Matthias Sammer weiß: "Die Prüfungen kommen noch"

Die Kritik an Bayern Münchens-Sportvorstand Matthias Sammer war seit seinem Amtsantritt im Jahr 2012 gewaltig. Sprüche wie "Arroganz" und gleichzeitige "Biederkeit" prägten die wenig schmeichelhaften Beschreibungen des ehemaligen Dortmunder-Meistertrainers, der von Posten als DFB-Sportdirektor an die Säbener Straße gewechselt ist. Mit seiner feinen und zugleich klaren Rhetorik hat es Sammer immerhin schaffen können, dass er den Profis des FCB auch "in den Arsch treten" konnte.Selbst Bochum-Trainer Peter Neururer hatte harsche Kritik an der Sinnhaftigkeit von Sammers Engagement geäußert. Eine Eigenschaft, die sein Vorgänger Christian Nerlinger offenbar nicht gerade exzessiv ausgeübt hat, was ein Kündigungsgrund offenbar gewesen ist.

"Zimmerkollege Lothar Matthäus?Das war eine Schule fürs Leben"

Nun hat er in der "Munich Talk Night" versucht viele Vorurteile etwas gerade zu rücken. So hat der 45-Jährige, der oft so ernst und zuweilen auch unnahbar daherkommt, einige interessante Geschichten aus seinem Privatleben und seiner Kindheit dem Auditorium preisgegeben. So etwa auch die Tatsache, dass er "zwei Monate lang" seine ersten Adidas-Schuhe stets mit in sein Bett genommen hat. Über seinen ersten Kontakt mit seiner späteren Frau gibt er offen zu, dass er sie "am Anfang einfach total bescheuert" gefunden hat. Auch die Zeiten in der Nationalmannschaft waren ganz speziell, wenn er sagt: "Zimmerkollege Lothar Matthäus? Das war eine Schule fürs Leben."

"Ich habe mich bei Bayern ein-und unterzuordnen"

Mit fünf Titel in den jüngsten 14 Monaten seit seinem Amtsantritt hat der extrem ehrgeizige Sammer einen optimalen Start in neuer Funktion bei den Bayern erleben dürfen.Seine Aufgabe ist dabei sehr vielschichtig, denn er hat die klare Aufgabe, dass er Einfluss auf die Mannschaft nehmen muss, den Trainer zu schützen hat und zugleich Verbesserungen im Nachwuchs-und Scoutingbereich erwirken soll. Trotz dieses Anforderungsprofils scheint es immer noch der Fall zu sein, dass er seine Position offenbar noch nicht richtig gefunden hat. Er ist alles andere als selbstverliebt und eitel. Zu seiner Glatze steht er und macht kommuniziert selbstironisch über den raren Haarwuchs auf seinem Haupt. Auch ist es ihm "wurscht", wie groß sein Anteil an dem fünffachen Titelgewinn denn nun wirklich ist, denn gegenüber "Sport1.de" macht er deutlich: "Ich habe mich bei Bayern ein- und unterzuordnen." Ehrlich muss er auch einräumen: "Man muss erstmal seine Rolle finden." Er weiss auch, dass Aufsichtsratsboss Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge "seit 40 Jahren im Verein" wirken.

"Es entscheidet immer ein Gremium, nie einer allein"

Teamwork stellt bei Sammer eine ganz wichtige Komponente dar, denn:"Es entscheidet immer ein Gremium, nie einer allein." Es gilt jedoch auch als ein offenes Geheimnis, dass Uli Hoeneß bei der Guardiola-Verpfichtung als so genannter Bauchmensch einen gehörigen Anteil gehabt haben dürfte. Matthias Sammer hat einen gewaltigen Respekt vor dem Menschen Uli Hoeneß, aber auch vor seiner Lebensleistung. Trotz der großen Problematik rund um die Steueraffäre findet Sammer lobende Worte für seinen Chef: "Wir brauchen Uli Hoeneß ganz lange, er ist inhaltlich für den Verein ganz wichtig", erklärte Sammer: "Ich habe den großen Wunsch, dass es für ihn als Mensch positiv ausgeht." Diese Worte tun "Mr.Bayern München" ganz gewiss sichtbar gut, denn derzeit befindet sich der schwergewichtige Bayern-Präsident in einer juristischen Schwebesituation. Sogar eine Haftstrafe ist bei den kolpoltierten Summen nicht gänzlich auszuschließen. Für Sammer schien in der "Alten Konresshalle" auch folgendes absolut klar zu sein: "Der Supercup war extrem wichtig." Den rund 250 Zuschauern erklärte er das mögliche Erfolgsrezept vor dem finalen Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea: "Pep Guardiola hat die Seele der Mannschaft angesprochen." Dennoch weiß Sammer dennoch: "Die Prüfungen kommen noch."

"Die zwei Punkte, die wir in Freiburg liegen gelassen haben, ärgern uns"

Viele Bayern-Fans haben den Weggang von Erfolgstrainer Jupp Heynckes betrauert. Sammer ist vom spanischen Welttrainer jedoch absolut überzeugt, denn er weiß auch, dass es trotz der vierfachen Erfolge und der ansprechend verlaufenen neuen Saison noch weiteren Optmierungsbedarf beim deutschen Vorzeigeverein gibt. So macht er gegenüber der Mannschaft auch deutlich: "Wir müssen ein Stück weit unberechenbarer sein. Auch nach dem Champions-League-Finale sollten wir die ersten 20, 25 Minuten nicht vergessen." In der Anfangsphase dieses wichtigen Endspiels im globalen Klubfußball hat nämlich Kontrahent Borussia Dortmund dominiert und hätte ein bis zwei Treffer fast schon erzielen müssen. Auch das 1:1-Unentschieden beim SC Freiburg liegt ihm offenbar schwer im Magen: "Die zwei Punkte, die wir in Freiburg liegen gelassen haben, ärgern uns. Wir haben uns in der Stabilität nach hinten ein Stück weit verbessert, wir haben zu viele Chancen liegen gelassen, müssen die Tore machen."

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