Köln am Abgrund


Einige Spieler des 1.FC Köln sollten in diesen Tagen mit hochrotem Kopf durch die Domstadt laufen. Der jüngst an die Öffentlichkeit gelangte Fall von einem betrunkenen Slawomir Peszko lässt viele Sympathisanten dieses rheinischen Traditionsvereins nur ungläubig mit dem Kopf schütteln.

Denn dies ist nur die Spitze des Eisbergs einer Entwicklung rund um den ersten Bundesliga-Meister, die höchst bedenklich ist. Es gibt soviele Probleme, dass selbst Michael Rensing am Samstagabend im Aktuellen Sportstudio um mehrere Stunden gebeten hat, um das gesamte Dilemma zu dokumentieren. Es brennt an allen Ecken und Enden. Da wäre vor allem die Kölner Führungsetage, die nach dem Ausscheiden von Overath, Glowacz und der Entlassung von Sportdirektor Volker Finke zurzeit fast schon handlungsunfähig erscheint. Auch wenn die neuen „starken Männer“ auf der Kölner Kommandobrücke willensstark und ideenreich zu seien scheinen, so muss vor allem in der Wirtschaft wieder mächtig Klinkenputzen betrieben werden. Wenn man vor allem bedenkt, dass sich zuletzt Hauptsponsor Rewe extrem kritisch über die jüngste Entwicklung geäußert hat.

Sportlich macht die Mannschaft schon seit einigen Wochen einen mitleidserregenden Eindruck. So bleibt trotz der Leistungssteigerung gegen Bremen auch weiterhin die Frage gegen wen der FC die notwendigen Punkte bis zum Klassenerhalt holen soll. 38 Zähler werden insgeheim vorausgesetzt, möchte man einen direkten Klassenerhalt erreichen. Auswärtssaufgaben in Mainz, Mönchengladbach und Freiburg stehen Heimpartien gegen Stuttgart und Bayern München entgegen. Viel schwerer hätte das Restprogramm eine bis ins letzte Mark verunsicherte Mannschaft nicht treffen können.

Dem Trainer Stale Solbakken scheint es an der notwendigen Autorität zu fehlen. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass eine vermeintliche Korsettstange wie Slawomir Peszko, der sich auch noch realistische EM-Chancen mit Polen machen kann, in der Ausnüchterungszelle mit 1,3 Promille Sonntagmorgen abgeholt werden muss. Damit wird das Bild vom Kölner Chaosklub weiter genüsslich gepflegt. Das fast die gesamte Saison nur ein Mal pro Tag trainiert wurde, macht die arbeitenden FC-Fans ein wenig stutzig.

Einen echten Kölner Fan blutet das Herz, wenn er sieht, mit welcher Berufseinstellung der ein oder andere Kölner Profi den Job beim 1.FC Köln nachgeht. Wenn die Spieler mit solch einer Leidenschaft und Begeisterung ihrem Job auf dem Spielfeld nachgehen würden, wie die FC-Fans, die auch auswärts ein wahres Stimmungsfeuerwerk abbrennen, dann hat der Geißbockklub sogar Europa-League-Chancen.

Spielerisch mangelt es an Vielem. Unkonzentriertheiten allenthalben, schlampiges Passspiel, aber auch grobe, taktische Defizite machen den FC zu einem mitleidserregenden Patienten der Liga. Der Verein schreitet mit Siebenmeilenstiefeln der Zweitklassigkeit entgegen. Die Frage bleibt, welcher Spieler, dem es am nötigen Kampfgeist in der Eliteklasse gefehlt hat, tut sich die Zweitklassigkeit an. Die beiden besten Kölner Spieler, die sich nach Kräften gewehrt haben, wie Michael Rensing und Lukas Podolski werden den Verein verlassen.

Zurzeit ist ihr Potential definitiv zu gut für einen 1.FC Köln, der nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Der Verein wird in der zweiten Bundesliga mit der Rolle des Gejagten zurechtkommen müssen. Dort wird die Mentalität entscheidend sein. Bei einem Schuldenstand von über 30 Millionen ist der direkte Wiederaufstieg fast schon eine Pflichtveranstaltung. Die Frage wird sein, inwieweit ein Kader zusammengestellt werden kann, der den Ansprüchen genügen kann. Die Losung wäre es eine perfekte Mischung aus jungen, talentierten Spielern und erfahrenen Spielern zu verpflichten. Die Jugendarbeit beim FC ist vorbildlich. Noch ist nicht alles vorbei. Alle wünschen sich sehnlichst, dass dieser tolle Verein weiterhin in der 1. Bundesliga spielen kann. Jedoch muss Kritik erlaubt sein nach vor allem in der Rückrunde desaströsen Leistungen.

Dass Vereine wie der FC Augsburg oder auch der SC Freiburg mit einem qualitativ minder talentierten Spielerkader mit deutlich besseren Leistungen das Ziel Klassenerhalt realistisch erscheinen lassen, lässt viele selbstbewusste FC-Fans in arge Selbstzweifel führen. Denn viele haben die Tradition, das Stadion und die leidenschaftlichen Fans vor Augen, die den Boden für eine erfolgreiche Zukunft bilden sollten. Leider reicht dies jedoch nicht aus, um all die Defizite, die seit der zweifelhaften Daum-Entlassung 1990 entstanden sind, zu kompensieren.

Für die Fans bleibt nur eine Frage: Was passiert mit dem 1.FC Köln?

Quelle: express.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: 1. FC Köln; Peszko; Podolski; Rensing
Datum: 09.04.2012 17:30 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-köln-am-abgrund-1402.html
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