Karl-Heinz Rummenigge: „Besessenheit und Akribie beeindruckt mich bei Guardiola“


Irgendwie scheint der FC Bayern München zumindest gefühlt in einer eigenen Liga zu spielen. Auch wenn der Punkteabstand auf den Tabellenzweiten Bayer 04 Leverkusen gerade einmal vier Punkte beträgt, so scheint nach dem überragenden 7:0-Auswärtssieg des Deutschen Rekordmeisters beim SV Werder Bremen derzeit nichts gegen den alten und neuen Deutschen Meister FC Bayern München zu sprechen. Durch den überraschenden 1:0-Auswärtssieg der Werkself bei Borussia Dortmund wurde zwar die Herbstmeisterschaft für den FCB verpasst, doch das Selbstbewusstsein ist bei zehn Punkten vor dem wahrscheinlich ärgsten Rivalen Borussia Dortmund dennoch stark ausgeprägt. Im Gespräch mit „sport1.de“ hat sich nun Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge umfassend zu verschiedenen Themen geäußert.

Karl-Heinz Rummenigge: „Besessenheit und Akribie beeindruckt  mich bei Guardiola“
Bild: dfb.de
„Pep hat es geschafft, dass wir noch ein oder zwei Stufen nach oben gegangen sind“

Über den neuen Bayern-Trainer Pep Guardiola hat er ausschließlich lobende Worte gefunden, weil er die ohnehin schon gute Mannschaft noch weiter verbessern konnte: „Was mich bei ihm am meisten beeindruckt, ist diese Besessenheit und Akribie, mit der er im und am Fußball arbeitet. Das fasziniert mich total. Es ist kein Zufall, dass er beim FC Bayern München Erfolg hat. Alle haben ja nach dem Triple geglaubt, es kann nicht mehr so weiter gehen, es geht auf der Treppe vielleicht ein oder zwei Stufen wieder nach unten. Aber Pep hat es geschafft, dass wir noch ein oder zwei Stufen nach oben gegangen sind. Die Mannschaft ist noch stabiler geworden, spielt noch variantenreicher, ist auf ein noch höheres Niveau gekommen als in der letzten Saison. Das fasziniert mich an Pep. Wir sind wahnsinnig glücklich mit ihm. Er hat sich auch wunderbar hier eingelebt."

„Ein Teil des Neidfaktors, der in Deutschland existent ist“

Eine andere Meinung zeigt der 74er-Weltmeister hingegen in Bezug auf die Dominanz-Debatte, die Sportdirektor Matthias Sammer angestoßen hat: „Ich empfinde das ein Stück weit anders als Matthias Sammer. Er hat ja nach dem DFB-Pokalsieg in Augsburg seinem Herzen ein bisschen Luft gemacht. Ich habe zu ihm gesagt: Matthias, sieh es doch so: Ich empfinde das gar nicht als Kritik. Vielmehr als Bestätigung, wenn jemand sagt, wir seien zu dominant, als wenn einer sagt, wir müssten in der Europa League oder in sonst einer Veranstaltung spielen. Matthias, das ist ein Zeichen des Erfolges, der Qualität, die die Mannschaft, der Trainer, der ganze Klub jetzt hat. Es ist ein Teil des Neidfaktors, der in Deutschland existent ist."

„Matthias ist ein sehr emotionaler Mensch“

Nach den beiden Deutschen Meisterschaften von Borussia Dortmund in den Jahren 2011 und 2012 und besonders der DFB-Pokalfinaldemütigung mit einem 2:5 gegen den BVB wurde Christian Nerlinger durch den „chronischen Nörgler“ Matthias Sammer ersetzt. Rummenigge sieht darin nicht unbedingt einen Nachteil: „Matthias ist ein sehr emotionaler Mensch, der sich über die Dinge ärgert, wenn wir einmal nicht so gut spielen. Das ist aber in diesem Jahr fast gar nicht vorgekommen. Ich finde es nicht schlecht, und das habe ich ihm auch gesagt. Wenn man feststellt, dass in der eigenen Mannschaft oder bei wem auch immer im Umfeld der Schlendrian reinkäme, dann muss man dazwischenhauen. Aber diese Gefahr sehe ich im Moment überhaupt nicht."

„Der BVB wird auch international mit allergrößtem Respekt gesehen“

In den nächsten Jahren läuft vieles darauf hinaus, dass Borussia Dortmund der große Rivale für den FC Bayern München sein wird. Derzeit erlebt der BVB eine schwierige Phase. Rummenigge äußert sich sehr positiv über den großen deutschen Konkurrenten: „Mir gefällt das Dortmunder-Modell. Die haben mit einem sehr guten Trainer, mit einer klugen Philosophie, mit einem klugen Management den Turn-Around geschafft. Dortmund spielt nicht nur in der Bundesliga eine große Rolle, sondern der BVB wird auch international mit allergrößtem Respekt gesehen. Das ist der Beweis, dass man mit sehr guter und sehr harter Arbeit auch nach oben kommen kann. Und was mir auch sehr gut gefällt: Dortmund ist von den finanziellen Möglichkeiten viel geringer zu bewerten als Standorte wie Hamburg, Berlin oder Frankfurt. Und dennoch hat man es in Dortmund geschafft, nach ganz oben zu kommen. Das ist der Beweis, mit guter, kluger Arbeit nach oben zu kommen. Der FC Bayern München hat großen Respekt vor Borussia Dortmund."

„Es ist im Moment nicht einfach, gegen den FC Bayern zu spielen“

Viele unsaubere Zweikämpfe sind in den vergangenen Spielen gegen die Spieler des FC Bayern München geführt worden. Dies war auch ein Grund für die eine oder andere Verletzung der Bayern-Spieler. Der Bayern-Funktionär hat auch diese Problematik bereits erkennen können: „Man muss jetzt ein Stück aufpassen, dass der Gegner im Moment nicht über die Härte vielleicht irgendwelche Dinge ausgleichen will, die ihm technisch oder taktisch nicht möglich sind. Es ist im Moment nicht einfach, gegen den FC Bayern zu spielen. Pep ist es gelungen, diese Mannschaft noch ein Stück weiter nach oben zu bringen. Das ist nicht einfach. Durch Laufarbeit und Kampf - und eben leider auch durch sehr große Härte - wollen dies die anderen Mannschaften ausgleichen."

„Wir sind auf dem Weg zu englischen Verhältnissen“

Insgesamt haben einige Beobachter der Bundesliga Angst, dass die Einseitigkeit zunehmen wird. Rummenigge blickt jedoch entspannt auf die Zukunft der deutschen Eliteklasse: „Wir haben in der Bundesliga einen Fakt, dass drei Mannschaften – und das hatten wir lange nicht mehr – vorne spielen. Wir haben keine schottischen, keine spanischen Verhältnisse. Wir sind auf dem Weg zu englischen Verhältnissen. Und das kann die Bundesliga-Konkurrenz doch entspannt angehen."

„Ich wünsche mir, dass die Geschicht gut für Uli ausgeht“

Zuletzt kam Bayern-Präsident Uli Hoeneß durch die Steueraffäre immer stärker in die Kritik. Der FC Bayern München hält auch in schwierigen Zeiten zu seinen Mitarbeitern, wie Rummenigge seinem Freund zusichert: „Ich habe immer daran geglaubt, dass dieser Klub etwas ganz Besonderes ist. Und dass er da ist, wenn jemand Hilfe braucht. Das war aber auch schon früher so. Siehe Gerd Müller. Dieser Klub steht wie eine Wand hinter dir. Es war beeindruckend, wie sich der Aufsichtsrat zu ihm bekannt hat. Und dann diese Hauptversammlung. Ich habe ja selbst schon viele miterlebt, aber solch eine Emotionalität, solch eine Zuneigung habe ich noch nie erlebt. Da sind ihm die Tränen gekommen, und auch ich musste da mit den Tränen kämpfen. Ich wünsche mir, dass die Geschichte gut für ihn ausgeht."

Quelle: sport1.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: Karl Heinz Rummenigge, FC Bayern München, 1. Bundesliga, Champions League, Borussia Dortmund, Uli Hoeneß
Datum: 10.12.2013 13:05 Uhr
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