Portugal siegt trotz Ronaldo

Eigentlich ist die Rolle des Matchwinners immer Cristiano Ronaldo vorbehalten. Der 27-jährige Starstürmer von Portugal hat in der letzten Spielzeit für Real Madrid in 55 Pflichtspielen unglaubliche 60 Treffer erzielen können. In seiner gesamten Madrider Zeit traf er in 144 Spielen sogar 146 mal. Eine unglaubliche Quote im Verein, die er jedoch in der Nationalmannschaft bei Turnieren gänzlich schuldig geblieben ist. Auch beim Spiel gegen Dänemark stahl ihm der eingewechselte Varela die Show.

Sicherlich ist es immer wieder schön anzusehen, was der Fußball-Beau so demonstriert auf dem grünen Rasen. Die Effektivität ist jedoch noch stark ausbaufähig, auch wenn die optischen Reize die Damen und die fußballerischen Fertigkeiten die Männer sichtlich beeindruckt. Auch im alles entscheidenden Vorrundenspiel gegen Dänemark, wo nur ein Sieg noch realistische Chancen eröffnet hatte, zeigte der Offensivspieler eine tolle Technik, öffnende, präzise Pässe und eine enorme Präsenz vor dem Tor.

Die Nerven spielten ihm jedoch in zwei Situationen vor dem Tor einen Streich, als er völlig freistehend zuerst den Dänen-Keeper anschoss und dann zwei Meter neben das Tor schoss. Zwei glasklare Möglichkeiten, die das Spiel für die Portugiesen hätten längst entscheiden müssen. Vielleicht macht er sich zuviel Druck bei diesen großen Turnieren. Im Vereinsfußball hat er sich leistungsmäßig direkt hinter Lionel Messi eingeordnet. Bei ihm spielt die Galerie eine große Rolle, auch wenn die Effizienz anhand seiner beeindruckenden Trefferquote auch nicht zu kurz kommt. Irgendwie wirkt bei Ronaldo alles ein wenig gehemmt. Vielleicht ist es die Angst vor dem Versagen, die ihn spürbar lähmt. Genügend Selbstvertrauen müsste er eigentlich haben, aber der innerliche Druck verhindert dessen Ausprägung auf dem Platz.

Gegen Dänemark war Ronaldo überhaupt nicht wiederzuerkennen. Was sich schon gegen Deutschland andeutete, setzte sich gegen die tapferen Dänen weiter fort. Die Dribblings wirkten holprig, die Flanken ungenau und die Chancen wurden leichtfertig vergeben. Seine Stärken erwiesen sich als Schwachstellen. Er selbst proklamiert für sich immer, dass er seine Nationalmannschaft durch das Turnier führen will. Stets betont er, dass er mit Leistung vorangehen möchte. Diesmal stahl ihm allerdings der eingewechselt Silvestre Varela die Show mit seinem Treffer zum 3:2 wenige Augenblicke vor Spielende.

Das Deutschland-Spiel hat den Portugiesen noch mächtig in den Knochen gesteckt. Dies war nur allzu deutlich erkenntlich, denn die Anfangsminuten waren geprägt von unfassbaren Fehlpässen, unsauberen Ballannahmen und einer ausgeprägten Zweikampfschwäche. Erst nach den beiden Treffern blühte die „Seleccion“ wieder ein wenig auf, denn zuvor konnte man allein auf die Schwäche des nordischen Kontrahenten zählen.

Mit einem wuchtigen Kopfballtreffer ging das Spiel erst richtig los. So konnte Abwehrspieler Pepe nach einem Eckball für die Seinen erfolgreich sein. Nur gute zehn Minuten später konnte der bisher harmlose Angreifer Helder Postiga einen präzisen Flachpass von Offensivkollege Nani in den dänischen Maschen versenken. Normalerweise sollte solch eine 2:0 Führung scheinbar beruhigend sein, doch unerklärlicherweise sorgte Dänen-Bomber Nicklas Bendtner mit dem 1:2 Anschlusstreffer kurz vor der Pause für neue Unruhe bei den Südländern.
Das Spiel wurde auf beiden Seiten auch nach der Pause nicht gerade besser. Viele Ungenauigkeiten waren typisch für dieses wichtige Gruppenspiel. Ein Höhepunkt war sicherlich die Großchance von Ronaldo, der eine Vorentscheidung hätte herbeiführen können. Nach einer weiteren vergebenen Chance vom Dribbelkönig griff die altbekannte Fußballregel. Wer vorne keine Tore erzielt, der wird hinten bestraft. Genau so kam es auch, als abermals Bendtner mit seinem zweiten Kopfballtreffer die rund 10.000 Dänen im Stadion von Lemberg zum Jubeln bewegen konnte. Varela sorgte schließlich für den vielumjubelten Siegtreffer für die Portugiesen, die sich damit noch alle Optionen offen lassen.

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