Kahn verteidigt Schweinsteiger gegen aufkommende Kritik


Immer wieder bringen Ex-Fußballprofis als so genannte Experten durch medial getätigte Aussagen Unruhe für den FC Bayern München. Erst war es Lothar Matthäus, der die Lewandowski-Spekulationen befeuerte. Nun Olaf Thon, der Bastian Schweinsteiger scharf kritisiert hat. Jetzt meldet sich der ehemalige deutsche Nationaltorwart Oliver Kahn gegenüber der „Abendzeitung München“ zu Wort.

Oliver Kahn verteidigt seinen ehemaligen Mitspieler in der „AZ“ nun, indem er sagt: „So kritisch würde ich das nicht sehen.“ Trotz seiner Führungsrolle beim FC Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft wird die Kritik am zentralen Mittelfeldspieler immer deutlicher, die besagt, dass die Qualität in seinem Spiel merklich abgenommen haben soll. So hat unlängst Günter Netzer dazu erklärt: „Das Spiel von Schweinsteiger ist seit einiger Zeit leider überwiegend aus der eigenen Hälfte angelegt, mit vielen und teilweise unnötigen Querpässen. Ich sehe seinen Platz trotz dessen großer Verdienste um die Nationalelf gefährdet.“
Im Fußballtalk „Sky90“ äußerte nun auch der Ex-Bayer Olaf Thon kritische Töne bezüglich Schweinsteiger: „Schweinsteiger ist ein Spieler, der immer weiter zurückgehen wird, weil er die Schnelligkeit einfach nicht mehr hat. Auf der Position braucht man Schnelligkeit, Aggressivität.“ Die Frage muss erlaubt sein, ob diese Kritik berechtigt erscheint. Denn der grundsätzlich dynamische Schweinsteiger ist erst 28 Jahre alt, doch von Thon wird er trotz des ursprünglich besten Fußballalters schon mächtig angezählt: „Schweini zeigt sich jetzt als Spezialist bei Standardsituationen, er ist sehr stark im Kopfballduell und versucht andere Tugenden zu zeigen und Führungsqualitäten an den Tag zu legen, so dass er sich vielleicht noch zu dieser WM retten kann.“ Und das Schalker-Idol stellt sogar einen Vergleich mit dem „Capitano“ der deutschen Nationalmannschaft an, wenn er sagt: „Aber dann wird es ähnlich geschehen wie bei Ballack, dass dann andere nachrücken – vielleicht geschieht es schon früher. Schweini spielt hauptsächlich in die Breite und kann keinen Mann mehr überspielen. Das kann Gündogan jetzt ein bisschen besser.“
Schweinsteiger wird auffällig kritisch von einigen Experten betrachtet. Die Frage muss jedoch erlaubt sein, ob dies berechtigt erscheint, denn beim jüngsten Bundesligasieg über den FC Schalke 04 hatte der Führungsspieler glänzende Werte. Aus diesem Grund springt ihm Oliver Kahn nun via „AZ“ zur Seite und macht deutlich: „So kritisch würde ich das nicht sehen.“ Seine Begründung für den kontrovers diskutierten Spielstil von Schweinsteiger: „Es ist völlig normal, dass du irgendwann ökonomischer Fußball spielst - was auch sinnvoll ist. In der Bundesliga muss sich Schweinsteiger derzeit nicht permanent völlig verausgaben, weil der FC Bayern als Mannschaft enorm stark und erfolgreich agiert. In den entscheidenden, wichtigen Spielen musst du hundert Prozent da zu sein.“ In der Bundesliga scheint er offensichtlich nicht mehr komplett an seine Grenzen zu gehen. Vielleicht weil er sich für die wichtigen Spiele in Champions-League und Pokal schonen möchte? Kahn weiß darauf eine Antwort: „Es ist normal, dass ein Spieler bei der hohen ständigen Belastung sich sagt: ich spare mir Kräfte für die Spiele wenn es um alles geht. Dann allerdings musst du zulegen können.“
Ein wenig Kritik übt Kahn dennoch an seinem langjährigen Mitspieler, wenn er das fehlende Risiko in Schweinsteigers Spiel moniert: „Vor allem unter van Gaal - hat er begonnen sein Spiel mehr in die Breite und weniger vertikal also direkt zum Tor auszurichten. Manchmal würde man sich mehr Zug zum Tor wünschen.“ Dennoch hält er den einstigen deutschen Liebling weiterhin für unverzichtbar beim FC Bayern und auch im DFB-Team. Kahn liefert Gründe für seine Meinung: „Es ist ja keine neue Erkenntnis: Die Spieler werden immer jünger, das Spiel immer schneller. Wenn du auf die 30 zugehst, gehörst du in Anführungszeichen schon zu den älteren Spielern. Schnelligkeit in Kombination mit hoher technischer Qualität - das ist alles sehr wichtig. Eine gewisse Erfahrung halte ich immer noch für unentbehrlich. Daher ist die Schnittmenge zwischen all den Eigenschaften, die der Bastian hat, weiterhin sehr wichtig für eine Mannschaft.“
Sicherlich hat sich der Fußball gewaltig verändert, was auch daran liegt, dass die Nachwuchsspieler immer besser ausgebildet sind und eine hohe Qualität mitbringen. Das Spiel ist schneller und risikoreicher. Dennoch haben hervorragende Einzelkönner wie Schweinsteiger weiterhin einen wichtigen Status inne, den sie durch ihre Fähigkeiten und ihre Vita auch verdient haben. Die Kritik an Schweinsteiger ist teilweise sicherlich auch berechtigt. Jedoch sollte in dieser Thematik mehr differenziert werden. Ein wenig mehr Gelassenheit würde vielen Beteiligten ganz gut tun.

Quelle: abendzeitung-muenchen.de
Autor: Henning Klefisch
Schlagworte: FC Bayern München; Schweinsteiger; Thon; Kahn; van Gaal; Ballack; FC Schalke 04
Datum: 12.02.2013 17:41 Uhr
Url: http://www.3-liga.com/news-fussball-kahn-verteidigt-schweinsteiger-gegen-aufkommende-kritik-4125.html


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