Mesut Özil: „Es liegt nur an uns“


Er ist der teuerste deutsche Fußballer und vielleicht auch der talentierteste. Mesut Özil ist vor wenigen Wochen erst von Real Madrid zum FC Arsenal London gewechselt. Zweifelsfrei war der Transfer des 24-jährigen Deutsch-Türken einer der aufregendsten Wechsel in dieser Transferperiode. Die ersten Wochen bei den „Gunners“ hat er sich sehr gut zurechtfinden können. Der feine Techniker hat mit seiner enormen Spielfreude auf sich aufmerksam machen können und möchte bereits am Freitag mit der deutschen Nationalmannschaft mit einem Heimsieg gegen Irland die WM-Qualifikation für das kommende Weltturnier in Brasilien sicherstellen. Irland soll möglichst deutlich geschlagen werden, sodass es am Dienstag in Stockholm gegen Schweden zu keinem Endspiel kommen wird. Im Gespräch mit „DFB.de“ nimmt der Mittelfeldspieler nun zu verschiedenen Themen ausführlich Stellung.

Mesut Özil: „Es liegt nur an uns“
Bild: dfb.de
Weiterhin SMS-und Telefonkontakt zu Ex-Spezi Sami Khedira

Bekanntlich haben sich die deutschen Nationalspieler am vergangenen Montag getroffen, um die Vorbereitungen für die anstehenden beiden Länderspiele aufzunehmen. Ebenso bekannt ist die Tatsache, dass Özil von 2010 bis diesen Sommer zusammen mit Sami Khedira beim spanischen Spitzenklub Real Madrid gespielt hat. Sie waren eng miteinander befreundet und haben sich gegenseitig bei der Eingewöhnung geholfen. Durch den Wechsel und die damit verbundene räumliche Distanz hat sich dies nun jedoch geändert. Özil macht deutlich, dass der persönliche Kontakt selbstverständlich nicht mehr so eng ist. Dafür bleiben die beiden jedoch durch andere Wege in ständigem Austausch, wie er verraten hat: „Es ist ja nicht so, dass wir keinen Kontakt mehr gehabt hätten, seit ich nicht mehr in Madrid bin. Wir haben uns weiter ausgetauscht, hatten über Mails, SMS und Telefonate immer viel Kontakt. Er wusste also, wie es mir in London geht - und ich, was er in Madrid erlebt. Aber natürlich ist der persönliche Kontakt dann noch mal etwas anderes. Deshalb habe ich mich sehr darauf gefreut, ihn in Düsseldorf zu treffen. Aber nicht nur ihn, auch die anderen Kollegen aus der Nationalmannschaft.“

„Ich weiß, was ich kann“

Große Lobeshymnen hat etwa sein Ex-Trainer Jose Mourinho auf Mesut Özil geschwungen, als er wie folgt zitiert worden ist: „Von Mesut gibt es keine Kopie, nicht mal eine schlechte." Diese Aussage macht einmal mehr deutlich, dass viele bei den „Königlichen“ den fußballerischen Künsten des gebürtigen Gelsenkircheners hinterher weinen, zumal es in der Meisterschaft sportlich maximal suboptimal läuft. Özil fühlt sich von solch einem Kompliment geschmeichelt, wenn er sagt: „Ich weiß, was ich kann. Und die Menschen, die mit mir arbeiten und gearbeitet haben, wissen das auch. Solche Komplimente freuen mich, sie schmeicheln mir. Ich will mich dafür auch bedanken. Aber ich benötige sie nicht, weil ich mein Selbstvertrauen nicht aus den Äußerungen anderer ziehe.“ Ganz anders hat offenbar die Meinung des neuen Madrider-Trainers Carlo Ancelotti ausgesehen, der offenbar nicht allzu viel von Özil gehalten hat. Nun freut sich der kleine Techniker hingegen auf die kommenden Aufgaben, wie er deutlich macht, wenn er sagt: „ Ich hatte in Madrid eine schöne Zeit, es waren drei tolle Jahre. Ich habe mich als Mensch und als Fußballer entwickelt, habe tolle Menschen kennengelernt und Freunde gewonnen. Aber sportlich ist dieses Kapitel geschlossen. Ich konzentriere mich einzig auf die neue Herausforderung bei Arsenal. Hier spüre ich das Vertrauen, das ich für mein Spiel benötige. Vom Trainer, aber auch von Mitspielern, Fans und dem gesamten Verein. Ich genieße das und versuche, mich mit meinen Leistungen dafür zu bedanken.“

„Ich habe die Hektik nicht als Stress empfunden“

Sehr spontan hat sich dieser Wechsel letztlich entwickelt, denn innerhalb weniger Tage gab es den Abschied aus Madrid, die Vorstellung in London und davor noch ein Länderspiel gegen die Färöer zu bewältigen. Über diese hektische Zeit berichtet Özil nun wie folgt: „Ich habe es nicht so empfunden, weil ich vieles ausgeblendet und mich einzig auf meine wichtigste Aufgabe konzentriert habe: Fußball spielen. Deswegen habe ich die Hektik nicht als Stress empfunden, sondern mich auf alles Neue gefreut. Neue Umgebung, neue Stadien, neue Mitspieler, neue Liga. Bislang kann ich sagen, dass ich mich bei Arsenal und in London total wohl fühle.“

„Bei Arsenal geht es sehr familiär zu“

Mit Lukas Podolski und Per Mertesacker und Serge Gnabry sowie Thomas Eisfeld stehen schon vier andere deutsche Spieler beim FC Arsenal unter Vertrag. Für Özil sicherlich eine klare Vereinfachung für die Eingewöhnung, wie er auch „DFB.de“ verraten hat: „Aus vielen Gründen ist dies für mich eine große Hilfe. Ich muss zugeben, dass es mit dem Englisch noch ein wenig hapert, daran muss ich auf jeden Fall arbeiten. Schon deswegen ist es für mich wichtig, dass bei Arsenal so viel Deutsch gesprochen wird. Gerade mit Lukas und Per habe ich ein sehr gutes Verhältnis, wir verstehen uns richtig gut. Die Jungs sind alle großartig, sie helfen mir und unterstützen mich wirklich fantastisch. Das gilt aber für das gesamte Team. Die Spieler bei Arsenal sind alle sehr locker, sie gehen auf mich zu, wir lachen viel und haben Spaß. Die Atmosphäre ist toll, jeder ist für jeden da, es geht sehr familiär zu. Ich kann wirklich nichts Negatives sagen.“

Schnelle Eingewöhnung hat geklappt

Über die Eingewöhnung in der englischen Hauptstadt hat Özil ebenfalls eine positive Meinung, wenn er sagt: „Wichtig war für mich, dass wir schnell in ein eigenes Haus gezogen sind. Mit dem Verein und der Nationalmannschaft verbringe ich ohnehin viel Zeit in Hotels, das wollte ich in London also schnell ändern. Deswegen habe ich gemeinsam mit meiner Freundin sehr intensiv gesucht, es hat sich gelohnt. Nach gut einer Woche haben wir ein Haus gefunden, in dem wir uns sehr wohl fühlen. Und über London muss ich nicht viel sagen - die Stadt ist einfach unglaublich. Das Angebot ist extrem vielfältig, es wird wirklich viel geboten. Bisher kann ich auch sagen, dass die Menschen dort die Privatsphäre respektieren, auch das genieße ich sehr.“ Sicherlich gibt es in England die altbekannte Problematik, dass der Linksverkehr für die Autofahrer auf Anhieb sehr kompliziert erscheint. Für Özil war dies jedoch nicht allzu schwer: „Ja, mittlerweile schon. Jedenfalls den Weg zum Training. So schwer ist mir die Umstellung nicht gefallen, ein paar Fahrten, und man hat sich daran gewöhnt. Meistens hat man ja auch ein anderes Auto vor sich, an dem man sich orientieren kann.“

„Singen war durchaus eine Herausforderung“

Beim FC Arsenal gibt es ein ganz bestimmtes Aufnahmeritual für die neuen Spieler. So werden die Neuzugänge dazu veranlasst, dass sie sich vor die Mannschaft stellen, um ein bekanntes Lied zu singen. Der etwas schüchtern daherkommende Özil sah dies durchaus als eine echte Herausforderung. Allerdings konnte er an den Reaktionen seiner Mitspieler danach erkennen, dass dieser Vortrag seinerseits nicht allzu schlecht gewesen sein mag: „Wenn ich singe, mag ich meine Stimme überhaupt nicht. Es war also durchaus eine Herausforderung, aber ja, ich habe es gemacht. Ich glaube nicht, dass meine Kollegen verstanden haben, was ich gesungen haben, aber: Sie haben mich gefeiert. Und ich war froh, dass ich das hinter mir hatte.“

Keine gravierenden Unterschiede zwischen Mourinho und Wenger

Bekanntlich hat sein Ex-Trainer Mourinho ihn überschwänglich gelobt. Auch Worte vom besten „Spielmacher der Welt“ sind von seiner Seite aus gefallen. Auch sein neuer Trainer Arsene Wenger hat sich in diversen Interviews sehr angetan von den Fähigkeiten des ehemaligen Bremers und Schalkers gezeigt. Große Unterschiede hat Özil zwischen diesen beiden Weltklassetrainern nicht erkennen können: „Es gibt Unterschiede, aber sie sind nicht gravierend. Wobei wir aktuell ohnehin durch die Englischen Wochen nur dosiert trainieren. Arsène Wenger steuert die Belastung, das macht er genau richtig.“

„Für mich ist die Premier League die stärkste Liga der Welt“

Einige Kritiker haben stark angezweifelt, ob Özil diesen körperlich deutlich anspruchsvolleren Fußball in England standhalten kann. Bisher hat sich Mesut Özil wunderbar auf diesen etwas anderen Fußball einstellen können und zeigt auch auf der „Insel“ seine großartigen, fußballerischen Fähigkeiten: „ Ich habe mich vorher auch gefragt, wie sich das entwickeln wird. Das System ist anders, man kann die Stärken und Fähigkeiten der Mitspieler noch nicht hundertprozentig einschätzen. Auch nicht die der Gegenspieler. Dass es so schnell so gut klappt, liegt auch an meinen Mitspielern: Sie suchen mich, sie vertrauen mir, sie geben mir die Bälle und sie gehen auf meine Ideen ein.“ Über die Unterschiede zwischen der spanischen Primera Division und der englischen Premier League kann er folgende Angaben machen: „ Für mich ist die Premier League die stärkste Liga der Welt. Schon bei meinen wenigen Spielen habe ich gemerkt, wie ausgeglichen die Liga ist. Das bedeutet, dass man in jedem Spiel immer voll gefordert wird, die Spiele sind sehr intensiv. Ich glaube, dass ich davon profitieren werde. Auffallend ist auch die Stimmung in den Stadien, die Unterstützung der Fans, auch der Auswärtsfans ist beeindruckend.“

„Den Druck mache ich mir hauptsächlich selbst“

Während er bekanntlich bei Real Madrid bei der geballten Ansammlung an Stars einer unter vielen gewesen ist, ist er beim FC Arsenal ein herausragender Akteur. Der damit verbundene Druck lähmt ihn jedoch keineswegs, da für ihn der Spaß eindeutig im Vordergrund steht: „Im Fußball empfinde ich generell sehr wenig Druck. Ich mache das, was mir am meisten Spaß macht und was ich am besten kann. Ich liebe meine Arbeit, deswegen freue ich mich einfach auf jedes Spiel und befasse mich nicht so sehr damit, was andere sagen oder schreiben. Den Druck, den ich habe, mache ich mir hauptsächlich selbst, weil ich von mir ein hohes Niveau erwarte. Aber mit diesem Druck kann ich sehr gut umgehen und alles andere sehr gut ausblenden.“ Von der englischen Meisterschaft möchte er nun jedoch noch nicht sprechen, da er den weiteren Saisonverlauf erst einmal abwarten möchte: „Vorsicht! Wir sind jetzt Erster, darüber freue ich mich. Aber wir wissen, dass die Saison noch sehr lang ist. Jetzt schon über die Meisterschaft zu reden, ist viel zu früh. Mehr als eine Momentaufnahme ist die aktuelle Tabelle nicht. Wir werden weiter konzentriert an jedes Spiel herangehen, werden versuchen, als Team noch besser zu werden. Wenn wir das schaffen, haben wir eine große Chance, viel zu erreichen. Dafür werde ich alles geben.“

„Wir werden am Freitag das Ticket für die WM in der Tasche haben“

Schon ein Remis im WM-Qualifikationsspiel am Freitag gegen Irland kann die Qualifikation für das anstehende Weltturnier in Brasilien bedeuten. Özil glaubt an die vorzeitige Qualifikation einen Spieltag vor dem letzten Spieltag: „ Es gibt genug Beispiele dafür, dass im Fußball wirklich alles passieren kann. Aber es liegt nur an uns. Wenn wir unsere Leistung bringen, wenn wir konzentriert in das Spiel gehen, dann wird nichts schiefgehen - und wir werden am Freitag das Ticket für die WM in der Tasche haben.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Deutschland, Mesut Özil, Sami Khedira, Irland, Schweden, Jose Mourinho, Carlo Ancelotto, Arsene Wenger, Lukas Podolski
Datum: 09.10.2013 12:17 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-mesut-oezil--„es-liegt-nur-an-uns“-8098.html


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