Ottmar Hitzfeld nennt Gründe für den Abschied als Schweizer Nationaltraine


Seit Juli 2008 ist Ottmar Hizufeld als Nationaltrainer der Schweiz also nun tätig. Zuvor war er jahrelang erfolgreicher Bundesligatrainer bei den deutschen Spitzenvereinen Borussia Dortmund und Bayern München und konnte mit beiden Teams Deutsche Meisterschaften und jeweils einmal die Champions League gewinnen. Die Schweiz führte er zur WM 2010, wo er sensationell das Auftaktspiel gegen Spanien gewinnen konnte, die Vorrunde jedoch nicht überstand. Auch für das kommende Weltturnier in Brasilien hat er sich qualifizieren können. Im Gespräch mit der Schweizer Zeitung „Blick“ offenbart er nun die Gründe, warum er für viele Beteiligte etwas überraschend aufgehört hat.

Ottmar Hitzfeld nennt Gründe für den Abschied als Schweizer Nationaltraine
Bild: dfb.de
„Die körperlichen und mentalen Abnützungserscheinungen sind spürbar“

So nennt er vor allem auch körperliche und mentale Themen, die ihn zu diesem Schritt bewogen haben: „Irgendwann musste ich Klarheit schaffen. Ich hatte vor Jahren ein Burnout. Und in eine solche Situation will ich nicht mehr geraten. Die körperlichen und mentalen Abnützungserscheinungen sind spürbar.“ Und er kann sich auch noch ein Leben ohne Fußball vorstellen, wie er nun deutlich macht: „Was heisst Angst? Ich habe Respekt und möchte das Leben auch noch weiter geniessen. Im Vollbesitz meiner Kräfte. Man darf nichts überreizen.“

Hitzfeld und die Dankbarkeit für die Familie

Stets war seine Frau Beatrix eine sehr verlässliche Partnerin, die ein großer Rückhalt für den sensiblen Erfolgstrainer gewesen ist. Hitzfeld verrät nun, dass familiäre Gründe eine ganz elementare Rolle bei seiner Entscheidung gespielt haben: „Natürlich besprechen wir solche Dinge. Und sie steht auch hinter meiner Entscheidung. Das war immer so. Sonst wäre sie mit mir nicht 13 Mal umgezogen. Für meine Frau und für meinen Sohn ist ja ein solcher Job auch belastend. Sie leiden mit. Wenn sie so wollen: Die Liebe und Dankbarkeit meiner Familie gegenüber war sicher ein ganz wichtiger Faktor.“ Zugleich muss Hitzfeld jedoch auch erklären, dass dieser Stress für ihn doch gewaltiger sich aufgetan hat, als er vor seinem Engagement als Schweizer Nationaltrainer geglaubt hat: „ Der Stress ist auch als Nationaltrainer enorm. Man steht zwar nicht alle drei, vier Tage im Blickpunkt, aber trotzdem permanent unter Anspannung. Weil man auch in den Nati-Pausen gedanklich immer dabei ist. Und der Druck bei den Spielen ist grösser als bei einem Klub.“

„Man ist viel von Details und einzelnen Momenten und Aktionen abhängig“

Er begründet diese Sichtweise wie folgt: „Weil man viel mehr von Details und einzelnen Momenten und Aktionen abhängig ist. Man hat ganz wenige Spiele, kann selten etwas korrigieren. Darum bin ich froh, dass wir vier Tage nach dem 4:4 gegen Island die Chance zur Korrektur in Norwegen hatten. Wenn ich dieses Spiel ohnmächtig mit in eine vierwöchige Nati-Pause genommen hätte, wäre das ein Horror gewesen.“

Hitzfeld fällt wichtige Entscheidungen oft im Flugzeug

Ottmar Hitzfeld ist ein absoluter Gefühlsmensch. Dies wurde bei seinen emotionalen Abschieden nur allzu häufig deutlich. So verrät er „Blick“, dass über den Wolken im Flugzeug die Entscheidung über den Rücktritt als „Nati“-Trainer gefallen ist: „Im Flugzeug nach Albanien. Wenn man über den Wolken schwebt, ist die Freiheit grenzenlos. Da hat man Zeit. Ich habe schon andere wichtige Entscheidungen im Flugzeug getroffen.“ Und auch seine Absage für den Posten als deutscher Nationaltrainer hat er während eines Fluges entschieden: „Als ich im Jahr 2004 nach Portugal flog und die Möglichkeit hatte, deutscher Nationaltrainer zu werden. Da habe ich im Flugzeug entschieden, dieses Angebot abzulehnen. Auch das war ein Bauchentscheid über den Wolken.“

„Eine der schwierigsten Entscheidungen in meinem Leben“

Leicht ist ihm diese Entscheidung der Trennung nach dann sechs Jahren sicherlich nicht gefallen. Die Überlegungen hat er schon vorher angestellt, da er auch an seinen Nachfolger gedacht hat, wie er nun verraten hat: „Nein, die Tendenz, Schluss zu machen, gab es schon vorher. Ich bin nach der WM sechs Jahre dabei. Und ich gehe in einem wunderbaren Moment und übergebe meinem Nachfolger eine intakte Mannschaft mit glänzenden Perspektiven. Darum war es auch eine der schwierigsten Entscheidungen in meinem Leben.“

„Nicht nur fußballerisches Talent, sondern auch menschliche Qualität“

Trotz all der großen Erfolge ist Ottmar Hitzfeld vor allem auch Mensch geblieben. Dies hat er sich stets bewahren können. Große Freude zeigt er deshalb auch, dass seine Nationalspieler solch ein exzellentes Verhältnis zum Auswahltrainer aufbauen konnten: „Vor allem die Reaktionen der Spieler. Viele haben mich schon angerufen oder haben mir Nachrichten geschickt. Es zeigt, welches Vertrauensverhältnis in den letzten Jahren entstanden ist. Diese Gruppe hat nicht nur fussballerisches Talent, sondern auch menschliche Qualität. Sie ist in jeder Beziehung intakt.“

Quelle: blick.ch
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Ottmar Hitzfeld, Schweiz, Borussia Dortmund, Bayern München
Datum: 18.10.2013 09:08 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-ottmar-hitzfeld-nennt-gruende-fuer-den-abschied-als-schweizer-nationaltraine-8248.html


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