Matthäus spricht Klartext über DFB-Elf


Lothar Matthäus gilt als ein Mann der klaren Worte. Früher war er ein Weltklassespieler auf dem Platz. Nun ist er zu einem Fan, aber gleichzeitig auch Mahner des DFB-Teams mutiert. Er nimmt gewiss kein Blatt vor den Mund. Vielleicht versucht er auch bewusst im Interview mit „Eurosport“ die Spieler anzustacheln. Um eine Blamage zu verhindern, die er bei der Europameisterschaft 2000 in Belgien und der Niederlande selbst miterleben musste. Mit peinlichen Vorstellungen scheiterte Deutschland bereits in der Vorrunde. Dieses traurige Kapitel in der Länderspielhistorie war zugleich auch der Anfang einer Nachwuchsförderung, deren Früchte der DFB nun ernten kann.

Matthäus macht sich intensiv Gedanken um die Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft. Zu den Chancen erklärt er auf „eurosport-yahoo.com“: „Das DFB-Team muss von Beginn an konzentriert auftreten. Am besten wäre gleich ein Sieg gegen Portugal, der dem Team zusätzliches Selbstvertrauen geben würde. Wenn die Mannschaft die Leistungen umsetzt, die sie in den vergangenen Jahren gezeigt hat, und die Spielfreude sowie diese Spielqualität an den Tag legt, dann sollte die schwere Gruppe B zu überstehen sein.“
Es ist nun einmal bekannt, dass eine EM qualitativ höher zu bewerten ist als eine Weltmeisterschaft. Das ist damit begründet, dass es keine Außenseiter aus Asien und Afrika gibt. Das sportliche Niveau ist in Europa am höchsten. Die Konzentration an starken Mannschaften enorm. Der 51-jährige Matthäus sieht dies ähnlich: „Eine Fußball-Europameisterschaft ist sportlich stärker besetzt als eine WM. Von daher kann man der Mannschaft bei so einem ausgeglichenen Turnier, bei dem die DFB-Elf sicherlich zum Favoritenkreis gehört, nur die Daumen drücken, dass sie auch das notwendige Glück hat. Dann ist vielleicht auch das Finale oder sogar der Titelgewinn drin.“
Bewusst versucht er „yahoo.com“ die Stärken anzuvertrauen, indem er preisgibt: „Ich sehe hauptsächlich Stärken. Vor allem in der Offensive. Mich beeindrucken die Spielfreude und die Erfahrung der Mannschaft – trotz der vielen jungen Spieler im Team. Aber die offensiven Spieler müssen auch mitarbeiten, immer wieder schnell umschalten und in der Defensive helfen.“
Definitiv war Matthäus einer der besten Abwehrspieler in Deutschland. Auch, wenn er sich nicht klar positionieren möchte, so hat er dennoch eine Meinung über den Problembereich der deutschen Nationalmannschaft. Einen Favoriten hat er auserkoren. Auch, wenn dieser im Auswahlteam sich bisher nicht gerade von seiner besten Seite präsentiert hat. Der Rekordnationalspieler bei „eurosport“ dazu: „Das ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen. Dafür ist der Trainer verantwortlich. Aber der beste Innenverteidiger, den wir momentan in Deutschland haben, ist Mats Hummels. Er hat in Dortmund eine überragende Saison gespielt. Hummels ist ein Spieler, der sowohl in der Defensive als auch im Spielaufbau seine Qualitäten hat. Wenn er in der Nationalmannschaft an seine Leistungen in der Bundesliga anknüpfen kann, wäre er bei mir in der Innenverteidigung gesetzt.“
Über die anderen Abwehrpositionen sagt er folgendes: „Ich würde meine Entscheidung von den letzten Trainingseinheiten abhängig machen. Ich denke aber, dass Holger Badstuber mit seinem linken Fuß in der Innenverteidigung einen leichten Vorteil hat. Hummels und Badstuber könnte ich mir gemeinsam vorstellen. Per Mertesacker ist zwar gesetzt und hat in der Nationalmannschaft immer seine Leistungen gebracht. Aber bei Arsenal war er lange Zeit verletzt.“
Sicherlich hat sich Matthäus den größten Teil seiner Karriere vornehmlich mit defensiven Aufgaben beschäftigt. Trotzdem macht er sich auch intensiv Gedanken um die deutsche Offensive: „Wir haben tolle Spieler in der Offensive. Das kann bei der EM ein großes Plus sein, weil der Bundestrainer die Qual der Wahl hat. Klose oder Gomez im Sturm? Dahinter Müller oder Götze? Podolski oder Reus? Deutschland hat das Glück, dass wirklich jede Position gleichwertig besetzt ist, so dass auch Özil, Müller oder Podolski die entscheidenden Tore machen können. Wir sind in der deutschen Nationalmannschaft nicht von Schweinsteiger abhängig. Alle sind ersetzbar.“
Kritisch merkt er an, dass Deutschland trotz der vielversprechenden Talente keinen echten Weltstar in seinen eigenen Reihen weiß. Auch dies ist ein markanter Unterschied im Vergleich zum heutigen Gegner Portugal, der in dieser Kategorie auf Cristiano Ronaldo zählen kann. Matthäus erklärt zu diesem Sachverhalt bei „yahoo.com“: „Bei Schweinsteiger muss man abwarten. Aber ich bin generell vorsichtig, wenn man sagt, dass ein Spieler ein Team zum Titel führen kann. Natürlich hat Özil seine Qualitäten, aber ebenso Sami Khedira im defensiven Mittelfeld. Außerdem hat Deutschland keinen echten Weltstar wie Lionel Messi, der wirklich den Unterschied ausmachen kann. Das DFB-Team ist auf allen Positionen stark besetzt. Selbst wenn sich Manuel Neuer im Tor verletzen würde, müsste man sich keine Sorgen machen. Da müssen sich andere Länder eher Gedanken machen.“
Bekanntermaßen ist Matthäus nun Trainer. Deshalb kann er auch die Arbeit von seinem nahezu gleichaltrigen Bundestrainer Joachim Löw seriös einschätzen, wenn er sagt: „Ich wünsche ihm und der gesamten Mannschaft den Titel. Denn ich denke, dass Löw in den letzten Jahren eine tolle Arbeit abgeliefert und den deutschen Fußball nach vorne gebracht hat. Wenn er von mir eine Schulnote bekommen würde, dann würde ich ihm eine 1+ geben.“

Quelle: www.eurosport.yahoo.com
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: DFB-Elf; DFB-Team; Löw; Matthäus
Datum: 09.06.2012 17:17 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-matthaeus-spricht-klartext-ueber-dfb-elf-1690.html
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