Ottmar Hitzfeld nach BVB-Champions League-Krimi: „Jetzt ist alles drin. Jürgen, das Finale naht!“


Zweifelsfrei wird dieses Spiel in die Fußball-Geschichtsbücher eingehen. Eines der dramatischsten Matches in der deutschen Sportgeschichte im Allgemeinen und von Borussia Dortmund im Speziellen. Ähnlich wie Manchester United anno 1999 im Champions League-Finale schaffte es der BVB mit zwei Treffern in der Nachspielzeit den nicht mehr für möglich gehaltenen Einzug ins Halbfinale der kontinentalen Königsklasse zu schaffen. Die knapp 66.000 Zuschauer im ausverkauften Signal-Iduna Park sorgten für einen Geräuschpegel, der dem eines Düsenjets-Starts ähnelte. Für diesen Verein könnte dieser Sieg auch finanziell der Durchbruch in neue Dimensionen bedeuten.

Ein Spiel für die Ewigkeit
Dieses Spiel ist eines für die Ewigkeit, an das man sich auch Jahrzehnte später noch erinnern kann. Nach dem 2:1-Führungstreffer für den FC Malaga kurz vor Schlusspfiff deutete eigentlich alles auf ein vorzeitiges Ausscheiden des BVB im Viertelfinale hin, bis Marco Reus und Felipe Santana in zwei Minuten für das vielumjubelte Weiterkommen sorgen konnten.

Klopp: „Das ist Wahnsinn“
3-liga-com Reporter Henning Klefisch hat nach dem Spiel die Stimmen der Beteiligten zusammengefasst. So hat sich gegenüber dem Fernsehsender Sky besonders Dortmunds-Trainer Jürgen Klopp dezidiert zu einigen Szenen zu Wort gemeldet. Besonders interessant, was er zu den letzten 70 Sekunden des Spiels gesagt hat: „Ich kann das nicht erklären, ich war da auch nur Beobachter. Das ist Wahnsinn. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt, haben unglaubliche Chancen liegen lassen. Das ist ein ganz, ganz großer Abend. Den werde ich ganz bestimmt nie vergessen.“

Klopp: „Wir haben heute zum ersten Mal Nerven gezeigt“
Und ehrlich räumt er ein, dass der Favoritendruck für sein Team nicht gerade einfach zu handeln gewesen ist: „Wir haben heute zum ersten Mal Nerven gezeigt. Ich habe uns ganz selten so wenig inspiriert spielen gesehen. Zu wenig Bewegung, die Jungs waren zu ungeduldig. Das hat das Spiel so entstehen lassen. Malaga verteidigt gut, aber wir waren auch leicht zu verteidigen in der ersten Halbzeit. Ganz ehrlich: Wenn wir heute rausgeflogen wären, wären wir rausgeflogen, weil wir nicht gut waren. Aber mit dieser Moral sind wir auch verdient weiter.“ Auch der Schlusspfiff war vielleicht der erlösendste Augenblick im gesamten Spiel, wenn man die Last-Minute-Treffer außen vor lässt: „Wir waren alle kurz vor dem Herzinfarkt. Wir sind irgendwohin losgerannt und waren nicht aufzuhalten. Das war bei der Meisterschaft nicht anders.“

Watzke: „Das war bisher der emotionalste Moment überhaupt“
Auch Dortmunds-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist die übermäßige Freude an diesem Spiel sichtlich anzumerken. So stellt dieses ganz spezielle Drehbuch auch für ihn ein Novum in seinem Leben dar: „Ich habe gedacht, ich hätte schon alles erlebt im Leben, aber so etwas noch nicht. Ich bin fix und fertig. Das ist unglaublich, unfassbar.“ Besonders die beiden letzten Treffer haben dafür sorgen können, dass die Emotionen bei ihm besonders stark ausgeprägt gewesen sind: „Auf einmal sprangen mir glaube ich 20 Leute in den Rücken, das war unglaublich. Das war bis jetzt glaube ich der emotionalste Moment überhaupt. So etwas kann man gar nicht beschreiben. Heute genießen wir natürlich diesen Moment, weil es ein großer Moment für uns ist.“ Gleichzeitig zeigt er auch sein Mitgefühl für das andalusische Team des FC Malaga: „Die Spanier tun mir wirklich leid. Die haben sehr gut gespielt und waren schon fast mit zwei Füßen im Halbfinale. Und jetzt sind wir drin...“

Zorc nennt Glück als Erfolgsfaktor
Seine Gefühle nur äußerst schwer beschreiben konnte BVB-Sportdirektor Michael Zorc, der auch die Tugend Glück ins Gespräch bringt. Gleichzeitig übt er auch ein wenig realistische Kritik an seinen Kickern: „Es ist auch jetzt noch schwer die Worte zu finden. Wir haben sicherlich heute am Ende viel Glück gehabt und vorher riesige Torchancen nicht genutzt. Das war sicherlich nicht unser bestes Spiel heute. Man hat uns schon die Anspannung angemerkt, weil Malaga taktisch überragend gespielt hat und uns das Leben sehr schwer gemacht hat. Aber am Ende haben wir glaube ich über beide Spiele verdient gewonnen.“

Weidenfeller: „Wir sind unheimlich stolz“
Sehr viel Realismus bewies auch Borussia-Keeper Roman Weidenfeller bei der Analyse dieser überaus komplizierten Situation im Spiel. Vor allem die mentale Kraft war nach seiner Ansicht ein wichtiges Erfolgselement in diesem Spiel: „In der Kabine war es natürlich sehr emotional. Wir haben uns unglaublich gefreut. Es wird erst in den nächsten Tagen durchsickern, was wir wirklich erreicht haben. Jetzt in diesem Moment, ist das ein unglaubliches Gefühl und wir sind unheimlich stolz. Für die Champions League haben wir heute eigentlich ein schlechtes Spiel absolviert. Wir waren nicht so in Form wie davor und haben viele Dinge vermissen lassen. Dennoch hat der Wille gesiegt.“

Hitzfeld wünscht sich deutsches Finale
Als vor nunmehr 15 Jahren Borussia Dortmund das letzte Mal ein Champions League-Halbfinale erreicht hat, war Ottmar Hitzfeld Sportdirektor beim BVB. Diesmal hat er als Sky-Experte gearbeitet und versucht in dieser Funktion diese Begegnung angemessen zu analysieren. Gleichzeitig drückt er auch seinen möglichen Halbfinalgegner im vermeintlichen deutsch-spanischen Halbfinale aus, wenn er erklärt: „Mir ist lieber, wenn Bayern und Dortmund gegen Real Madrid und Barcelona spielen könnten und dann sogar ein deutsches Finale möglich wäre. Das wäre fantastisch und würde dem deutschen Fußball nochmal Auftrieb geben. Und ich glaube auch, dass das von der Stärke her machbar ist.“

Hitzfeld: „Götze, Reus und Lewandowski waren Weltklasse“
Für den langjährigen Spitzentrainer und heutigen Schweizer Nationaltrainer Hitzfeld ist sogar die Finalteilname möglich: „Jürgen wird die Jungs auf den Boden zurückholen. Heute hat man ein Lehrgeld bezahlt und ein bisschen Nerven gezeigt - und am Ende trotzdem das Spiel noch gewonnen. Jetzt ist alles drin. Im Halbfinale hat man nichts mehr zu verlieren, ist nicht mehr Favorit. Jürgen, das Finale naht!“ Besonders beeindruckt hat ihn auch das Dortmunder Offensivtrio Mario Götze, Marco Reus und Robert Lewandowski: „Wie Lewandowski den Ball von Reus annimmt und über den Torwart schnibbelt war absolute Weltklasse. Das sieht so einfach aus, ist aber Weltklasse von allen Dreien: Götze, Reus und Lewandowski.“

Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Watzke; Zorc; Klopp; Lewandowski; Reus; Götze; Weidenfeller; Klopp; Borusssia Dortmund; FC Malaga; Champions League
Datum: 10.04.2013 14:02 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-ottmar-hitzfeld-nach-bvb-champions-league-krimi--„jetzt-ist-alles-drin--juergen--das-finale-naht-“-4912.html


Kommentare

Die Kommentar-Funktion wird momentan überarbeitet und ist in Kürze wieder verfügbar!

Für diese News ist leider noch kein Kommentar vorhanden.

Für den Inhalt des Kommentars ist der Autor verantwortlich. Die Kommentare spiegeln nicht die Meinung von 3-liga.com wieder.



Diese 3. Liga News könnten Sie ebenfalls interessieren


Demnächst bekommen Sie die News auch als Homepagetool für Ihre eigene Webseite.
Sie möchten auch News für 3-liga.com schreiben? Dann werden Sie Fan-News-Schreiber. Mehr Informationen dazu bekommen Sie hier.