Klefisch-Exklusiv: Sinn und Unsinn des Götze-Deals


Nun ist Mario Götze also von Borussia Dortmund zum FC Bayern München gewechselt. Nun gut mag der geneigte Fußball-Fan sagen: „So ist das Geschäft.“ Aber war dieser Wechsel letztlich nicht viel mehr als etwas Alltägliches. Selten zuvor ist ein Champions League-Halbfinale zwischen dem FC Bayern München und dem FC Barcelona so sehr in den Hintergrund getreten, wie an diesem Tag. Die stets bestens informierte „Bild-Zeitung“, die gewöhnlich auch zuerst mit der Leiche sprach, hat mal wieder das Patent für diesen spektakulären Transfer angemeldet. Nun wird von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen diskutiert, welche Sinnhaftigkeit dieser Wechsel denn so haben mag.

Ablenkung von Hoeneß-Schwarzgeldaffäre
Ungewöhnlich ist zumindest der Zeitpunkt. Durch diese schlagzeilenträchtige Verpflichtung des derzeit vielleicht talentiertesten deutschen Fußballspielers konnte der FC Bayern München nicht mehr im Mittelpunkt mit der Schwarz-Geld-Affäre von Präsident Uli Hoeneß stehen. Hinzu kommt die Tatsache, dass Borussia Dortmund sein wichtigstes Spiel auf dem internationalen Parkett seit 16 Jahren bestreiten muss. Gegen Real Madrid soll im Hinspiel im heimischen Signal-Iduna Park eine exzellente Ausgangsposition für das Rückspiel eine Woche später gelegt werden. Nun ist jedoch der Götze-Transfer das allumfassende Thema.

Härtesten Konkurrenten entscheidend geschwächt
Der stärkste Konkurrent des FCB ist mit der Verpflichtung von Götze nun bewusst geschwächt worden. Robert Lewandowski wird seinem kongenialen Offensivpartner diesen oder nächsten Sommer dann folgen. Soviel dürfte sicher sein. Nun geht es darum, ob dieser Transfer überhaupt sinnvoll erscheint. Sicherlich ist Götze ein 20-jähriger technisch begabter Offensivkünstler, der zweifelsfrei Züge von Weltklasse aufblitzen lässt. Zugleich soll der gebürtige Allgäuer auch der ausgesprochene Lieblingsspieler vom neuen Bayern-Trainer Pep Guardiola sein. Allerdings wird die Konkurrenz für den in Dortmund so gefeierten Nationalspieler in München gewaltig sein. Statt fünf Millionen Euro per annum, wie in Dortmund, soll er zukünftig sieben Millionen Euro in der Weißwurstmetropole verdienen.

Viel Konkurrenz für Götze
Wo soll Götze denn spielen? Die drei Offensivpositionen sind gewöhnlich von Spielern wie Franck Ribery, Arjen Robben, Thomas Müller, Toni Kroos oder Xherdan Shaqiri besetzt. Im Sturm rangeln Mario Mandzukic, Mario Gomez, Claudio Pizarro und bald auch noch Robert Lewandowski um den einzig freien Platz. Der Götze-Deal kann auch ein kleines Willkommensgeschenk der Bayern-Führung an den neuen Trainer Pep Guardiola sein, der ab Sommer die Nachfolge von Jupp Heynckes übernehmen wird und vom Spiel des kleinen Götze sehr angetan ist.

Dortmunder Erinnerung Mitte der 90er Jahre
Warum aber die jüngste Aussage des „chronischen Moralapostel“ Uli Hoeneß, der befürchtet, dass die Bundesliga allmählich langweilig wird. Womit er auch durchaus Recht hat, denn wenn der stärkste Konkurrent an seinen entscheidenden Schrauben geschwächt wird, kann sich auch keine ausgeglichene Bundesliga entwickeln. In den 90er Jahren wurden hochdotierte Angebote an einige Dortmunder-Stars versandt, damit das Dortmunder-Gehaltsfüge scheinbar explodierte. Die Konsequenz Mitte der Nuller-Jahre sind uns alle sicherlich noch bewusst. Leverkusen wurde mit den Abgängen von Ze Roberto, Ballack und Lucio an empfindlichen Stellen geschwächt. Ähnlich Bremen mit Frings, Schalke mit Neuer oder Stuttgart mit Gomez. Warum im Ausland shoppen gehen, wenn das Gute so nah ist. Grundsätzlich ist dies legitim. Dennoch sollte man nicht scheinheilig von drohenden spanischen Verhältnissen in der deutschen Eliteklasse sprechen, wenn man selbst für schottische sorgen will.

Gündogan sagt selbst dem FC Barcelona ab
Derzeit macht sich der FC Bayern München mit seinem Verhalten auf dem Transfermarkt und im Privatleben keine Freunde. Die einst hochgepriesene „Mia san Mia“-Mentalität schlägt in Arroganz um. Realistisch gesehen wird der FC Bayern München in den nächsten Jahren absolut dominant im deutschen Fußball sein. Für diese eklatante Langeweile und fehlende Herausforderung in der Bundesliga haben sie selbst dafür gesorgt. Der Beliebtheitsstatus wird in den nächsten Wochen und Monaten für den FC Bayern sicherlich nicht rapide in die Höhe steigen. Selbst der große FC Barcelona, der vom Prestige und Reiz noch eine Stufe über den Bayern steht, musste sich von Dortmunds Ilkay Gündogan eine Absage einhandeln. Götze wollte mehr Geld und mehr Ruhm. Sportlicher Erfolg wäre auch mit dieser Dortmunder Mannschaft möglich gewesen. Es war kein Zufall, dass zwei deutsche Meisterschaften, ein DFB-Pokalsieg und dieses Jahr zumindest eine Champions League-Halbfinalteilnahme von den BVB-Kickern erreicht wurden.

Quelle: Privat
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Götze; Boussia Dortmund; FC Bayern; Hoeneß; Gündogan
Datum: 23.04.2013 19:25 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-klefisch-exklusiv--sinn-und-unsinn-des-goetze-deals-5131.html


Kommentare

Die Kommentar-Funktion wird momentan überarbeitet und ist in Kürze wieder verfügbar!

Für diese News ist leider noch kein Kommentar vorhanden.

Für den Inhalt des Kommentars ist der Autor verantwortlich. Die Kommentare spiegeln nicht die Meinung von 3-liga.com wieder.



Diese 3. Liga News könnten Sie ebenfalls interessieren


Demnächst bekommen Sie die News auch als Homepagetool für Ihre eigene Webseite.
Sie möchten auch News für 3-liga.com schreiben? Dann werden Sie Fan-News-Schreiber. Mehr Informationen dazu bekommen Sie hier.