Klefisch-Exklusiv: Interview mit Erich Ribbeck, dem ehemaligen Bundestrainer Teil II


Heute gibt es Teil II des Interviews mit Erich Ribbeck. Er verrät in diesem Teil seine Meinung über die dritte Liga, dem 1. FC Köln und seinen Ex-Vereinen...

Wie intensiv ist der Kontakt zu ihren Ex-Vereinen?
„Da gibt es Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski sehe ich ab und zu dann sprechen wir über „alte Zeiten.. Die Eintracht war mein erster Verein. Da gibt es keine intensiven Kontakte. Zu Borussia Dortmund habe ich über Reinhard Rauball Kontakt. Wir sehen uns und telefonieren regelmäßig. Wenn ich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sehe, sprechen wir über unser Golfhandicap und weniger über Fußball. Franz Beckenbauer treffe ich häufiger. Zu ihm hat sich ein freundschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis entwickelt. Leverkusens Rudi Völler und Wolfgang Holzhäuser kenne ich noch aus früheren DFB-Zeiten. Wir hatten zuletzt ein Treffen zum 25-jährigen Jubiläum des UEFA-Pokalsieges. Ein Großteil der Spieler war anwesend, ein schöner Moment. Ich bin auch viel unterwegs und bin kein passionierter Stadiongänger.“

Wäre auch ein Zweitligist möglich gewesen?
„Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Ich war damals sehr jung. Als ich die Chance als Trainer erhalten habe, war ich gerade einmal 31 Jahre alt. Ich war damals noch im Schuldienst auf dem Gymnasium. Da habe ich mir schon überlegt, ob ich diesen Schritt wage. Ich habe mich dann beurlauben lassen und hab es dann gemacht. Ich habe es nicht bereut. Meine ganze Lebensplanung hat sich dadurch geändert. Insofern kann ich mich nicht beklagen. Überall war es schön. Ich möchte da nichts hervorheben. Als junger Trainer hat man ein völlig anderes Verhältnis zu den Spielern. Bei Frankfurt und Lautern waren einige Spieler noch gleichaltrig. Es war immer interessant. Damals hatten die Spieler wie Charly Körbel eine andere Einstellung zum Spiel. Heute geht es um viel mehr Geld. Der Druck ist noch höher. In Dresden mit Pacult und bei Schalke mit Jens Keller sind Trainerdiskussionen aufgekommen, die letztlich völlig unnötig gewesen sind. Als ehemaliger Trainer sage ich mir, dass dort irgendetwas nicht stimmen kann, wenn alles von einem gewonnenen Spiel abhängt, ob man der geeignete Trainer ist. Der Druck ist heutzutage so stark geworden, dass kaum ein Verein ruhigen Kopf bewahren kann.“

Was halten Sie von den Relegationsspielen respektive Aufstiegsspiele in die dritte Liga?
„Das Beste wäre sicherlich, wenn der Meister aufsteigen würde und es dazu noch zu einem Relegationsspiel kommen könnte. In der Bundesliga ist es so, dass die Europa League-Plätze bis Rang sieben gehen. Kurz danach beginnt häufig schon die Abstiegszone. Für die Spannung ist dies ideal. Wenn ich jedoch weiß, dass der Meister einer Liga nicht automatisch aufsteigen, sondern eventuell noch einmal scheitern kann, ist dies nicht zu verstehen. In den Regionalligen ist der Abstiegskampf häufig interessanter als der Aufstieg. Hoffentlich ist dies nur eine Übergangslösung.“

Wie betrachten Sie die 3. Liga? Viele Vereine haben massive finanzielle Probleme zuletzt gehabt.
„Bei Alemannia Aachen sind qualitativ hochwertige Spieler ausgebildet worden, die nun bei Bundesligisten tragende Rollen übernehmen. Dort sind meines Erachtens in gewissen Bereichen Fehler gemacht worden. Der Stadionbau hat sicherlich auch dazu beigetragen. Die Nachwuchsarbeit bei der Alemannia war definitiv hervorragend. Warum der VfL Osnabrück oder auch Arminia Bielefeld so massive finanzielle Probleme haben, weiß ich nicht.“

Wie würden Sie ihr Verhältnis zum 1. FC Köln beschreiben?
„Ich bin kein Prophet, der ein Patentrezept für eine mögliche Lösung der finanziellen Probleme des 1. FC Köln hat Auffallend ist, dass das Stadion immer voll ist. Die Atmosphäre ist wahrlich beeindruckend. Ich habe gelesen, dass im Mannschaftskader Spieler von 17 Nationen gewesen sind.
Ich hätte früher als Trainer nur schwer erfolgreich arbeiten können, wenn ich die einzelnen Spieler auch sprachlich und damit auch kommunikativ nicht erreiche. Das dauert ja ewig, bis einer richtig übersetzt hat. Das hat sich beim 1. FC Köln glücklicherweise in den vergangenen Jahren geändert. Aus den Medien weiß ich, wie schwierig die finanzielle Situation ist, auch bezüglich den Verhandlungen mit der Stadt wegen der Stadionmiete. Dies trägt natürlich nicht dazu bei jetzt positiv in die Zukunft zu schauen. Ich glaube schon, dass die Situation in Köln derzeit nicht ganz einfach ist. Als Verein hängt man letztlich immer von den Spielern ab, die man zur Verfügung hat. Ob die so gut sind, um sagen zu können, dass sie in der kommenden Saison aufsteigen können, glaube ich eher nicht.“

Sollte man beim 1. FC Köln vielleicht zukünftig mehr auf die eigenen Spieler setzen?
„Das ist in der heutigen Zeit, speziell in Köln, nicht immer so ganz einfach, weil die Erwartungen auch sehr hoch sind. In Freiburg oder Mainz, wo man etwas ruhiger arbeiten kann, ist dies sicherlich einfacher, weil dies schon über Jahrzehnte so funktioniert. Die Kölner waren stets mehr an Bayern München orientiert, als an Freiburg oder Mainz. Es ist immer einfacher, wenn man von unten nach oben kommt, als wenn man einmal oben gewesen ist und diesen Standard halten muss. Das ist bei vielen anderen Traditionsvereinen ähnlich gewesen. Ich drücke die Daumen, allein im Namen der zahlreichen FC-Fans. Beeindruckend, dass die Mannschaft des Öfteren nicht so gut gespielt hat und die Fans trotzdem hinter diesem Team stehen.“

Vielen Dank Herr Ribbeck für ein das ausführliche und offene Interview!

Quelle: Privat
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Erich Ribbeck; Ex-Bundestrainer; 1. FC Köln; Borussia Dortmund; Lewandowski; Völler; Hoeneß; Rummenigge
Datum: 11.06.2013 18:51 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-klefisch-exklusiv--interview-mit-erich-ribbeck--dem-ehemaligen-bundestrainer-teil-ii-5871.html


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