Ottmar Hitzfeld freut sich auf die Ruhe nach dem Sturm


Für viele Trainernovizen ist Ottmar Hitzfeld einfach nur ein Vorbild. Sie orientieren sich an dem erfolgreichsten und einzigen deutschen Trainer, der mit zwei Teams der Bundesliga die Champions League gewinnen konnte. Nun ist der „Mister“ 65 Jahre alt geworden und spricht im Interview mit dem „Sportinformationsdienst“ nun über das nahende Ende als Schweizer Nationaltrainer, seine Zeit in der Bundesliga und den Abschluss seiner glorreichen Karriere, die Weltmeisterschaft in diesem Sommer in Brasilien.

Ottmar Hitzfeld freut sich auf die Ruhe nach dem Sturm
Bild: dfb.de
Ehrentag im Kreise seiner Familie

Die Heimat Lörrach und auch seine Familie ist ihm besonders wichtig. Hitzfeld war einer der wenigen Trainer, die offen über ihr Heimweh und die enge Beziehung zu seiner Familie gesprochen hat. Er war nie der Typ, der seine Ehrentage in warmen Gefilden mit großen Parties durchgeführt hat. Er verrät nun, wie er diesen runden Geburtstag feiert: „Wie immer im engsten Kreis meiner Familie. Ich mag das nicht, so ganz große Feiern zu machen mit unglaublich vielen Gästen, die es ja auch alle verdient hätten, eingeladen zu werden. Dann hat man keine Zeit für seine Gäste, das finde ich immer sehr schade. Ich feiere ganz bescheiden mit meiner Familie.“

„Ich habe richtige Entscheidungen getroffen mit der Wahl der Vereine“

Mit einer gehörigen Portion Stolz blickt er auf seine bisherige Karriere zurück, die von zahlreichen Erfolgen bei den beiden größten deutschen Spitzenklubs, in seiner Wahlheimat Schweiz und von einer Herzensangelegenheit geprägt gewesen ist. Nun zeigt er sich zufrieden, dass er wenig falsch gemacht hat in seiner abwechslungsreichen Karriere als Fußball-Trainer: „Jede Entscheidung, die ich getroffen habe, hat sich zum Glück als richtig herausgestellt. Das ist ein Geschenk des Himmels. Ich habe richtige Entscheidungen getroffen mit der Wahl der Vereine.“

„Ich wäre gerne mal Bundestrainer gewesen“

Dennoch trauert er einer kleinen Möglichkeit noch nach, denn die gesundheitliche Basis war für dieses Amt beileibe nicht gegeben. Es war das Amt als deutscher Nationaltrainer, das er in einer schweren Krise in der DFB-Historie hätte übernehmen können, aber nicht wollte, wie er nun deutlich zum Ausdruck gebracht hat: „Ich wäre gerne mal Bundestrainer gewesen, aber dazu war ich 2004 nicht in der Lage. Da war ich ausgebrannt, habe einen kleinen Burn-out gehabt. Es war damals die richtige Entscheidung, eine Pause zu machen. Jetzt als Schweizer Nationaltrainer nicht mehr auf der ganz großen Bühne zu sein, aber doch international dabei, war auch richtig. Dortmund, wo ich aus der Schweiz den Sprung gewagt habe zu einem Riesenklub, war auch ein Glücksfall für mich. Der Verein hat ja damals, 1991, mehr Trainer als Bundesligajahre gehabt.“

1995er Meisterschaft mit dem BVB der emotionalste Moment

Ein besonders emotionaler Moment war für Hitzfeld seine erste Deutsche Meisterschaft 1995 mit Borussia Dortmund, wo der BVB nach mehr als drei Jahrzehnten wieder diesen wichtigsten deutschen Titel erringen konnte. Er kann sich erinnern: „1995, die erste deutsche Meisterschaft mit Borussia Dortmund. Die Stimmung im Stadion war Gänsehaut-Atmosphäre. Als Bayern München gegen Werder Bremen das Tor schoss, ging es wie ein Lauffeuer durchs Stadion, so ein Raunen, da wusste man schon: Da ist etwas passiert. Wir haben gegen Hamburg gespielt und wurden Meister - da ging ein Traum in Erfüllung. Da musste ich mit den Tränen kämpfen.“

„Ein Highlight für mich, nochmals gegen Deutschland zu spielen“

Mit der Nationalmannschaft der Schweiz wird es bei der WM 2014 ein letztes Mal den Einsatz für Hitzfeld auf der großen Bühne des internationalen Fußballs kommen. Als gebürtiger Deutscher spekuliert er selbstverständlich auch auf ein Duell mit der deutschen Nationalmannschaft, welches im Viertelfinale stattfinden könnte. Er macht kein Geheimnis draus, dass es zweifelsfrei eine ganz besondere Partie für ihn sein wird: „Es wäre ein Highlight für mich, nochmals gegen Deutschland spielen zu können. Das Viertelfinale zu erreichen, wäre für uns, wie wenn Deutschland Weltmeister wird. Das wäre eine großartige Leistung meiner Mannschaft.“

Nach sechs Jahren als Nationaltrainer ist Hitzfelds Zeit abgelaufen

Nach diesem Weltturnier wird für Ottmar Hitzfeld die Trainerkarriere beendet sein. Er ist zufrieden, dass dies der Schlusspunkt in seiner aufregenden Karriere sein wird: „Wenn ich immer noch Trainer sein wollte, hätte ich weitergemacht bei der Schweiz. Die waren sehr enttäuscht, dass ich aufhöre. Aber ich bin dann schon sechs Jahre Nationaltrainer, dann ist meine Zeit abgelaufen.“

Weiterhin als TV-Experte dabei

Dennoch will er sich noch nicht vollends aus der Öffentlichkeit zurückziehen, da er als Experte weiterhin dem interessierten Publikum erhalten bleiben wird. Nun möchte er seine Priorität bei seiner Familie setzen, die in seiner aktiven Laufbahn allzu häufig auch vernachlässigt worden ist: „Ich arbeite noch für Sky, habe meine Werbepartner. Mir wird's nicht langweilig. Ich bin dann halt mehr Fan und Analytiker und nicht der Trainer, der am Ende den Kopf hinhalten muss. Ich bin 65 Jahre alt. Man weiß nie, wie alt man wird. Man muss auch an die Gesundheit denken, an die Familie, meine Frau und mein Sohn haben immer mitgelitten, die haben dann auch weniger Stress. Es gibt ein Leben nach dem Fußball.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Ottmar Hitzfeld, Schweiz, Borussia Dortmund, Brasilien, WM 2014
Datum: 12.01.2014 14:34 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-ottmar-hitzfeld-freut-sich-auf-die-ruhe-nach-dem-sturm-9992.html


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