Ronaldo siegt über „Cechien“

Seltsam kraftlos und uninspiriert wirkte Tschechien im ersten EM-Viertelfinale gegen Portugal. Der Kampf und die Leidenschaft aus den letzten beiden Vorrundenspielen gegen Griechenland und Polen wurde schmerzlich vermisst. Gegenwehr gab es in der 2. Hälfte kaum. Auch nicht nach dem 1:0 für die Portugiesen. Doch was könnten die Gründe sein?

Viele mögliche Ursachen könnten eine Rolle gespielt haben, dass das Team von Trainer Micha Bilek in der zweiten Halbzeit keine Torgefahr entwickeln konnten. Einige besonders kritische Journalisten wollten ein Konditionsproblem erkannt haben. Andere waren der Überzeugung, dass ein Mittelfeldregisseur wie Tomas Rosicky fehlt, der das Spiel dirigieren kann. Es fehlte sichtlich der Plan. Wenig Selbstvertrauen und ein Stürmer, der nur noch ein Schatten vergangener Tage gewesen ist. Die Mängelliste war groß bei einem Team, welches besonders in der 1. Halbzeit durch eine enorme taktische Flexibilität zu überzeugen wusste.

So gehörten die ersten Minuten des Spiels klar den Tschechen, die sehr aufwendig die Zweikämpfe annahmen und mit einer hohen taktischen Disziplin überzeugen konnten. Erste Halbchancen, durch Gebre Selassie herausgearbeitet und von Milan Baros fast vollendet, waren auf Seiten der „Bier-Republik“, die in den Bundesliga-Spielern Vaclav Pilar und Petr Jiracek ihre besten Feldspieler hatten. Weltklassetorhüter Petr Cech überstrahlte mal wieder alles, denn mit seiner Präsenz und seinen Paraden hielt er die tschechische Hoffnung noch am Leben. Beim Kopfballaufsetzer durch Cristiano Ronaldo hingegen hätte er mit einer schnelleren Reaktion den Ball über die Latte lenken können.

Ein wenig verwunderlich war, dass Nationaltrainer Bilek das gesamte Turnier an einem Milan Baros festgehalten hat, der kaum Torgefahr ausstrahlen konnte. Sehr unglücklich agierte der 30-jährige Stürmer von Galatasaray Istanbul, der nur noch eine Kopie der einstigen Glanzzeiten gewesen ist. Wahrscheinlich hat er selbst gemerkt, dass er keine große Hilfe für seine Nationalmannschaft mehr sein kann, weshalb nun publik wurde, dass er seinen Rücktritt erklärt hat. Dies konnte Verbandssprecher Jaroslav Kolar am heutigen Freitag gegenüber diversen Medienvertretern bestätigen. So sagte dieser: „Bary hat nach dem Spiel in der Kabine erklärt, dass er aufhört. Alle haben ihm für seinen elfjährigen Einsatz gedankt.“

Milan Baros ist ein großer Name im tschechischen Fußball im neuen Jahrtausend. Nach dem ehemaligen Dortmunder Jan Koller, der mit 55 Treffern Rekordtorschütze seines Teams ist, liegt er mit 41 Treffern in 93 Länderspielen auf dem zweiten Platz. Absolutes Highlight in seiner sportlichen Karriere ist unweigerlich die EM 2004 in Portugal gewesen, als er dort mit fünf Treffern Torschützenkönig werden konnte. Nur ein Jahr später gewann der ehemalige Spieler von Banik Ostrava die Champions League mit dem FC Liverpool. Dabei konnten die „Reds“ nach einem 0:3 Pausenrückstand noch einmal einen 3:3 Ausgleich herstellen, bevor im Elfmeterschießen gewonnen werden konnte.

Durch viele Verletzungsprobleme konnte der mittlerweile 30-jährige Baros nicht mehr an seine frühere Form anknüpfen. Bei Galatasaray mutierte er auch nur zum Reservisten, der häufig nur in den letzten Minuten eines Spiels eingewechselt worden ist. Künftig möchte er sich ausschließlich auf den Vereinsfußball konzentrieren und den Weg frei machen für vielversprechende Talente, wie Nürnbergs Stürmer Tomas Pekhart, der in der Bundesliga mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hat.

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