Mainz-Keeper Christian Wetklo: “Wir haben das Potential Schalke zu schlagen”


Christian Wetklo ist ein besonders emotionaler Torwart. Oft eckt er mit seinen Gesten und Aussagen an, doch darin zeigt sich vielmehr, wie leidenschaftlich der Torwart des FSV Mainz 05 seinem Job nachgeht. Vor dem heutigen DFB-Pokalachtelfinale beim FC Schalke 04 hat sich der 32-Jährige mit „DFB.de“ über seine Vergangenheit bei den „Knappen“ unterhalten. So ist es bekannt, dass Wetklo vier Jahre für die Königsblauen kickte und nur wenige Kilometer vom Parkstadion entfernt aufgewachsen ist.

Seither steht Wetklo seit über zwölf Spielzeiten im Tor der Mainzer und hat zwei Bundesliga-Aufstiege miterleben dürfen. Mit dem sechsten Tabellenplatz haben sie eine starke Hinrunde gespielt und erhoffen sich bei den angeschlagenen Schalkern nun den Einzug in das DFB-Pokal-Viertelfinale. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn Mainz befindet sich im Höhenflug, während der S04 kurz nach der Trennung von Huub Stevens eine schwere Phase durchmachen muss.
Die Emotionen werden für Wetklo bei diesem Match besonders stark ausgeprägt sein, denn aufgewachsen ist er im Gelsenkirchener Stadtteil Hassel. Über seine Kontakte in die alte Heimat berichtet er, dass viele Verwandte noch in dieser Gegend wohnen: „Die wohnen innerhalb einem Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Ob meine Eltern, mein Bruder, meine Schwester oder die Brüder von meiner Frau - die leben noch alle in Hassel.“ Über die Beziehung der Verwandtschaft zum heutigen Gegner weiß Wetklo zu berichten: „Die sind fast alle mit Herzblut dabei. Meine beiden Schwager haben auch eine Dauerkarte auf Schalke.“
Das Daumendrücken ist noch nicht klar und eindeutig definiert: „Der eine Schwager sagt immer, der Bessere soll gewinnen. Wenn Schalke aber um die Meisterschaft spielt, und wir Mainzer haben nichts mehr mit dem Abstieg zu tun, dann will er die Punkte natürlich auf Schalke behalten. Aber im Pokal ist er auch nicht traurig, wenn wir weiterkommen, weil er mich ja dann in der nächsten Runde sehen kann.“
Nicht nur aufgrund seiner Familie hat er stets besten Kontakt, was beim FC Schalke 04 los ist. Über die Trainerentlassung von Huub Stevens auf Schalke weiß er folgendes zu berichten: „Einfach ist die Aufgabe sowieso nicht. Ein Trainerwechsel zwei Tage vor dem Spiel soll auch ein Zeichen nach außen sein, dass der Verein die Reißleine gezogen hat - und um den Spielern ein Alibi wegzunehmen. Ob es wirklich eins war, kann ich nicht beurteilen.“ Klar scheint, dass wie eingangs erwähnt, Mainz mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen antreten wird, da die Hinrunde aus Sicht der Rheinhessen überaus erfolgreich verlaufen ist. Dies kann der meinungsfreudige Wetklo auch gegenüber „DFB.de“ bestätigen: „Sicherlich. Wir haben eine gute Hinrunde gespielt und 26 Punkte geholt. Die Schwere der Aufgabe ist uns bewusst, aber uns ist auch klar, dass wir nicht chancenlos sein werden.“
Die Gefühle für den Traditionsverein aus dem Ruhrpott haben sich nie besonders verändert, denn es hat sich viel getan. Bei Wetklo kommen sogar Heimatgefühle auf, wie er ehrlich einräumen muss: „Es ist immer ein sehr schönes Gefühl, nach Hause zurückzukehren. Als ich noch dort gespielt habe, wurde gerade angefangen, die Straßen drum herum anzulegen, um überhaupt die Arena bauen zu können. Wenn man das Gelände rund ums Parkstadion heute sieht, ist das schon ein Riesenfortschritt - damals gab es nur einen Aschenplatz und einen Rasenplatz für die Profis. Wenn ich dann noch in der Arena einlaufen darf, ist es sicher auch sehr emotional. Ich bin drei Kilometer vom Parkstadion entfernt aufgewachsen. Als kleiner Junge, im Alter von sechs Jahren, war ich mit meinem Vater zum ersten Mal dort. Da war es schon mein Traum, hier zu spielen.“
Im Hinspiel in der Bundesliga konnte Schalke Mainz mit 3:0 schlagen. Dabei konnte der Ex-Mainzer Lewis Holtby sogar mit einem Kopfballtreffer glänzen. An dieses Spiel erinnert er sich noch: „Aber wir müssen allgemein aufpassen. In dem Spiel waren wir die bessere Mannschaft und haben Schalke im eigenen Stadion spielerisch dominiert - das gelingt nicht vielen Mannschaften. Allerdings ist das brotlose Kunst, wenn man seine Chancen nicht nutzt und 0:3 verliert.“ Über die Siegchancen meint er: „Wir malen uns eine große Chance aufs Weiterkommen aus. Wir haben das Potenzial, Schalke zu schlagen.“
Zuletzt ist bei Schalke sehr auffällig gewesen, dass die Fans immer unruhiger geworden sind, wenn es sportlich nicht so gut gelaufen ist. Wetklo hat dafür eine Erklärung ausfindig gemacht: „Die Fans waren immer schon sehr leidenschaftlich. Schalke 04 bedeutet den Fans alles, sie verehren den Verein wie eine Religion. Deswegen sind die Fans auch emotional, wenn es einmal nicht so gut läuft. Aber das ist doch bei anderen großen Klubs ähnlich.“ Gleichzeitig sieht er in dieser Tatsache auch für Mainz eine realistische Chance: „Wenn wir auf Schalke gut spielen, und es steht noch 0:0, dann werden die Fans bestimmt nicht applaudieren. Wenn das Publikum vielleicht schnell ungeduldig wird, kann uns das in die Karten spielen.“
Im Juni 2013 wird der Vertrag von Wetklo beim FSV auslaufen. Mit dann 33 Jahren machen sich viele Profis Gedanken über ihr Karriereende. Auch bei Wetklo schein dies nicht ganz so abwegig. Dennoch sieht er das Leistungsprinzip an erster Stelle: „Solange, wie die Leistung stimmt und der Trainer und der Verein mich gerne haben wollen. Ich möchte nicht, dass man mich irgendwann vom Hof jagen muss. Ich hoffe, dass man weiter fair miteinander umgeht und ich irgendwann ein Zeichen bekomme, sollte ich in den Planungen keine Rolle mehr spielen.“ Und merkt an, dass er sich beim selbsternannten „Karnevalsverein“ sehr wohl fühlt, weshalb auch eine Verlängerung seines Kontraktes eine gute Möglichkeit darstellt: „Auf jeden Fall. So viele Möglichkeiten werden sich in meinem Alter auch nicht mehr ergeben.“
Bekanntlich schreibt der DFB-Pokal immer seine eigenen Geschichten. Über seine spannendste Pokalschlacht berichtet er im Gespräch mit „DFB.de“: „Die war 2001 mit den Mainzer Amateuren in der ersten Runde gegen Borussia Mönchengladbach. Als Oberligist haben wir den Bundesligisten in die Verlängerung gezwungen. Ich konnte als junger Spieler mit 21 Jahren einen großen Beitrag dazu leisten, dass es nach 120 Minuten noch 0:0 stand. Leider haben wir dann im Elfmeterschießen 2:4 verloren.“
Kleinere Bundesligamannschaften, wie der FSV Mainz sind auf die Pokaleinnahmen besonders angewiesen, da die Einnahmen beim relativ kleinen Stadion nicht vergleichbar mit denen der großen Traditionsvereine sind. In der abgelaufenen Spielzeit wurde im Achtelfinale beim Regionalligisten Holstein Kiel mit 0:2 verloren. Nun müssen noch drei Spiele bis zum DFB-Pokalfinale siegreich überstanden werden. Über seine Ziele mit dem FSV Mainz 05 berichtet er: „Den gab es schon immer. Deutscher Meister mit Mainz 05 zu werden, wird vermutlich immer schwer sein. Aber ein DFB-Pokalendspiel zu erreichen, das haben schon ganz andere vorgemacht. Einmal auf dem Platz ein Finale in Berlin erleben zu dürfen - das war schon immer ein Traum von mir. Dieses Ziel ist nicht unerreichbar.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FSV Mainz 05; Wetklo; FC Schalke 04; Stevens; Holtby; DFB-Pokal
Datum: 18.12.2012 16:15 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-mainz-keeper-christian-wetklo--“wir-haben-das-potential-schalke-zu-schlagen”-3263.html


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