dass sein Team ein anderes Bewusstsein an den Tag legen muss.

„Es steht mir nicht zu, eine Moral-Debatte zu führen“
In den letzten Tagen ist vor allem die Diskussion um den Wechsel von Nationalspieler Mario Götze von Borussia Dortmund zum FC Bayern München aufgekommen. Ganz Fußball-Deutschland diskutierte über Sinn und Unsinn dieses Wechsels. S04-Manager Heldt versucht sich spürbar nicht den Mund zu verbrennen, wenn er im Gespräch mit der „Bild“ darauf angesprochen wird, ob dieser Wechsel denn moralisch vertretbar zu sein scheint: „Klar wird das Thema emotional begleitet. Aber es steht mir nicht zu, eine Moral-Debatte zu führen. Es ist ein Wechsel, der immer wieder vorkommt. Es gab eine Vertrags-Vereinbarung, unter dem ja einige Unterschriften standen. Da darf man sich nicht wundern, wenn diese Klausel greift.“ Eine Änderung bezüglich der Ausstiegsklauseln sieht er jedoch nicht unbedingt für angebracht, wie er an prominenten Beispielen veranschaulicht: „Die gibt es bei Schalke auch – wie überall. Auch Ronaldo oder Messi haben Ausstiegsklauseln bis zu 250 Millionen. Vielleicht gibt es auch da irgendeinen Verein, der das bezahlt.“

„Draxler fühlt sich wohl, ist das Gesicht von Schalke“
Fast logisch, dass auch die Personalie von Schalkes größtem Hoffnungsträger Julian Draxler behandelt wird, der jedoch nicht zum Verkauf steht, wie Horst Heldt einmal mehr unterstreicht: „Nein, es gibt keine Ausstiegsklausel und wir haben auch nicht vor, Julian am Ende der Saison zu verkaufen! Er fühlt sich wohl hier, ist das Gesicht von Schalke. Wir wollen ihn so lange wie möglich halten...“ Allerdings möchte der Finanzfachmann auch nicht gänzlich ausschließen, dass ab einer bestimmten Summe auch für den FC Schalke 04 bei Draxler die Schmerzgrenze erreicht sein könnte: „Wenn morgen einer kommt und bietet 100 Millionen, was sage ich dann? Man darf es Jule nicht übel nehmen, dass er es sich vorstellen kann, irgendwann bei seinem Traumverein in Spanien zu spielen. Wenn Barca oder Madrid kommen und 100 Millionen bieten, dann verschiebt sich die Sichtweise.“

„Julian Draxler identifiziert sich zu 1000 Prozent mit Schalke“
Sehr kurz angebunden präsentiert sich der clevere Heldt auch als er auf die Personalie von Julian Draxler angesprochen wird, der angeblich auf der Liste von Erzrivale Borussia Dortmund stehen soll: „Mir ist nichts davon bekannt. Das Einzige was mir bekannt ist, ist dass Julian Ur-Schalker ist...“ Über einen möglichen Wechsel zu den investitionsfreudigen Bayern ist ihm nichts bekannt. Er fügt auch hinzu, dass die Identifikation beim langjährigen „Knappen“ zum Verein besonders stark ausgeprägt ist: „Wo sollen denn die Spieler alle spielen bei den Bayern? Eines muss ich deutlich sagen: Julian identifiziert sich zu 1000 Prozent mit Schalke und wird das bis zum letzten Tag tun!“

Champions League-Qualifikationsplatz soll verteidigt werden
Vielmehr legt er den Fokus auf die sportlichen Belange, wo der FC Schalke 04 mit seinem extrem kostspieligen Kader fast schon dazu verpflichtet erscheint, dass zumindest der wichtige vierte Tabellenplatz, welcher zur Qualifikation für die Champions League berechtigt, am Saisonende belegt werden sollte. Er sagt jedoch auch die Unberechenbarkeit der folgenden Spiele voraus: „Ich hoffe, dass wir dann auf einem Platz stehen, der uns alle zufrieden stellt. Rang 4 wäre wünschenswert. Aber es sind noch vier Spiele, es kann noch viel passieren...“

Alle vier Spiele will Schalke nun gewinnen
Um tatsächlich diesen ungemein wichtigen Tabellenplatz belegen zu können, dürfen sich nicht mehr allzu viele Fehler erlaubt werden. Es sollten möglichst sämtliche vier Spiele noch gewonnen werden, damit das Saisonziel erreicht werden kann. Die unglücklich wie unnötige 0:1-Niederlage beim direkten Konkurrenten Eintracht Frankfurt hat für eine heftige emotionale Reaktion seitens Heldt gesorgt. Als Grund nannte er folgenden Aspekt: „Ich bin wie jeder Mensch und wie jeder Fan auch von Emotionen geleitet. Man versucht im Vorfeld, sich Gedanken zu machen, wie man dann auftritt. Aber es passiert immer mal, dass die Emotionen heraus brechen. Etwa eine halbe Stunde nach Abpfiff hat der Verstand wieder eingesetzt...“ Und er fordert vehement von seiner Mannschaft: „Wir müssen einfach das liefern, wozu wir in der Lage sind. Wir können‘s ja, haben viele gute Spiele und Ergebnisse abgeliefert.“

Heldt stellt die Charakterdebatte
Der meinungsstarke gebürtige Rheinländer stellt auch diesbezüglich die Charakterfrage, da häufig Begegnungen gegen deutlich schwächer besetzte Mannschaften verloren gegangen sind. Daher fordert er eine willensstarke Leistung seiner Mannschaft: „Es ist schon verständlich, dass es diese Charakterdebatte gibt. Denn aus Spielen wie in Frankfurt, in Nürnberg, in Hoffenheim, in Düsseldorf oder gegen Fürth zieht man die Erkenntnis, dass mehr drin gewesen wäre. Wenn der Gegner nicht besser ist, wir aber trotzdem nicht gewinnen, darf uns das nicht zufrieden stellen. Das ärgert mich. Wenn tatsächlich der Wille des Gegners über unsere Qualität siegt, müssen wir das am Ende der Saison diskutieren!“ Dennoch möchte er auch explizit nicht von einer charakterschwachen Schalker-Mannschaft sprechen: „Nein. Ich lege für die Truppe meine Hand ins Feuer. Es gibt immer mal Probleme, Diskussionen, andere Meinungen. Aber das ist auch gut so, wir wollen keine Ja-Sager.“

„Ich sage Ihnen: Macht den letzten Schritt, den letzten Push“
Klar macht Heldt jedoch auch, dass eine andere Einstellung an den Tag gelegt werden sollte. Es muss sich nach seiner Ansicht vieles ändern, damit zukünftig auch wieder Titel bei den „Königsblauen“ gefeiert werden können. Dennoch möchte er nicht alles schlecht machen, was in der Vergangenheit passiert ist: „Erst mal muss man ja sagen: Schalke hat in der Vergangenheit große Erfolge gefeiert: Die Euro-Fighter 1997, die Pokalsiege. In den letzten 10 Jahren war Schalke die zweit-erfolgreichste deutsche Mannschaft in Europa. Aber es gibt auch die Historie, dass das Greifbare unerreicht blieb. Es muss der nächste Schritt sein, das zu ändern! Wir müssen ein anderes Bewusstsein bekommen! Uns vor Augen führen, was möglich gewesen wäre, um die Zukunft besser zu gestalten.“ Und er macht deutlich, dass er gegenüber den Spielern diese Ansage auch persönlich tätigt: „Ja. Ich will Ihnen klar machen, dass sie sich nicht um die Früchte ihrer Arbeit bringen dürfen. Das wäre schade und fahrlässig. Ich sage Ihnen: Macht den letzten Schritt, den letzten Push. Schießt Tore, verteidigt ordentlich, sonst bringt ihr euch um den Lohn!“

Horst Heldt zeigt sich selbstkritisch
Sicherlich kommt Heldt dabei auch die eigene Profierfahrung zugute, da er in fast 20 Jahren als aktiver Profifußballer Höhen und Tiefen erlebt hat. Ehrlichkeit und eine ständige Motivation stellen für ihn zwei ganz wesentliche Erfolgsfaktoren dar: „Klar! Es kommt der Moment, wo man vor dem Spiegel steht und ehrlich zu sich selbst sein muss. Und es wäre schade, wenn man feststellen müsste: Es gab Phasen, wo ich mehr hätte erreichen können. Man muss alles mitnehmen wollen, was mitzunehmen ist.“ Selbstkritisch räumt er auch ein: „Ich bin zufrieden. Aber auch bei mir gab es Situationen, wo ich vieles hätte besser machen können.“ Um dies auch zu unterstreichen, liefert er ein äußerst anschauliches Beispiel, wo er sich hätte anders verhalten sollen: „Im Pokalfinale 1991 wurde ich vorm Elferschießen gefragt, ob ich schießen will. Ich war noch sehr jung, hatte Schiss. Wir haben verloren. Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wenn ich geschossen hätte.“ Um wieder einen Schwenk auf die aktuelle Situation zu lenken, wird Heldt von der „Bild“ gefragt, ob die von vielen Experten gepredigten spanischen Verhältnisse in der Bundesliga denn wirklich auch mittelfristig Bestand haben könnten. Für den Schalke-Mann ist hingegen klar, dass der FC Schalke 04 zukünftig auch das Führungsduo Bayern München und Borussia Dortmund angreifen kann, da das Potential bei den Königsblauen dafür definitiv ausreichend erscheint: „Das ist weiterhin unser Ziel. Und ich bin sicher, dass es irgendwann auch so kommen wird! Davon bin ich überzeugt! Wir dürfen diesen Traum nicht aus den Augen verlieren.“

Quelle: bild.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Schalke 04; Heldt; Draxler; Huntelaar; Götze
Datum: 26.04.2013 19:32 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-schalke-manager-heldt-fordert--„wir-muessen-ein-anderes-bewusstsein-bekommen--5195.html


Kommentare

Die Kommentar-Funktion wird momentan überarbeitet und ist in Kürze wieder verfügbar!

Für diese News ist leider noch kein Kommentar vorhanden.

Für den Inhalt des Kommentars ist der Autor verantwortlich. Die Kommentare spiegeln nicht die Meinung von 3-liga.com wieder.



Diese 3. Liga News könnten Sie ebenfalls interessieren


Demnächst bekommen Sie die News auch als Homepagetool für Ihre eigene Webseite.
Sie möchten auch News für 3-liga.com schreiben? Dann werden Sie Fan-News-Schreiber. Mehr Informationen dazu bekommen Sie hier.