Ottmar Hitzfeld: „Bayern und Dortmund traue ich den Champions League-Sieg zu“


Ottmar Hitzfeld ist im europäischen Fußball ein echter Begriff, denn der Fußballlehrer schaffte es, dass er mit zwei verschiedenen deutschen Vereinen die Champions League gewinnen konnte, womit er es in die Geschichtsbücher geschafft hat. Nun nimmt der 64-Jährige in einem Interview mit der Nachrichtenagentur „dpa“ ausführlich Stellung zu verschiedenen Themen und äußert sich konkret zu den Chancen von den drei deutschen Teams in der europäischen Königsklasse. Auch die deutsche Nationalmannschaft schätzt er enorm hoch ein.

Im Rückblick auf das abgelaufene Fußballjahr 2012 hat er besonders den EM-Titel von Spanien sehr hoch eingeschätzt, da es der Titelhattrick der Iberer gewesen ist und sich das Team von Nationaltrainer Vicente del Bosque als extrem druckresistent erwiesen hat: „International gesehen sicherlich der EM-Sieg Spaniens. Sie waren der Favorit, hatten den Druck, aber verstanden es trotzdem, sich für dieses herausragende Ziel zu motivieren. Den dritten großen Titel in Folge zu gewinnen, war einzigartig. Nennen möchte ich aber auch Lionel Messis Torrekord - wobei der für mich keine Überraschung war, sondern nur eine Frage der Zeit. Messi ist neben Pelé einer der größten Fußballer, die dieser Planet je hervorgebracht hat - und er wird immer noch besser. Dass er bei all dem Trubel und der öffentlichen Aufmerksamkeit, die ihn begleitet, so bodenständig bleibt, ist mindestens ebenso hoch einzuschätzen wie seine sportliche Leistung.“

Nach zwei titellosen Jahren, wo Borussia Dortmund die nationale Vormachtstellung des FC Bayern München unterbrochen hat, ist der Erfolgshunger beim deutschen Rekordmeister noch gewaltiger geworden. Zum souveränen Spitzenreiter von der Isar meint der Nationaltrainer der Schweiz: „Es war klar, dass es nicht dem Selbstverständnis des Vereins und der Spieler entsprechen würde, sich ein drittes Mal von Dortmund abhängen zu lassen. Diesen Hunger leben sie auf dem Platz gnadenlos aus. Aber sie profitieren auch davon, dass Dortmund gewisse Schwächen zeigt.“

Besonders Dortmund sieht er in der Pflicht, denn der amtierende Doublesieger hat in der Meisterschaft Punkte liegen lassen, die diesen gewaltigen Vorsprung begründen: „Läge Dortmund nur vier, fünf Punkte zurück - ich denke, dass dann auch bei den Bayern eine gewisse Nervosität und Angst vor Punktverlusten spürbar wäre. Doch der BVB hat - Zufall oder nicht - gerade vor den prestigeträchtigen Spielen in der Champions League gegen Real Madrid und Manchester City unnötig einige Punkte liegen gelassen. So können die Bayern quasi sorgenfrei ihre Aufgaben angehen.“

Die zwölf Punkte Vorsprung, die sich der FCB vor dem Ruhrpottverein erspielt hat, sollten nach Ansicht von Hitzfeld für die Meisterschaft des FC Bayern genügen, da vor allem die Art und Weise des Spielvortrags für ihn sichtbar beeindruckend gewesen ist: „Schon in der vergangenen Saison war es ein Wunder, wie sie acht Punkte noch aufgeholt haben. Und Bayern kommt dieses Jahr viel entschlossener und in positiver Weise wütender daher. Zwar kann man ihnen noch nicht zum Titel gratulieren und darf auch Leverkusen nicht übersehen - aber ich glaube sogar, dass die Bayern insgesamt keine zehn Punkte mehr abgeben werden.“

Die Bundesligavereine sind zweifelsfrei in Europa erstaunlich erfolgreich, denn sämtliche sieben Teilnehmer konnten die Gruppenphase überstehen. Sehr beachtlich auch das Auftreten der deutschen Starter in der Champions League, die allesamt die erste Phase als Gruppenerster abgeschlossen haben, was durchaus als ein Indiz für die Stärke der deutschen Teams zu erkennen ist. Über die sportlichen Perspektiven der deutschen Teams weiß Hitzfeld folgendes zu berichten: „Die Bundesliga ist so stark wie lange nicht im internationalen Vergleich. Natürlich hängt vieles von der Auslosung ab, wie lange man den ganz großen Kalibern aus dem Weg gehen kann, aber ich traue sowohl Dortmund als auch Bayern München den Sieg in der Champions League zu. Was der BVB in einer Gruppe mit Real und ManCity geleistet hat, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Es war wichtig zu zeigen, dass Borussia Dortmund eine deutsche Marke ist, die auch international mithalten kann. Der Verein hat wieder so viel Kraft wie 1997, und die aktuelle Mannschaft kann sogar noch stärker werden als die damalige. Und was die Breite des Kaders angeht, ist seit dem Sommer keine Mannschaft so stark besetzt wie Bayern München.“

Sein Nachfolger beim BVB, Jürgen Klopp, sieht er vor einer ganz großen Karriere stehen, da vor allem sein Spielstil eine echte Trainerleistung darstellt, wie der gebürtige Lörracher Hitzfeld bestätigt. Auf die Frage, ob Klopp auf dem Weg zu einem ganz großen Trainer ist, antwortet Hitzfeld: „Zweifellos ist er das. Er hat mit seiner jungen Mannschaft einen offensiven und aufregenden Stil geprägt, der ihn als Trainer in ganz Europa attraktiv macht.“

Ottmar Hitzfeld hat eine besondere Beziehung zu zwei Ländern. Zu Deutschland und der Schweiz, wo er als Spieler und Trainer große Erfolge feiern durfte und deshalb seit 2008 als Nationaltrainer fungiert. Bei der WM 2010 in Südafrika kam es trotz eines 1:0-Auftakterfolges über den amtierenden Europameister und späteren Weltmeister Spanien zum bitteren Ausscheiden in der Vorrunde. Für die EM 2012 in Polen und der Ukraine wurde sich gar nicht qualifiziert. Nun nimmt er gegenüber der „dpa“ Stellung zu den Chancen von Deutschland und Schweiz in der WM-Qualifikation für das Weltturnier 2014 in Brasilien: „Unser Start mit zehn Punkten aus den ersten vier Spielen war sehr wertvoll für uns. Wir sind in der glücklichen Situation, dass uns keine der ganz großen Nationen zugelost wurde. Aber das macht diese Gruppe auf Augenhöhe andererseits umso unberechenbarer. Bei Deutschland zweifle ich keine Sekunde an der direkten Qualifikation. Die Mannschaft spielt einen hervorragenden Fußball, Joachim Löw ist ein hervorragender Trainer - ihm fehlt nur eines: Er muss recht bald die Sehnsucht nach einem Titel von 82 Millionen Menschen und Hobby-Bundestrainern stillen.“

Quelle: dpa.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Ottmar Hitzfeld; FC Bayern München; Borussia Dortmund; Klopp; Löw; Champions League; Manchester City; Real Madrid
Datum: 30.12.2012 14:42 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-ottmar-hitzfeld--„bayern-und-dortmund-traue-ich-den-champions-league-sieg-zu“-3368.html


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