Leverkusens Lars Bender warnt: „Wir müssen Konstanz reinbekommen“


Der Saisonstart von Bayer Leverkusen kann nicht unbedingt als Traumstart bezeichnet werden. Mit nur vier Zählern nach vier Begegnungen belegt man einen unzureichenden 12. Tabellenplatz, welcher von den ambitionierten Zielen des Europapokals enorm weit entfernt erscheint.

Auch in der Europa League gegen den ukrainischen Vertreter Metalis Charkow konnte nicht gewonnen werden, sodass man unter dem Bayer-Kreuz hofft, mit einem Sieg im heutigen Auswärtsspiel beim FC Augsburg sowohl das Punktekonto als auch das Selbstvertrauen vergrößern zu können. Im Gespräch mit „DFB.de“ äußert sich der deutsche Nationalspieler und Bayer-Spielführer Lars Bender zur aktuellen Situation in Leverkusen. Dabei spricht der eloquente gebürtige Bayer auch die brisanten Themen an, die als Problem beim Werksklub erkannt worden sind. Spielerisch bietet Bayer 04 durchaus ansehnlichen Fußball. Dies hat das Team des Trainerduos Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä gegen Charkow und vor allem im letzten Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach zuletzt hinlänglich bewiesen. Das große Manko ist die eklatante Chancenverwertung, die mit dem notwendigen Selbstvertrauen und der nötigen Konzentration schon in Kürze abgestellt werden soll.
Indirekt kann dies der meinungsfreudige Bender auch bestätigen, der die liegen gelassenen Punkte gegen den rheinischen Rivalen aus Mönchengladbach nachtrauert. Dazu ein enttäuschter Nationalspieler: „Wir haben definitiv zwei Punkte verloren. Im Vergleich zum Spiel in Dortmund haben wir eine gute Reaktion gezeigt. Wir waren nach dem 1:1 bis zur 90. Minuten spielbestimmend und waren in fast jeder Offensivaktion gefährlich. Leider hat es nicht für den Sieg gereicht.“ Die Defizite hat er bereits auch schon klar erkannt, wie er eingesteht: „Vielleicht müssen wir uns unsere Punkte noch härter erarbeiten. Aber nach dem Spiel in Dortmund haben wir gezeigt, dass Leben in unserer Truppe steckt und dass wir Charakter haben. Wenn wir so weiterspielen, können wir diese Woche noch einige Punkte holen.“
Auffällig und zugleich überaus lobenswert ist die Tatsache, dass Leverkusen sich zahlreiche Torchancen herausarbeitet. Findige Statistiker haben fast 30 Torschüsse in den letzten Spielen gezählt. Allerdings ist die Problematik bei vier erzielten Treffern auch relativ schnell ausgemacht. Eine klare Begründung für diese offensichtliche Schwäche hat er auch noch nicht eindeutig ausmachen können: „Das haben wir uns schon gegen Charkow gefragt. Wenn wir gegen Gladbach das Tor nicht fressen und in Führung gehen, läuft es vielleicht noch mal ganz anders. Vor dem Tor ist noch mehr Abgeklärtheit notwendig. Aber wenn irgendwann der Knoten platzt, hauen wir die Dinger auch wieder rein. Wichtig ist, dass wir die Chancen überhaupt haben.“
Der Sieg gegen Mönchengladbach war aus Leverkusener Sicht sehr nahe, da in der 70. Spielminute durch Schürrle ein Elfmeter an den Pfosten geschossen wurde. Somit blieb es letztlich beim 1:1 Unentschieden in diesem Derby. Dennoch sieht er sich nicht in der Position oder Verantwortung, dass er seinen Vereins- und Nationalmannschaftskollegen in irgendeiner Art und Weise aufmuntern muss. Er benennt noch andere Ursachen für den Verlust von zwei dringend benötigten Zählern: „Um Gottes Willen. Wir hatten noch genug andere Chancen - auch danach noch. Natürlich ist es im Eins-gegen-Eins oder bei Elfmetern immer eine Riesenchance. André hatte ihn halt schon verladen, schießt aber an den Pfosten. Mit ein bisschen Glück springt der Ball ins Zentrum zurück, und es steht einer von uns da.“
Fußball ist bekanntlich ein Ergebnissport. Dies weiß selbstverständlich auch der clevere Bender, der ehrlich konstatiert, dass dieser Saisonstart nicht für eine allgemeine Zufriedenheit sorgt: „Wir hatten uns gerade zum Start viel vorgenommen. Dann wurden wir in Frankfurt gleich kalt erwischt, haben eine Reaktion gegen Freiburg gezeigt, aber in Dortmund auch gleich wieder eine schlechte Leistung. Wichtig ist, dass wir nicht immer dieses Auf und Ab haben, sondern Konstanz reinbekommen.“
Ein mögliches „Rezept“ beim Tabellenletzten FC Augsburg hat er ebenfalls schon ausfindig gemacht. Dies hat er „DFB.de“ verraten: „Wir müssen auf jeden Fall alles abrufen. Für das Spiel heute bin ich absolut zuversichtlich. Wenn wir so eine Leistung wie gegen Gladbach öfter auf den Platz bringen, werden wir auch wieder die Punkte holen.“
Vor der Saison ist Bender vom ruhmreichen FC Bayern München heftigst umworben worden. Früher spielte Bender mehrere Jahre beim Lokalrivalen TSV 1860 München. Deshalb hat er auch noch persönliche Beziehungen in die Stadt, wo der chronisch ambitionierte FC Bayern derzeit einen Traumstart hingelegt hat. Auch dazu hat Bender eine Meinung: „Die Bayern haben nicht umsonst vor der Saison angekündigt, dass in diesem Jahr wieder mit ihnen zu rechnen sein wird. Sie haben einen richtig guten Lauf und sind schwer zu schlagen. Das hat man auch auf Schalke gesehen, wo es nicht so einfach ist zu gewinnen. Ich glaube, in diesem Jahr geht es nur über die Bayern. Sie sind ganz klarer Favorit auf den Meistertitel. Aber dahinter wird es wahrscheinlich spannender als im vergangenen Jahr.“
Bayer Leverkusen hat nicht ganz so hohe Ansprüche, wie der seit 2010 titellose FC Bayern. Die Saisonziele von Bayer 04 definiert Bender wie folgt: „Unser Ziel ist wieder das internationale Geschäft. Wir müssen abwarten, wo es im Laufe der Saison hingeht und ob wir irgendwann in Richtung Champions League schauen können. Im Moment brauchen wir darüber nicht zu reden.“
Nach seinem überaus wichtigen Siegtreffer im dritten EM-Gruppenspiel gegen Dänemark ist auch seine Bedeutung in der Nationalmannschaft eminent gestiegen. Sein Bruder Sven, der zuletzt verletzungsgeplagt gewesen ist, ist ein ähnlicher Spielertyp wie er und hat ähnlich hohe Ansprüche hinsichtlich einer möglichen Nationalmannschaftsnominierung. Dennoch ist Lars in Bezug auf seinen Zwillingsbruder ein wenig skeptisch, was eine nahe Auswahlkarriere betrifft: „Ich spiele grundsätzlich gerne mit Sven zusammen - egal, wo das ist. Natürlich ist es schwierig für ihn. Er hat jetzt wieder eine kleine Verletzung überstanden, aber von seiner Fitness nichts verloren. Er war enttäuscht, dass er gegen Hamburg nicht zum Einsatz kam. Er ist jung und ehrgeizig und wird sich wieder rankämpfen. Ich hoffe, dass wir in naher Zukunft wieder den einen oder anderen Einsatz beim DFB zusammen bekommen.“
Die große Stärke von Lars Bender ist zweifelsfrei seine Vielseitigkeit. Deshalb besitzt er bei Bundestrainer Joachim Löw auch ausgesprochen gute Karten, dass er seine Einsatzchancen erhält. Dennoch ist beim bescheidenen Allrounder erst einmal dezente Zurückhaltung geboten: „Ich kann nur versuchen, meine Chancen zu nutzen. Wenn ich zum Einsatz komme, versuche ich alles abzurufen und mich anzubieten. Im Endeffekt sind beim DFB viele gute Spieler vorhanden, gerade auf der Position im defensiven Mittelfeld. Das macht es natürlich schwierig. Aber ich bin noch jung und setze mich da nicht unnötig unter Druck.“
Nicht nur wegen seines Intellekts und seiner sozialen Kompetenz, sondern vor allem auch wegen seinen sportlich meist ansprechenden Leistungen ist Bender ein absoluter Führungsspieler. Deshalb geht er mit dem Amt als Spielführer bei Bayer Leverkusen sehr souverän um, auch weil er weiß, dass der etatmäßige Kapitän Simon Rolfes dieses Amt wegen einer derzeitigen Banknominierung nicht ausüben kann: „Nachdem ich letztes Jahr zum Stammspieler gereift bin und eine gute Runde gespielt habe, hatte ich vor dieser Saison den Anspruch an mich selbst, noch mal mehr Verantwortung zu übernehmen. Das zeigt auch das Vertrauen des Trainerteams, mir in so einem Spiel die Binde zu geben. Ich versuche, das mit Leistung und dem Führen der Mannschaft zu rechtfertigen.“

Quelle: dfb.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Bayer 04 Leverkusen; Schürrle; Bender; Lewandowski; Hyypiä
Datum: 26.09.2012 20:01 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-leverkusens-lars-bender-warnt--„wir-muessen-konstanz-reinbekommen“-2283.html


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